Markus Wasmeiers Rettungsmission für einen historischen Schatz

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Ein einzigartiges Zeitzeugnis: In weiten Teilen steht der Wohntrakt des Steingraber Hofs da wie am Ende des 16. Jahrhunderts. Denkmalschützern ist es daher enorm wichtig, das Kleinod zu erhalten. Weil der Standort über Elbach schwierig ist, fasst man ausnahmsweise einen Ab- und Wiederaufbau im Freilichtmuseum von Markus Wasmeier ins Auge. © thomas plettenberg

Hoch über Elbach steht ein kulturhistorisches Kleinod: der Steingraber Hof. Der denkmalgeschützte Wohntrakt ist in großen Teilen so erhalten, wie er Ende des 16. Jahrhunderts gebaut wurde. Weil der Standort sehr problematisch ist, soll der Hof ins Museum von Markus Wasmeier umziehen.

Elbach/Neuhaus – Spricht man Kreisbaumeister Christian Boiger auf den Steingraber Hof an, gerät dieser unmittelbar ins Schwärmen. „Ein Schatz“, „eine kulturhistorische Perle“ und ein Bauwerk von „herausragender regionalgeschichtlicher Bedeutung“, sagt der oberste Denkmalpfleger am Landratsamt. Schon bald könnte der Berghof aus dem 16. Jahrhundert für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Er soll ins Freilichtmuseum von Markus Wasmeier umziehen.

Zustand wie vor dem 30-jährigen Krieg - das gibt‘s nur noch sehr selten

So etwas wie den Steingraber Hof, der aktuell noch oberhalb von Elbach steht, gibt es im Leitzachtal kein zweites Mal. Überhaupt würden im Kreis Miesbach allenfalls noch zwei Handvoll Profanbauten existieren, deren größter Teil noch im Zustand wie vor dem 30-jährigen Krieg ist. Eine Zeitkapsel sozusagen, ein „Objekt von hoher Überlieferungsdichte“, wie es der Denkmalschützer formuliert, sowie enormer geschichtlicher Bedeutung. Doch der jetzige Standort ist schwierig. Der Hof ist traufseitig an einen Steilhang gebaut. Schnee und Muren machen ihm zu schaffen. Eine Sicherung gegen Feuchtigkeit wäre Boiger zufolge technisch sehr schwierig und käme richtig teuer. Doch für einen Erhalt „ist es mindestens fünf vor zwölf“. All diese Punkte zusammengenommen – und nur deshalb – kommt das Thema Translozierung, also Ab- und Wiederaufbau an anderer Stelle, ins Spiel. „Eine absolute Ausnahme“, bekräftigt Boiger, die mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt ist.

Neuer Standort in Wasmeiers Museum wäre schon gefunden

Eine neue Heimat für historische Höfe? Da kommt quasi automatisch das Freilichtmuseum von Markus Wasmeier ins Spiel. Das ist Luftlinie gerade mal acht Kilometer entfernt, also quasi immer noch Heimat, dem Vorwurf eines Denkmaltourismus’ brauchen sich die Protagonisten also nicht aussetzen. Tatsächlich hatte der Ex-Skirennfahrer ohnehin schon ein Auge auf den Hof geworfen. Einen Berghof, zumal dieses Alters, gibt es auf dem Gelände noch nicht, er wäre ein „wertvoller Beitrag und eine tolle Erweiterung“, findet Wasmeier. Zusammen mit den Denkmalschützern hat er auch einen geeigneten Standort gefunden, ebenfalls am Hang, jedoch nicht hinter den Hügeln bei den anderen Höfen, sondern in der Nähe der Winterstube auf der Seite der Bundesstraße. Ein Sichern gegen Schäden ist bei einem Wiederaufbau deutlich einfacher. Wasmeier, dem es in seinem Museum seit jeher darum geht, Kultur und Geschichte der Heimat zu erhalten, möchte den Steingraber Hof in sein museales Gesamtkonzept integrieren. Und dazu gehört ganz klar auch ein Bildungsauftrag. Dass junge Menschen die Heimatgeschichte entdecken, ist Wasmeier wichtig. Daher ist der Museumseintritt bis zu einem Alter von einschließlich 15 Jahren auch frei.

Große Lösung käme 4,5 Millionen Euro teuer, würde aber zu lang dauern

Ganz nebenbei bringt eine Bildungsleitung auch Punkte, wenn man eine Förderung aus dem europäischen Leader-Topf möchte. Diese strebt Wasmeier als Projektverantwortlicher an, und zumindest das lokale Entscheidungsgremium hatte sein Okay schon gegeben. Den Antrag auf die 250 000 Euro ans zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim wird Wasmeier dennoch nicht stellen. Denn vorgestellt hatte er bisher die große Lösung, und zu dieser gehört auch der Bau des Wirtschaftsteils mit Übernachtungsmöglichkeiten sowie Seminarräumen. Als Grundlage hierfür dient ein Bauplan aus dem Jahr 1885. Alles in allem würde das Projekt dann 4,5 Millionen Euro kosten. Nun sehen die Leader-Richtlinien, dass ein Projekt nach zwei Jahren fertiggestellt sein muss – mit einer überschaubaren Verlängerungsoption. Zu kurz für ein solches museales Großprojekt. Wasmeier plant deshalb, quasi einen Schritt zur Seite zu machen und sich erst einmal einzig auf die Tanslozierung des Wohntrakts des Steingraber Hofs zu konzentrieren. Der Wirtschaftstrakt ist nicht denkmalgeschützt und soll in Elbach verbleiben.

Erstmal soll nur der denkmalgeschützte Teil umziehen

Diese Planänderung macht das Vorhaben erst einmal erheblich günstiger, die Höchstförderung von 250 000 Euro ist trotzdem möglich, vor allem aber ist das Zeitfenster machbar. Idealerweise bei der nächsten Sitzung des Entscheidungsgremiums soll der geänderte Antrag vorliegen. An vielen Formulierung wird Wasmeier gar nichts ändern müssen, zum Beispiel an dieser, die die Bedeutung des Steingraber Hof noch einmal herausstellt: „Die Einzigartigkeit dieses Zeugnisses der bäuerlichen Arbeitswelt gegen Ende des 16. Jahrhunderts sowohl in seiner Überlieferungsdichte als auch in seiner herausragenden denkmalfachlichen und historischen Bedeutung für unsere Region macht es zwingend erforderlich, diesen Hof zu erhalten.“

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