Ringen um die Bergwaldbühne: Jetzt liegt die Kostenschätzung auf dem Tisch
Seit rund vier Jahren hat auf der idyllischen Bergwaldbühne in Wolfratshausen keine Kulturveranstaltung mehr stattgefunden. Nun liegt die Kostenschätzung auf dem Tisch, was die Instandsetzung der Spielstätte über den Dächern der Loisachstadt kosten würde.
Wolfratshausen – Der Glanz der Bergwaldbühne ist längst verblasst. Seit rund vier Jahren fand über den Dächern der Loisachstadt keine Kulturveranstaltung mehr statt. Die Gründe sind vielfältig. Es gibt keine öffentliche Toiletten, keine Künstlergarderobe, Technik, Bestuhlung und Verpflegung für die Besucher müssen mühsam auf den Bergwald transportiert werden – und ein ums andere Mal verhagelte das Wetter im buchstäblichen Sinne eine geplante Freiluftveranstaltung. Inzwischen ist das Betreten der maroden Holzbühne „wegen Einbruchgefahr strengstens verboten“. Nun diskutierten die Mitglieder des Kulturausschusses des Stadtrats über die „Ertüchtigung der Bergwaldbühne“.
Im September 2022 hatte das Fachgremium beschlossen, die Kosten für die Sanierung der Spielstätte ermitteln zu lassen. Das Landratsamt hatte in diesem Kontext darauf hingewiesen, dass nur „die Ertüchtigung in Holzbauweise, also eine Erneuerung der bisherigen Konstruktionsweise“ genehmigt werde. Jetzt steht fest: Die Kosten für die Baustelleneinrichtung, Holzbau, Hangsicherungsmaßnahmen und Planungsleistungen summieren sich auf 255 000 Euro. „Eine Tribüne wird’s nicht mehr geben“, erläuterte Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne), die die Sitzung des Ausschusses am Dienstagabend leitete. Das heißt: Maximal 120 Besucher können eine Veranstaltung live miterleben. Heinloth gab zu bedenken, dass eine Veranstaltung im Jahr 2018 mit rund 7500 Euro (Künstlergage, Werbung, Toiletten, GEMA-Gebühr, Catering, Technik und Sicherheitswacht) zu Buche schlug. „Wir alle wissen um den Charme und die Einzigartigkeit der Bergwaldbühne“, meinte Heinloth. Doch bei besagten 255 000 Euro für die Instandsetzung „handelt es sich nur um eine Schätzung“, warnte die Dritte Bürgermeisterin.
Der Patient Bergwaldbühne ist schon längst von der Intensivstation in den Keller verlegt worden.
„Die Kostenschätzung ist die Mindestsumme“, unterstrich Wolfgang Weichlein (CSU). Er stellte fest, dass der „Patient“ schon längst „von der Intensivstation in den Keller verlegt worden ist“. Sprich: Die Spielstätte sei dem Tode geweiht. Ex-Bürgermeister Helmut Forster (Wolfratshauser Liste) erinnerte daran, dass die Bergwaldbühne „nie die Erwartungen erfüllen konnte“. Nicht zuletzt aufgrund der „schweren Erreichbarkeit“ sei es immer wieder zu Problemen gekommen. Aus diesem Grund, so Forster, seien attraktive Alternativen und Alternativstandorte (Flussfestival, „Eiszeit“, Wirtefest, Loisachhalle, Rathaus-Innenhof, alte Floßlände) entwickelt worden. „So leid es mir tut“, so der Fraktionschef der Wolfratshauser Liste: „Ich bin nicht bereit, gutes Geld dem schlechten hinterherzuwerfen.“
Kultur, das konstatierte Dr. Ulrike Krischke (Bürgervereinigung), dürfe „gerne etwas kosten“. Doch das Verhältnis von Investition und dem zu erwartenden Erfolg müsse stimmen. In Sachen Bergwaldbühne „ist es kein gesundes Verhältnis“.
Braucht Wolfratshausen „wirklich eine ,Mercedes‘-Lösung?“
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Jennifer Layton (Grüne) plädierte für den Erhalt des „Alleinstellungsmerkmals“. Sie vermisste wie ihre Parteifreundin Assunta Tammelleo allerdings Detailinformationen zum Instandsetzungsprojekt. Außerdem liege kein Nutzungskonzept auf dem Tisch – und eventuell gebe es Fördertöpfe, in die die Stadt greifen könne. Layton: „Wir sind es den Bürgern schuldig, alle Optionen auszuloten.“
Ähnlich sah’s SPD-Rat Manfred Menke, der einräumte, dass für ihn eine 255 000-Euro-Investition nicht in Frage komme. „Aber brauchen wir wirklich eine ,Mercedes’-Lösung?“ Menke schlug eine „Bergwaldbühne light“ vor. Eventuell sei es möglich, „dass die Holzkonstruktion der Bauhof ertüchtigt“.
Stadtmanager ist in Sachen Zuschüssen sehr skeptisch
Stadtmanager Dr. Stefan Werner goss mit Blick auf Zuschüsse für das Vorhaben Wasser in den Wein. Vertreter des Kulturfonds des Bundes und des Freistaats Bayern hätten auf Anfrage bereits abgewunken. Zumal vor einer Förderung „ein gutes Nutzungskonzept“ vorgelegt müsse – und auch eine vorhandene Infrastruktur müsse nachgewiesen werden.
Nach einstündiger Diskussion fiel der Beschluss mit 7:3 Stimmen: Das Thema wird vertragt. Bis Juli will der Kulturreferent des Stadtrats, Sepp Schwarzenbach (CSU), ein Nutzungskonzept skizzieren – dann steigt der Fachausschuss erneut in die Beratung ein. Gegen diesen Beschluss stimmten Forster, Weichlein und Maximilian Schwarz (Bürgervereinigung). (cce)