Zukunft der maroden Bergwaldbühne: Fachausschuss hat Entscheidung gefällt
Seit Jahrzehnten hat keine Kulturveranstaltung mehr auf der Bergwaldbühne in Wolfratshausen stattgefunden. Nun hat der Kulturausschuss über die Instandsetzung der Spielstätte entschieden.
Wolfratshausen – Immer mehr erobert sich die Natur die Wolfratshauser Bergwaldbühne zurück. Die Dielen werden von Tag zu Tag morscher, das Betreten ist „wegen Einbruchgefahr strengstens verboten“. Der Orchestergraben ist Vergangenheit, ebenso die Toiletten am Wasserreservoir. Nicht das erste Mal nahm sich nun der Kulturausschuss des Veranstaltungsorts an. Das Gremium möchte nun zwei Szenarien verhindern: einen Abriss und ein „typisches Wolfratshauser Fiasko“, wie es Stadtrat Dr. Manfred Fleischer formulierte.
Kulturreferent Sepp Schwarzenbach hat ein Nutzungskonzept für die Freiluftbühne entwickelt (siehe Infokasten unten). 70 Vereine und Institutionen befragte der CSU-Rat nach deren Interesse dort aufzutreten. 15 meldeten sich zurück: Neun könnten sich das vorstellen, fünf lehnten ab, ein Verein fand die Kosten zu hoch.
„15 Antworten sind schon recht wenig“, merkte Dr. Ulrike Krischke (Bürgervereinigung) an. „Ganz abgesehen davon, dass davon nur neun Rückmeldungen positiv waren.“ Sie blieb bei der bereits in der Vergangenheit erklärten Haltung ihrer Fraktion: „Für uns gibt es an zu vielen Ecken zu viele Fragezeichen. Das Nutzungskonzept finde ich leider nicht überzeugend.“
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Auch FDP-Stadtrat Dr. Patrick Lechner hat Bedenken. „Kultur macht eine Stadt lebenswert, nicht eine weitere Location“, sagte er. Wolfratshausen habe Orte, „die besser geeignet sind“. Außerdem sollte Kultur für jeden sein, nicht nur für Menschen, die den Anstieg zur Bühne schaffen. Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne) gab jedoch zu bedenken: „Barrieren gibt es in vielen Formen.“ Die Konzerte am Flussfestival beispielsweise können nur die besuchen, die sich die Eintrittskarten leisten können.
Finanzierung der Instandsetzung durch Spendenaktion
255 000 Euro könnte eine Instandsetzung der Bergwaldbühne kosten. Dem Gros der Räte ist das zu teuer. Der Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen bietet seine Hilfe an. Der Verein wolle die Ertüchtigung des in die Jahre gekommenen Veranstaltungsorts mit einer Spendensammlung im Internet, also einer Crowdfunding-Aktion, übernehmen. Die Stadt solle die Summe beisteuern, die ein Abriss kosten könnte. Laut Jennifer Layton (Grüne) bewegen sich Schätzungen im Bereich von 60 000 Euro.
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Die Idee einer Spendensammlung begrüßte Dr. Manfred Fleischer von der Wolfratshauser Liste zwar. Er erinnerte die Stadträte allerdings an die Crowdfunding-Erfahrung aus dem Surfwellen-Projekt. Die Kosten des Projekts stiegen mehrfach und deutlich, bis der Stadtrat nicht mehr bereit war, noch mehr Geld beizusteuern. Das Projekt wurde begraben, 200 000 Euro gingen für Planung, Gutachten und Rechtsberatung drauf, enttäuschte Bürger inklusive. „Wir müssen jetzt festlegen, was uns die Bergwaldbühne wert ist“, betonte Fleischer und nannte im gleichen Zug einen Betrag: 50 000 Euro. So hoch sollte der maximale Zuschuss der Stadt sein. Ohne Deckel werde das Projekt „zu einem typischen Wolfratshauser Fiasko“. Und außerdem „ist es gut für die Spendenbereitschaft, wenn schon etwas im Hut liegt“.
Stadt soll helfende Hand des Vereins LAW ergreifen
Die aktuelle Verfassung der Bühne „ist kein Zustand“, betonte Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne). Man stehe einer Entscheidung zwischen einem Abriss für 60 000 Euro und hohen Ausgaben für die Renovierung von 255 000 Euro. „Wir sollten die helfende Hand des LAW ergreifen.“ Wenn die fixen Kosten der Instandsetzung bewältigt sind, ergänzte Schwarzenbach, sind die laufenden Kosten „okay für unsere Stadt“.
Schließlich stimmten die Räte zweimal ab. Sie legten fest, dass die Stadt eine „Vereinbarung zum baulichen Erhalt der Bergwaldbühne“ mit dem LAW abschließen soll. Außerdem entschied das Fachgremium, dass die Stadt maximal 50 000 Euro zuschießt, wenn damit das Spendenziel erreicht wird Beide Beschlüsse fielen mit 6:3 Stimmen, dagegen stimmten Lechner, Krischke und BVW-Stadtrat Helmuth Holzheu.
So könnte die Bergwaldbühne genutzt werden
Geringer Organisationsaufwand, kurzzeitige und naturverträgliche Events mit minimalem Materialbedarf: Das sind nach dem Nutzungskonzept von Kulturreferent Sepp Schwarzenbach, Jennifer Layton und Manfred Menke die Anforderungen. Bei kleineren Events mit maximal 90 Minuten Dauer, beispielsweise Gottesdienste, Tanzvorführungen oder Sportevents, sollte auf das Rathaus-WC verwiesen werden. Die Sanitäranlagen im alten Wasserreservoir seien nicht nutzbar. Maximal bis zu 120 Besucher sollten sich an der Bergwaldbühne aufhalten – dann aber mit mobilen Toiletten. Auf Lagerflächen und Umkleiden wolle man verzichten. Die Buchungsorganisation der Bergwaldbühne übernähme die Tourist Info. Möglich sein sollte eine möglichst kostenfreie Buchung für Vereine und Institutionen ebenso wie für Privatpersonen und Unternehmen.