Photovoltaik: „Erst mal die Dächer nutzen“

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PV-Freiflächenanlagen, wie hier bei Föching, sind im Oberland derzeit noch Mangelware. © Archiv tp

Das Projekt Freiflächenkataster schreitet voran. Im Kreistag gab es jetzt aber kritische Worte aus der Landwirtschaft. Man möge zunächst die Hausdächer nutzen, hieß es.

Landkreis – Das Photovoltaik (PV)-Freiflächenkataster zeigt Wirkung. „Es rührt sich was“, sagte Vorstand Stefan Drexlmeier von der Energiewende Oberland (EWO) jetzt im Kreistag. Aktuell gebe es viele Anfragen von Kommunen, Unternehmen und aus der Landwirtschaft. Es war der Punkt, der nach Drexlmeiers Sachstandsbericht über den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Oberland auch die Diskussion bestimmte. „Fangen wir doch bitte mal bei den Dächern an und nicht bei den Freiflächen“, sagte Maria Dießl (CSU).

Aktuell zu wenige Gewerbedächer belegt

Die Landwirtin betreibt in Otterfing eine Pferdehaltung und entrüstete sich über die Erwartungen an die Bauern. Freiflächenphotovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen seien für sie persönlich keine Option. „Die Erholungssuchenden sehen lieber Pferde grasen als PV-Anlagen“, stellte sie klar. Und die Landwirte wollten lieber Lebensmittel produzieren und nicht nur Energie. „Es sind aktuell so viele Gewerbedächer nicht belegt“, stellte sie fest, „da brauchen wir nicht bei der Landwirtschaft anfangen.“

Solaranlagen in der Verantwortung der Hauseigentümer

Drexlmeier versicherte, dass Solaranlagen auf Hausdächern Priorität hätten. Dies liege aber in der Verantwortung der jeweiligen Eigentümer. Derzeit befänden sich auf gerade mal zehn Prozent der Dächer im Oberland Solarmodule, und das noch nicht einmal über die gesamte Dachfläche, ergänzte seine Vorstandskollegin Elisabeth Freundl. Den Ausbau voranzubringen, sei nicht so einfach, bestätigte auch Landrat Olaf von Löwis (CSU).

EWO-Vorstand möchte mit Flächenvergleich auch provozieren

Landwirtin Dießl reagierte auch deshalb so aufgebracht, weil in einer Präsentation der EWO die Fläche für die Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren wie Pferden der von PV-Freiflächen gegenübergestellt wird. Demnach entfallen im Oberland auf die Tierhaltung 3828 Hektar, die aktuelle PV-Freifläche beträgt 54,1 Hektar. Benötigt würden 632 Hektar. Fußballfelder nehmen 266 Hektar ein, Golfplätze 769 Hektar. „Ich möchte mit dieser Darstellung schon auch provozieren“, gestand Drexlmeier. Denn in der Debatte werde immer vor einer Verspiegelung der Landschaft gewarnt. „Davon kann man nun wirklich nicht sprechen, man sollte die Kirche im Dorf lassen“, so der EWO-Vorstand.

Einbindung der Landwirte unerlässlich

Grünen-Fraktionssprecher Thomas Tomaschek hielt eine Einbindung der Landwirte für unerlässlich – auch in deren eigenem Interesse. „Den Bauern wird durch den Klimawandel auch die Existenzgrundlage entzogen“, warb er für einen raschen Umstieg auf Erneuerbare Energien. Mit Solaranlagen auf Dächern allein sei es nicht zu schaffen. „Die werden nicht so schnell voll, wie wir’s brauchen“, stellte er fest. „Bei einer Freifläche sind es gleich mal hundert Häuser auf einen Schlag.“

Überbauung von Autobahnen und Kreisstraßen?

Auf die Frage von Florian Hupfauer (FDP), ob man auch darüber nachdenke, Autobahnen und Kreisstraßen mit Solaranlagen zu überbauen, reagierte Drexlmeier zurückhaltend. „Wir betrachten das Machbare“, sagte er. „Bei erforderlichen Höhen von 4,80 Meter gäbe es auch hier Vor- und Nachteile.“

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