Erst ein Leck, dann Ausfall: Durch wichtige Russland-Pipeline fließt kein Öl mehr

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Eine wichtige Pipeline in Polen weist ein Leck auf. Auch in Tschechien gibt es ein Problem – mit derselben Pipeline. Was steckt dahinter?

Warschau – Europa versucht sich von russischem Öl und Gas zu lösen. Noch ist das nicht vollumfänglich gelungen; unter anderem suchen Ungarn, die Slowakei und Tschechien noch nach Alternativen für die Lieferungen. Beim Öl gibt es aktuell mehrere Probleme für die Länder, die Öl über die wichtige Druschba-Pipeline (russisch für „Freundschaft“) beziehen.

Leck in der Druschba-Pipeline – „Keine Auswirkungen für die Rohöl-Lieferungen“

Denn die steht derzeit wegen zwei mutmaßlich unabhängigen Schäden im Rampenlicht der Medien. Schon vor ein paar Tagen, am 2. Dezember, berichteten internationale Medien über ein Leck am Mittelstrang der Druschba-Pipeline, der durch Weißrussland und Polen bis nach Deutschland führt. Empfänger für das transportierte Öl ist die Großraffinerie PCK Schwedt, deren Zufuhr allerdings durch das Leck nicht gefährdet gewesen sei. „Wir gehen davon aus, dass es keine Auswirkungen für die Rohöl-Lieferungen hat“, zitierte die Deutsche Presse-Agentur einen Sprecher des Mehrheitseigners Rosneft.

Reparaturarbeiten an der „Druschba“-Pipeline in Weißrussland.
Reparaturarbeiten an der „Druschba“-Pipeline in Weißrussland (Symbolfoto). Eine wichtige Pipeline in Polen weist ein Leck auf. Auch in Tschechien gibt es ein Problem – mit derselben Pipeline. Was steckt dahinter? © IMAGO / ITAR-TASS

Es sei nur einer der Stränge betroffen. Durch Polen laufen allerdings zwei Röhren parallel. Eine PCK-Sprecherin habe erklärt, dass keine Beeinträchtigung des Betriebsablaufs zu erwarten sei. Konkret sei der Schaden in der Nähe der polnischen Stadt Pniewy entdeckt worden. Deutschland verzichtet auf russisches Öl, durch die Pipeline fließt allerdings für gewöhnlich noch Öl aus Kasachstan und aus Danzig. „Nach der Vorbereitung der Reparaturstelle und der Entleerung der Pipeline wird ein Teil der undichten Rohrleitung durch eine neue ersetzt“, hatte der Pipelinebetreiber PERN am Sonntag (1. Dezember) dazu gesagt.

Neues Druschba-Problem in Tschechien – Russland stellt Lieferungen ein

Allerdings meldete nur wenige Tage später ein weiterer Staat ein Problem mit „Druschba“. Über die Online-Plattform X hatte sich der tschechische Industrieminister Lukas Vlcek gemeldet und angegeben, dass keine russischen Erdöllieferungen mehr durch den südlichen Strang der Pipeline fließen. Zu den Gründen ist derzeit nichts bekannt.

Vlcek hatte angegeben, der Regierung einen Vorschlag zu machen, nach dem der Unipetrol-Raffinerie in Litvinov eine Leihgabe aus staatlichen Reserven zukommen solle. Eine Sorge vor Versorgungsengpässen bestehe nicht, teilte der Minister mit. „Es besteht keine Gefahr, dass es nicht genügend Erdöl für die Bedürfnisse von Haushalten und Firmen gibt“, zitierte ihn das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am 4. Dezember.

Kurios an der Sache: Die Slowakei hatte angeblich vor einigen Tagen von „konkreten Hinweisen“ gesprochen, nach denen eine internationale Gruppe Anschläge auf kritische Infrastruktur geplant hätte. Ein Zusammenhang dazu steht jedoch noch nicht fest. Der Fall erinnert an die Nord-Stream-Pipeline – auch hier hatte Russland wenige Tage vor mehreren Explosionen grundlos den Transfer von Erdgas gestoppt.

Druschba als Öl-Lebensader – Auch für Deutschland?

Die Ölpipeline „Druschba“ hat ihren Ursprung in Russland. Kurz vor der weißrussischen Grenze spaltet sie sich in zwei Pipelines auf, von denen eine durch das nördliche Weißrussland und dann ins Baltikum führt. Der südlich gelegene Strang führt durch die Ukraine und Ungarn bis nach Kroatien. Von ihm spaltet sich im südlichen Weißrussland eine weitere Pipeline ab und führt durch Polen bis nach Deutschland.

Nach Angaben des RND liefert die Pipeline rund 58 Prozent des tschechischen Erdölverbrauchs. Auch Deutschland hatte einst viel Öl durch „Druschba“ eingekauft: Vom russischen Importrohöl kamen etwa zwei Drittel über diese Pipeline, der Rest über den Seeweg. 2022 hatte RND berichtet, dass Ostdeutschland fast nur Öl über „Druschba“ bekommen hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass Russland den Ölfluss stoppt – schon im Frühjahr 2023 war das passiert. Russland hatte eine wichtige Zahlung nicht geleistet und dafür West-Sanktionen verantwortlich gemacht. (Laernie mit dpa und RND)

Auch interessant

Kommentare