Nach Saison-Ende am Sudelfeld: Geschäftsführer erklärt Entscheidung – „Kein Weltuntergang“

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Nur noch ein paar Fleckerl: Plusgrade, Regen und Föhn haben der Schneedecke den Rest gegeben. Sudelfeld-Chef Egid Stadler zog die Reißleine. © Stefan Schweihofer

Nach dem frühen Saison-Schluss am Sudelfeld erklärt Geschäftsführer Egid Stadler, warum der Schritt letztlich notwendig war – und welche Tragweite er der Entscheidung beimisst.

Bayrischzell – Während am Spitzingsee noch einige Lifte laufen, ist die Skisaison am Sudelfeld heuer ungewöhnlich früh zu Ende gegangen. Mit dem letzten Betriebstag am vergangenen Sonntag hat Geschäftsführer Egid Stadler (66) „die Reißleine gezogen“, wie er sagt. Warum der Saisonschluss trotzdem nicht überbewertet werden sollte, was die Mitarbeiter nun zu tun haben und ob sich die teure Investition in neue Schneekanonen heuer bezahlt gemacht hat, erklärt der Bergbahnen-Chef im Interview.

Herr Stadler, Sie haben die Saison noch vor anderen Skigebieten für beendet erklärt. Warum?

Egid Stadler: Es war am Ende eine Entscheidung aus Sicherheitsgründen. Die Schneebänder sind immer enger geworden, abseits der Pisten gibt’s kein Polster mehr. In Österreich gab es zuletzt auch mehrere Unfälle mit Skifahrern, die links oder rechts hinausgeschossen sind. Und die asphaltierte Straße, die bis ins obere Sudelfeld führt, ist immer öfter rausgekommen. Wir haben die Löcher regelmäßig mit Kunstschnee zugeschoben, aber am Ende gab’s so viele Stellen, dass das gar nicht mehr abzusperren war. Teilweise haben wir abends die Pisten präpariert und am nächsten Tag war davon nichts mehr übrig. Deshalb haben meine Betriebsleiter und ich entschieden, kein Risiko einzugehen und die Reißleine zu ziehen.

Betriebstage in Ordnung – aber zu wenig Tagesgäste

Wie dramatisch ist dieses frühe Saisonende für Sie?

Stadler: Wir hatten 95 Betriebstage, das ist nicht so wenig. Im Dezember gab’s viel Naturschnee und Top-Bedingungen, die Saison ist früh und gut gestartet. Allgemein sagt man, es sollten 100 Tage sein, damit es eine normale Saison war. Von dem Wert halte ich aber nicht so viel – wichtiger ist es doch, wie viele Gäste gekommen sind. Und diese Zahl hat heuer nicht gepasst. Wir hatten um die 16 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr – und da waren es schon ein bisserl weniger als üblich.

Woran liegt das?

Stadler: Urlauber und Skikurse kommen immer, die haben ja gebucht. Und wenn der Schnee unten bis München liegt, kommen auch viele Tagesgäste. Aber wenn’s überall grün ist außer bei uns auf dem Berg, werden die normalen Skifahrer schnell weniger. Letztes Jahr gab’s wenigstens ein paar Mal zwischendurch Schnee. Heuer haben wir bis Februar – eigentlich der kälteste Monat – gehofft, dass da noch was kommt. Aber es kam einen ganzen Monat lang nichts, das war die Krux.

Am Spitzingsee laufen die Lifte noch. Gab’s dort mehr Schnee?

Stadler: Ja, wenn es dort 25 Zentimeter geschneit hat, waren es bei uns 15. Und am Schluss geht’s um jeden Zentimeter. Dazu kommt, dass es uns am Sudelfeld mehr mit dem Föhn erwischt. Der macht den Boden warm, das ist ein echter Schnee-Vernichter. Zusammen mit Regen, Wind und Plusgraden über die ganzen letzten Wochen hinweg bleibt da nicht mehr viel.

Sie haben im Herbst noch eine halbe Million in die Beschneiung am Mittleren Sudelfeldlift investiert. Hat sich das rentiert?

Stadler: Auf jeden Fall. Hätten wir die nicht gehabt, wären die Lifte schon Mitte Februar gestanden. Den Mittleren Sudelfeldlift hätten wir gar nicht in Betrieb nehmen können. Und für den Rest vom Skigebiet hätte er als Querverbindung gefehlt.

Stadler: Wetterbedingt „normales Auf und Ab“

Hat sich die Saison als Ganzes auch gerechnet?

Stadler: Nein, dafür waren es doch zu wenig Gäste. Wir haben aber trotzdem keine Weltuntergangsstimmung hier. Das ist das normale Auf und Ab, wenn man mit dem Wetter arbeitet.

Sie haben bis zum Schluss auf Neuschnee gehofft. Was machen Sie und das Personal jetzt?

Stadler: Tatsächlich sind einige der Mitarbeiter bis Ende März unter Vertrag, für die ich jetzt keine Arbeit mehr habe. Sie nehmen jetzt Urlaub, bauen Überstunden ab oder haben sich beim Arbeitsamt gemeldet. Insgesamt gibt’s aber viel zu tun. Wir bauen alles ab, was hier noch steht oder liegt – alle Absperrungen und Gehänge, die draußen sind. Danach bauen wir wochenlang die Zäune für die Almen auf, die wir im Herbst wieder abbauen müssen. Und wir beginnen mit den Revisionen von den Schneeanlagen, Pistenraupen, Sesselliften und Schleppliften. Parallel arbeitet das Büro an den Abrechnungen im Verbund. Und dann geht’s auch schon wieder los mit den Vorbereitungen für die neue Saison. nap

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