Russlands Wirtschaft in der Krise – Putin wirbt um deutsche Unternehmen: „Unsere Türen sind immer offen“

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Sollten deutsche Firmen nach Russland zurückkehren, wäre Putin dem gegenüber nicht abgeneigt. Er will es den Unternehmen sogar vereinfachen.

Moskau – Sanktionen, Inflation und Rubel-Verfall: Russlands Wirtschaft geht es immer schlechter. Die wirtschaftliche Lage dürfte auch die westlichen Unternehmen in Russland hart treffen. Wegen des Ukraine-Kriegs und der westlichen Sanktionen haben viele westliche Firmen ihren Betrieb in Russland eingestellt, einige sind allerdings noch dort verblieben. Auch zahlreiche deutsche Firmen haben Russland mittlerweile verlassen. Nun macht Wladimir Putin deutlich: Er würde deutsche Firmen bei einer Rückkehr mit offenen Armen empfangen.

Russlands Wirtschaft in der Klemme – Putin betont Offenheit gegenüber deutschen Unternehmen

„Unsere Türen stehen offen“, antwortete Putin auf die Frage, ob er unter anderen Umständen deutschen oder europäischen Unternehmen erlauben würde, wieder nach Russland zurückzukehren. Laut Putins Darstellung spielte der Abbruch der Beziehungen zu Russland eine Rolle, dass die deutsche Wirtschaft eine schwierige Zeit durchmache. Der russische Präsident räumte allerdings auch ein, dass eine Rückkehr zwar schwierig sei – „wir werden dafür jedoch keine besonderen Hürden schaffen“, so Putin beim Investitionsforum „Russia calling“ in Moskau.

Wladimir Putin in Moskau.
„Unsere Türen stehen offen“, antwortete Putin auf die Frage, ob er unter anderen Umständen deutschen oder europäischen Unternehmen erlauben würde, wieder nach Russland zurückzukehren.  © IMAGO / Russian Look

Nach dem Ukraine-Krieg hatten zahlreiche Firmen ihre Geschäfte in Russland eingestellt. Von den deutschen Firmen zogen sich Unternehmen aus der Finanzbranche (sowie die Deutsche Bank), aber auch aus dem Handel (zum Beispiel Deichmann) sowie aus der Technologie und Telekommunikation zurück. Doch die Liste der Unternehmen, die in Russland geschäftlich aktiv sind, ist noch lang – zu diesen Unternehmen zählen zum Beispiel Hochland, Metro und Ritter Sport. Bislang sind Firmen aus den Bereichen Handel, Konsumgüter und Gesundheit von den internationalen Sanktionen ausgenommen.

Heikle Situation für westliche Unternehmen im Falle eines Rückzugs aus Russland

Ein Rückzug aus Russland ist für westliche Firmen rechtlich sehr heikel. „Bei einem Rückzug der deutschen Unternehmen aus Russland gibt es eine ganze Fülle von enormen Risiken“, sagte Sanktionsexperte Prof. Dr. Viktor Winkler bereits im Gespräch mit unserer Redaktion. Genannt sei nur die Gefahr durch den Rückzug, die eigenen Mitarbeiter, ob nun festangestellt oder nicht, staatlichen Maßnahmen auszusetzen. Die Unternehmen hätten eine Fürsorgepflicht als Arbeitgeber, gerade gegenüber ihren Mitarbeitern im Ausland. Das größte Problem ist laut Winkler das Thema Enteignung.

„Die russische Regierung hat ein Gesetz verabschiedet, dass es einen Abschlag geben muss, von rund 50 Prozent auf den Kaufpreis des verkauften Unternehmens. Ein zu hastiger Rückzug oder überhaupt ein Rückzug, läuft also immer Gefahr, dass es russische Enteignungen gibt”, so Winkler.

Russlands Wirtschaft vor Krise: Putin wäre Rückkehr deutscher Firmen nicht abgeneigt

Putin sprach auch die Krise bei VW an. „Man muss sich fragen, warum Volkswagen sich entschieden hat, den russischen Markt zu verlassen. Das Unternehmen hätte hier nicht nur erfolgreich sein und seine Produkte trotz eines hohen Lokalisierungsgrads weiter verkaufen können, sondern auch die Versorgung mit Komponenten aufrechterhalten und so hervorragende Einnahmen erzielen können“, sagte Putin beim Investitionsforum.

Der Volkswagen-Konzern hatte im Jahr 2023 die Exporte nach Russland mit sofortiger Wirkung gestoppt. Die Fertigung an den Standorten Kaluga und Nischni Nowgorod wird bis auf Weiteres eingestellt. Fertig produzierte Fahrzeuge, die bereits in Russland sind, werden nicht mehr an dortige Händler ausgeliefert. Bei den VW-Töchtern Porsche und Skoda wurde die Produktion in Russland und die Fahrzeugauslieferungen dorthin ebenfalls beendet.

Zweifellos kann man sagen, dass Putin wohl auch aus Eigeninteresse die Rückkehr deutscher Firmen befürworten würde. Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen haben der russischen Wirtschaft deutliche Schäden zugefügt. Am schwachen Rubel und an der hartnäckigen Inflation lassen sich die Folgen deutlich erkennen. (bohy)

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