Sorge vor McDonald's-Comeback: Putin wehrt sich gegen Rückkehr westlicher Firmen nach Russland

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Russische Firmen wollen die Rückkehr westlicher Unternehmen verhindern. Kremlchef Putin will dies offenbar unterstützen. Damit schadet er jedoch der russischen Wirtschaft.

Moskau – Unruhe in Russlands Wirtschaft: Heimische Firmen wollen aus Sorge vor Konkurrenz die Rückkehr westlicher Firmen nach Russland verhindern. Unternehmen betreiben Medienberichten zufolge Lobbyarbeit und verüben Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Unterstützung bekommen die Firmen vom Kremlchef selbst.

Russische Firmen wehren sich gegen Rückkehr westlicher Unternehmen

Federführend ist die Fast-Food-Kette Vkusno i tochka (übersetzt „Lecker, Punkt“ ), welche den amerikanischen Franchisegeber McDonald’s nach dem Ukraine-Krieg in Russland ersetzt hatte. Aus Sorge vor einer möglichen McDonald’s–Rückkehr richtete der CEO eine klare Forderung an Putin.

Sorge vor McDonald‘s: Putin wehrt sich gegen westliche Firmen in Russland ©  Alexander Kazakov/dpa/Karl-Josef Hildenbrand/dpa (montage)

„Wir haben unsere eigenen IT-Systeme, unsere eigenen Küchengeräte und unsere eigenen Innovationen entwickelt – und wenn die Marke zurückkehrt, wird all das wieder fremd“, sagte CEO-Oleg Parojew Ende Mai 2025. „Die Arbeit unserer russischen Partner wäre zum Teil vergeblich.“ Nachdem sich McDonald's aus Russland zurückgezogen hatte, wurde aus den russischen McDonald's Filialen wurde unter dem neuen Eigentümer, Alexander Govor, die Kette Vkusno i tochka. 

Putin will russische Firmen unterstützen und vor westlicher Konkurrenz schützen

Putin signalisierte der Financial Times zufolge Bereitschaft, die russischen Firmen vor der westlichen Konkurrenz zu schützen. „Denken Sie an den berühmten Witz: ‚Nur Feiglinge bezahlen ihre Schulden.‘ Hier ist es genauso“, witzelte Putin. Er habe der Regierung bereits befohlen, eine Lösung zu finden, um die Rückkaufklausel aufzuheben. Viele westliche Firmen, die ihre Geschäfte an russische Käufer übergaben, hatten Rückkaufklauseln vereinbart, die eine mögliche Rückgabe ermöglichten.

Diese will Putin offenbar kippen. Dann wäre eine Übernahme durch die ursprünglichen Eigentümer hinfällig. Dafür soll ein neuer Gesetzesentwurf diskutiert werden, der den Behörden die Befugnis geben würde, diese Rückgabe-Vereinbarungen aufzukündigen  – insbesondere wenn der Rückkaufpreis inzwischen unter dem Marktwert läge.

Das Gesetz würde laut Business Insider zudem mit Plänen einhergehen, ausländische Firmen dauerhaft auszuschließen und russische Unternehmen zu schützen. Über das Gesetz soll noch in diesem Jahr abgestimmt werden. Dass die Rückkehr nach Russland enorme Risiken darstellt, sollte westlichen Firmen unlängst bewusst sein. Im Mai 2025 schrieben mehr als 300 IT-Unternehmen laut der Financial Times einen gemeinsamen Brief an die Regierung, in dem sie einen stärkeren Schutz für inländische Unternehmen forderten, sollten westliche Konzerne zurückkehren.

Russlands Wirtschaft erschwert westlichen Firmen die Rückkehr – es bestehen Risiken

Zudem stellte Russland mehrere Hürden auf, um die Rückkehr westlicher Firmen zu erschweren. „Die russischen Behörden werden die Optionen, die die auswandernden Ausländer mit russischen Unternehmen abgeschlossen haben, nicht annullieren, aber sie werden zusätzliche Forderungen zu deren Umsetzung stellen“, sagte Alexej Jakowlew, Leiter der Abteilung für Finanzpolitik im russischen Finanzministerium, am Rande eines Moskauer Finanzforums Anfang April.

Noch zu Beginn des Jahres hatte Putin die Rückkehr westlicher Firmen begrüßt. Die Bedingungen für deutsche Unternehmen in Russland seien besser als anderswo, versicherte er. Rückkehrer könnten zwar keine Vorzugsbehandlung erwarten, aber ihnen würden auch keine Steine in den Weg gelegt, versprach er im Januar 2025 bei einem Investitionsforum in Moskau.

Russische Unternehmen werden priorisiert – Putin schadet Russlands Wirtschaft

Putins protektionistischer Ansatz dürfte Russlands Wirtschaft allerdings langfristig schaden. Ökonomen warnen, dass der Erfolg lokaler Firmen nicht lange von Dauer sein wird. „Unternehmen wie Vkusno i tochka verzeichnen zwar kurzfristige Gewinne, doch ihr Erfolg beruht größtenteils auf einem monopolähnlichen Umfeld, das durch die Abwesenheit ausländischer Konkurrenz geschaffen wurde“, sagte Roman Sheremeta, außerordentlicher Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Weatherhead School of Management der Case Western Reserve University. „Das ist keine Innovation, sondern Isolation.“ Langfristig berge das Modell Gefahren der Kapitalflucht und Abwanderung hoch qualifizierter Fachkräfte. Auch ein Glaubwürdigkeitsverlust bei globalen Investoren sei möglich.

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