Gravierende Auswirkung von Trumps Zöllen: Auch Ukraine im Krieg betroffen

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Donald Trump setzt jetzt in seiner Wirtschaftspolitik auf Stahlzölle. Auch die Ukraine ist betroffen, will aber aktiv mit ihren Partnern nach Lösungen suchen.

Kiew/Washington D.C. – Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte werden auch Kiew, das sich immer noch im Ukraine-Krieg gegen Russland verteidigt, hart treffen. Am 10. Februar unterzeichnete der Republikaner dazu zwei Anordnungen im Weißen Haus und sagte, die Zölle sollten ausnahmslos für Einfuhren aus allen Staaten gelten. 

Wirtschaftsministerin der Ukraine: Stahlindustrie leidet bereits unter Krieg mit Russland stark

Das Dekret soll am 12. März in Kraft treten. Ab diesem Datum wird in der Ukraine wie in allen anderen Ländern ein Zollsatz von 25 Prozent erhoben. Die Entscheidung der US-Politik „wird natürlich Auswirkungen auf die Stahlindustrie haben, die unter dem Russlandkrieg gelitten hat“, schrieb Julija Swyrydenko auf X. Die erste stellvertretende Premierministerin und Wirtschaftsministerin der Ukraine erklärte, dass die Ukraine weiterhin entschlossen sei, mit ihren Partnern zusammenzuarbeiten, um vor Mitte März eine optimale Lösung zu finden.

Minenräumer gegen Russlands tückische Fallen: Die Ukraine hat ein eigenes Gefährt entwickelt. Vize-Ministerpräsidentin Julija Swyrydenko schaute sich das Gerät in der Werkstatt an.
Julija Swyrydenko, die erste Ministerin für Wirtschaft der Ukraine, will mit Verbündeten gegen die US-Zölle kämpfen. © Screenshot Facebook@Юлія Свириденко

Eine Lösung könnten Verhandlungen mit Trump sein. So konnten zum Beispiel auch Kanada und Mexiko vorerst die auf ihre Exportwaren verhängten US-Zölle durch Gespräche mit Trump pausieren. Trump behauptete, dass die Abschaffung der Zölle auf ukrainischen Stahl eher europäischen Herstellern zugutekäme als ukrainischen. In dem Dekret heißt es, dass der Anteil der Ukraine an den gesamten US-Stahlimporten bei 0,5 Prozent blieb, während die Importe aus der EU von 11,2 Prozent auf 14,8 Prozent stiegen, berichtet die European Pravda.

Folgen der US-Zölle: Lage auf dem Stahlmarkt wird komplizierter

Fakt ist aber, dass durch die neuen US-Zölle auf Stahl die Lage auf dem für viele Industriebereiche strategisch wichtigen Stahlmarkt noch komplizierter.wird. Dieser wurde schon durch die Überproduktion in China destabilisiert.

Laut den aktuellsten Zahlen des Branchenverbands World Steel wurden im Jahr 2023 weltweit 1,89 Milliarden Tonnen Stahl produziert. Mit 1,02 Milliarden Tonnen produzierte Weltmarktführer China mehr als die Hälfte, deutlich dahinter landeten die USA mit 81 Millionen Tonnen. Hingegen importierten die USA im Jahr 2023 rund 26,4 Millionen Tonnen Stahl, was sie zum zweitgrößten Importeur nach der Europäischen Union macht.

„Heute vereinfache ich unsere Zölle auf Stahl und Aluminium, damit jeder genau verstehen kann, was das bedeutet“, sagte Trump. „Es sind 25 Prozent ohne Ausnahmen (…). Und das gilt für alle Länder, egal, woher es kommt.“ Der Präsident sagte zu seiner Entscheidung: „Das ist eine große Sache.“ Auf diesem Weg werde Amerika wieder reich.

Obwohl viele Fachleute sie für kontraproduktiv halten, beschreibt Trump Zölle regelmäßig als eine Art wirtschaftspolitisches Wundermittel. Und er stellte direkt weitere Zoll-Ankündigungen in Aussicht, etwa mit Blick auf Autos, Computer-Chips und Pharmazeutika. „Das wird großartig für unser Land“, kündigte Trump an. Details nannte er dazu aber nicht. 

EU reagiert auf US-Zölle: „Wir werden handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen zu schützen“ 

Trump hatte die geplanten Zölle auf Stahl und Aluminium bereits am 9. Februar angekündigt. Die Europäische Union warnte den US-Präsidenten daraufhin vor der Einführung dieser Importzölle. „Die EU sieht keine Rechtfertigung für die Verhängung von Zöllen auf ihre Exporte“, teilte die für die Handelspolitik zuständige EU-Kommission in Brüssel mit. „Wir werden handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Maßnahmen zu schützen.“ 

Donald Trump ist zurück im Weißen Haus
Donald Trump setzt auf eine Zoll-Politik. © IMAGO/Pool/ABACA

Auch die Bundesregierung zeigte sich nach Trumps Ankündigung von Sonntag besorgt. Zölle würden die deutsche exportorientierte Wirtschaft treffen, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums vor Journalisten in Berlin. Auf Nachfrage, ob mögliche Gegenmaßnahmen auch diesmal wieder US-Produkte wie Motorräder oder Whiskey treffen könnten, wie es schon während Trumps erster Amtszeit der Fall gewesen war, sagte der Sprecher, es gebe keinen Automatismus aufgrund der Erfahrung vom letzten Mal. 

Als Trump nach seinem ersten Wahlsieg Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte einführte, reagierte die EU darauf mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Während der Amtszeit seines Nachfolgers Joe Biden wurde ein Stillhalteabkommen geschlossen, das die Zölle entschärfte.

Wirtschaftsexperte sieht Folgen überschaubar: „Unschön, aber nicht verheerend“

Der frühere Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, erwartet allerdings überschaubare Folgen für Europa durch neue US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. „Es ist unschön für unsere Volkswirtschaften, aber nicht verheerend“, sagte Felbermayr der Deutschen Presse-Agentur. Zudem dürften die Stahlpreise sinken, wenn mehr Stahl in Deutschland bleibe und andere Länder statt in die USA mehr nach Deutschland lieferten. Das könne etwa den Bau von Windrädern günstiger machen.

Der heute in Wien tätige Wirtschaftsprofessor geht zurzeit davon aus, dass die US-Zölle vor allem ein „Drohinstrument“ sind. „Auch die USA haben kein nachhaltiges Interesse daran, sich wirklich abzuschotten und Zollmauern zu errichten“, sagte er. Europa sei aber heute in einer schwierigeren Position als vor acht Jahren, als ein Deal mit Trump gefunden wurde, um Zölle abzuwenden. Die Europäer seien mittlerweile abhängiger von den USA, etwa wegen der Flüssiggaslieferungen, und sie hätten den damals versprochenen Abbau von Industriezöllen nicht umgesetzt. „Die Frage ist, wie viel Porzellan wird zerschlagen, bis man wieder den Tisch decken kann“. (bg/dpa)

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