Keiner will Vorsitzender sein: Veteranenverein droht vor Jubiläum das Aus - Fusion mit Schliersee?
Das Bitten hat nichts genutzt. Bei den vorgezogenen Neuwahlen der Hauptversammlung im Miesbacher Schützenwirt blieben die zwei offenen Posten im Vorstand des Veteranen- und Reservistenvereins Parsberg-Wies-Miesbach unbesetzt: der des Schriftführers und – noch prekärer – der des Vorsitzenden.
Parsberg/Miesbach – Eine Situation, die den Verein – ein Jahr vor seiner geplanten Feier zum 150-jährigen Bestehen – vor eine existenzielle Frage stellt.
Dabei hatten Vorsitzender Josef Eham und Schriftführer Rainer Hartmann bereits vor einem Jahr die Mitglieder darüber informiert, dass beide 2024 ihre Ämter in neue, jüngere Hände geben und zurücktreten wollen. Bei der Versammlung folgte nun die Ernüchterung: Kein Mitglied war bereit, die Führung des Vereins zu übernehmen.
„Wir haben keinen gefunden“
„Wir haben keinen gefunden“, sagt Eham mit dem für ihn typischen Lächeln. Dennoch ist ihm die Angelegenheit ernst. „Wir wollten gerade jetzt einen neuen Vorstand einsetzen, damit dieser ein Jahr Zeit hat bis zu unserer Jubiläumsfeier“, erklärt der 78-jährige Ex-Stadtrat, der zusammen mit Hartmann nun kommissarisch die Vereinsgeschäfte fortführt.
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Das Kernproblem hat Eham bereits ausgemacht: Seit dem Aussetzen der Wehrpflicht sei es für den Veteranen- und Reservistenverein immer schwerer geworden, Nachwuchs zu finden. Mitglieder, die den Krieg noch selbst erlebt hatten, seien mittlerweile verstorben, und auch die Reservisten werden rar.
Bis zu 50 Jahre im Verein
Wie sehr die alte Garde dem 1875 gegründeten Verein die Treue hält, zeigten die Ehrungen. 15 Mitglieder wurden ausgezeichnet: Vier erhielten das silberne Ehrenzeichen für 25 Jahre Mitgliedschaft, zehn das goldene für 40 Jahre und einer die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft für 50 Jahre Vereinstreue.
Bürgermeister bringt Fusion ins Spiel
In seinem Grußwort dankte Bürgermeister Gerhard Braunmiller als Ehrengast dem Verein für die Aufrechterhaltung der Erinnerungen an die Geschehnisse beider Weltkriege. Er lobte, dass den Gefallenen und Verstorbenen gedacht werde und auch Auslandseinsätzen mit der Bundeswehr als Themen aufgearbeitet werden. Alfons Rauch, Vorsitzender des Patenvereins Schliersee, beklagte dagegen trotz wieder mehr gewordener Ausrücktermine 2023 eine geringe Beachtung des Vereinslebens in der Schlierseer Bevölkerung.
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Wie Eham berichtet, habe Braunmiller als Notlösung eine Fusion mit den Schlierseer Veteranen ins Spiel gebracht. Ein Vorstoß, zu dem es laut Eham kein Ergebnis gab. Er hofft, dass sich nach seinem Rücktritt doch noch jemand findet, der bereit ist, den Verein zu übernehmen. Dazu ist eine weitere Versammlung geplant, die in einem Monat stattfinden soll – der genaue Termin stehe noch nicht fest.
Ohne Vorsitzenden droht dem Verein die Auflösung – vielleicht noch vor dem 150er-Jubiläum. Eham hofft aber, dass sich doch noch jemand findet. Denn er wolle mit Blick auf sein Alter und 25 Jahre als Vorsitzender definitiv nicht mehr weitermachen.
ddy