Nach Protest gegen „Sarkophag“: Für Parkhaus in der Altstadt zeichnet sich Variante ab

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Wolfratshausen

Kommentare

Auf dem Hatzplatz in Wolfratshausen soll ein Parkhaus gebaut werden. In welcher Dimension und wie viele Pkw darin Platz finden sollen, muss der Stadtrat noch entscheiden. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Auf dem Hatzplatz in Wolfratshausen soll ein Parkhaus gebaut werden. Das Büro Schaeffer hat nun die voraussichtlichen Kosten für drei Varianten ermittelt.

Wolfratshausen – Die Debatte über den Bau eines Parkhauses in der Innenstadt verfolgt der eine oder andere Wolfratshauser bereits zeit seines Lebens. Nun liegt eine erneute Machbarkeitsstudie vor, die es den Stadträten ermöglicht, die Kosten verschiedener Varianten abzuschätzen und miteinander vergleichen zu können. Fest steht: Wenn wird das Parkhaus auf dem Hatzplatz errichtet. Auf diesen Standort hatten sich die Mandatsträger Anfang Januar bei einer Klausurtagung im Kloster Seeon verständigt – sechs Wochen später fiel mit 25:0 Stimmen der Grundsatzbeschluss.

Als Basis dient ein Entwurf, den die Stadträte nicht wollten

Als Basis für die Machbarkeitsstudie des Münchner Büros Schaeffer diente zum einen der Entwurf der Parkhaus Wolfratshausen (PaWo) GmbH mit Siegfried Adlwarth an der Spitze. Der Investor aus Bad Tölz war vor gut vier Jahren bereit, ein Parkhaus auf dem Hatzplatz zu bauen und zu betreiben. Doch die Mehrheit des Stadtrats schreckte die Dimension des Zweckbaus (Stichwort „Sarkophag“) ab, der bereits geschlossene Erbpachtvertrag wurde wieder aufgelöst. Das kam die Stadt teuer zu stehen, doch immerhin sicherte sie sich das Recht, den Planungsentwurf der PaWo verwenden zu dürfen.

Darüber hinaus hinterlegten Architekt Oliver Schaeffer und sein Berufskollege Leo Buckenmayer (P8 Architekten München) das Parkhauskonzept, das der Wolfratshauser Hans Gärtner erarbeitet hat, für die Machbarkeitsstudie mit Zahlen. Schaeffer wies die Bürgervertreter in der jüngsten Stadtratssitzung jedoch darauf hin, dass Gärtner keinen echten Plan vorgelegt habe, sondern er, Schaeffer, und Buckenmayer nur eine vom ehemaligen SPD-Ortsvorsitzenden erstellte Power-Point-Präsentation hätten verwenden können.

Bebauungsplanänderung „kommt nicht in Frage“

Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.

Die Experten nahmen sowohl die Ursprungsvariante des „Vorschlags Adlwarth“ aus dem Jahr 2019 unter die Lupe, als auch eine abgespeckte Version dieses Entwurfs. Variante 1, ein vier- sowie ein dreigeschossiger Baukörper („eine offene Großgarage“), würde rund 4,3 Millionen Euro kosten. Platz wäre für 151 Pkw, umgerechnet koste jeder Stellplatz 28 500 Euro. Die kleinere Ausführung mit Platz für 106 Autos schlage mit 3,47 Millionen Euro Baukosten zu Buche, jeder Stellplatz kostet nach Schaeffers Rechenmodell 32 800 Euro. Von einem Tiefbau, sprich einem unterirdischen Geschoss, riet der Architekt grundlegend ab: Finanziell „stoßen wir da in ganz neue Dimensionen vor“. Schaeffer wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass der ursprüngliche Entwurf der PaWo in Sachen Höhenentwicklung vom rechtsverbindlichen Bebauungsplan abweiche. Das aber entspricht nicht dem ausdrücklichen Wunsch des Stadtrats. „Eine Bebauungsplanänderung kommt nicht in Frage“, konstatierte Vize-Bürgermeister Günther Eibl (CSU).

Auch der sogenannte Gärtner-Plan, der ein zweigeschossiges Parkdeck ohne Dach vorsieht, weicht vom rechtsverbindlichen Bebauungsplan für das Areal ab. Insbesondere aufgrund des „Raumeingriffs“ für Rampen für die Ein- und Ausfahrt. 100 Parkplätze wären laut Gärtner-Konzept möglich, bei Baukosten von etwa 2,17 Millionen Euro kostet jeder Stellplatz 21 700 Euro. Grundsätzlich, das gab Schaeffer den Stadträten zu bedenken, sei bei allen Preisangaben eine „Streuung“ von 30 Prozent möglich – „nach unten und nach oben“. Zudem müssten noch 28 Prozent Planungskosten berücksichtigt werden, ergänzte Thomas Wenig, Mitarbeiter im Rathaus-Referat Bauen und Liegenschaften.

Ich freue mich, dass wir uns einer Variante nähern.

„Wir wollen ein offenes Gebäude“, sagte Eibl. Die „effektivste Variante“ sei in seinen Augen der ursprüngliche Adlwarth-Entwurf, bei dem das vorgesehene Dach (Kostenpunkt gut 640 000 Euro) sowie das vierte Geschoss gestrichen werden sollten. Nach Eibls Rechnungen stehen dann unterm Strich 3,25 Millionen Gesamtkosten für 132 Stellplätze. 25 000 Euro pro Parkfläche seien „super“, zudem sei die Lösung aufgrund der Höhenreduzierung um ein Stockwerk „städtebaulich verträglich“.

Josef Praller, Fraktionschef der Bürgervereinigung, freute sich, „dass wir uns einer Variante nähern“. Ein Parkdeck mit 100 Stellplätzen sei „nicht zielführend“, Praller vertrat wie Eibl die Meinung, dass es mindestens 130 sein sollten. Das unterstrich Dr. Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste), der daran erinnerte: Aktuell gibt‘s 70 Stellplätze auf dem Hatzplatz, dieselbe Anzahl soll der geplanten Altstadt-Aufwertung geopfert werden. Ergo würden durch ein Parkhaus mit 100 Plätzen nur 30 neue entstehen.

CSU-Chefin pocht auf Beschluss „noch in diesem Jahr“

Bevor sich die Räte in einer Diskussion über Stellplatzbreiten, Fassadenbegrünung, einer „Veranstaltungsfläche“ auf dem Parkhausdach und einer Photovoltaikanlage verloren, intervenierte gegen 20.15 Uhr Annette Heinloth (Grüne). „Wir entscheiden heute nichts und haben noch 17 Tagesordnungspunkte vor uns“, stellte die Dritte Bürgermeisterin fest. Auch die Fraktionssprecherin der CSU, Claudia Drexl-Weile, bat darum, auf weitere Wortmeldungen zu verzichten. Die Machbarkeitsstudie müsse nun in den einzelnen Fraktionen intern erörtert werden. Drexl-Weile war aber wichtig, „dass wir noch in diesem Jahr einen Beschluss fassen“. (cce)

Auch interessant

Kommentare