Klare Ansage an alle Demokratiefeinde: 2600 Teilnehmer bei Demo gegen Rechts in Holzkirchen

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Zahlreich, friedlich, deutlich: die Teilnehmer der Kundgebung im Holzkirchner Herdergarten und ihre Botschaften für die Demokratie. © THOMAS PLETTENBERG

2600 Bürger aus dem gesamten Landkreis haben am Sonntagnachmittag im Holzkirchner Herdergarten ein kraftvolles und konstruktives Zeichen für Vielfalt, Toleranz, Menschlichkeit und Demokratie gesetzt.

Holzkirchen – Aufmarschiert waren die Demonstranten für Vielfalt und Toleranz im Herdergarten zunächst ein wenig spärlich. Dafür mit Kind und Kegel und mit Buggy, Roller, Radl, Rollator und Rollstuhl. Doch pünktlich um 15 Uhr war der Platz vor der Bühne voll mit bunt gekleideten, Regenbogen-Banner und Transparente schwenkenden Menschen jeglichen Alters.

Ob die Mitglieder des Motorradclubs „Edelweiß Piraten“, die Anti-AFD Aufkleber verteilten, oder ältere Damen, die mit den Schriftzügen „Omas gegen rechts“ auf ihren Regenschirmen auffielen: Man tat seine Meinung kund. „Für Demokratie, gegen Rechts“, „Klare Kante gegen Rechts“, „Keine Toleranz für Intoleranz“, „Nie wieder ist jetzt“, „Wer rechts abbiegt, landet in der Sackgasse“ oder ein wenig kryptisches „Fck AfD“ stand da zu lesen. Die Organisatoren vom Bürgerbündnis „Holzkirchen ist bunt“, darunter Andreas Wolkenstein, der alle Versammlungsteilnehmer begrüßte, waren ob der Menge der Menschen und der guten Stimmung begeistert: „Es ist ein starkes Zeichen für Vielfalt, Menschlichkeit, Toleranz und Demokratie“, rief Wolkenstein unter Applaus und warnte vor dem Verlust des Anstands im Umgang und der Kommunikation, vor Rechtspopulismus und vermeintlich einfachen Lösungen.

Buntes Zeichen: Die Gruppierung „Warngau ist menschlich“ war mit einer großen Abordnung zum Herdergarten gekommen.
Buntes Zeichen: Die Gruppierung „Warngau ist menschlich“ war mit einer großen Abordnung zum Herdergarten gekommen. © THOMAS PLETTENBERG

Wolkenstein gab die Bühne frei für Kabarettist und Autor Christian Springer, der gleich Tacheles in Richtung derer sprach, die sich eventuell aus dem rechten politischen Lager an die Veranstaltung dranhängen wollten: „Liebe Reichsbürger, Querdenker und AfDler, geht’s hoam. Bei uns habt’s heut keinen schönen Nachmittag.“ Springer befand eine Kundgebung für die Demokratie für gut, aber dass sie überhaupt stattfinden müsse, sei ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft. „Wer Fakten weglässt oder verdreht und Zitate fälscht, der ist nicht die Mitte der Gesellschaft, der ist rechtsrechtsrechts“, wetterte er. Und: „Wer bei den Rechten mitläuft, bekommt braune Flecken“. Springer visionierte vom gesellschaftlichen Zusammenhalt und mahnte, dass nie ein Staat zugrunde gegangen sei, weil er sich um Bedürftige oder Flüchtlinge gekümmert habe. Er forderte auf, Anstand zu zeigen und vorzuleben und sich für die Demokratie – möge sie auch „zach“ und langsam sein – einzusetzen.

Fand klare Worte: Christian Springer.
Fand klare Worte: Christian Springer. © THOMAS PLETTENBERG

Jubel und Applaus galten ihm, aber auch den Statements, die die Demonstranten vorab auf kleine Karten schreiben und an eine bunte Pinnwand hängen konnten und die dann verlesen wurden: Ich unterstütze „Holzkirchen ist bunt“, weil „eine offene, solidarische Gesellschaft besser für alle ist“, weil „wir alle Ausländer sind – irgendwo“, weil „Habibi im TuS die meisten Tore für uns schießt“, weil „unsere Oma auch flüchten musste“, weil „das Grundgesetz kein Spaß ist, sondern da ist, um sich daran zu halten“ waren nur einige dieser bewegenden Statements.

Vertretung des Gemeinderats: Bürgermeister Christoph Schmid (vorne) mit (v.r.) Sebastian Franz, Dirk Kreder, Simon Ammer und Anita Grischneder (l.).
Vertretung des Gemeinderats: Bürgermeister Christoph Schmid (vorne) mit (v.r.) Sebastian Franz, Dirk Kreder, Simon Ammer und Anita Grischneder (l.). © THOMAS PLETTENBERG

Nachdem die Band Mountain Lake Vista aus Holzkirchen und Bad Tölz in feinstem Irish-Folksound von der Freude gesungen hatte, Holzkirchen seine Heimat zu nennen und nachgerade Festival-Stimmung aufkam, dankte Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid mit seinen Gemeinderatskollegen Anita Gritschneder (Grüne), Simon Ammer (SPD) und Dirk Kreder (FDP) für die Durchführung der Veranstaltung, die ein so positives Zeichen setzt und den in Holzkirchen lebenden Menschen aus 97 Nationen Angst und Bedenken nehmen möge. Er verlas zur Erinnerung die Grundrechte der Deutschen Verfassung und forderte ebenfalls alle auf, friedlich und mit Zivilcourage jenen entgegenzutreten, die sich demokratiefeindlich verhielten.

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Paul Winterer vom Bürgerbündnis verlas Grußworte und Solidaritätsbekundungen der in Holzkirchen angesiedelten Unternehmen bevor die Well-Brüder Stofferl, Michael und Karli in ihrer bekannt-grandiosen musikkabarettistischen Art die Asyl-Unterkunftsnöte der „Boomtown“ Holzkirchen und an der „Graffelgrube“ bei Warngau besangen, wo doch die „Riesenvilla vom Usmanow“ frei stünde. Mit ihrer Lesung aus dem Buche Bayerns präsentierten sie einen gestochenscharfen Rundumschlag durch die bayerische Politlandschaft seit der Pandemie und g’stanzelten sich unter Applaus, Jubel und Pfiffen durch die Bundespolitik. Beim „Ei-ei-Aiwangerlied“ wurde mitgesungen, beim Auftritt der Miesbacher Punk- und Rockband „Bieramiden“ von den Jungen mitgesprungen. Davor wurde unter Jubel die „Charta“ des Bürgerbündnisses verlesen, die Haltung, Handlung und die Kommunikation derer, die sich ihr verpflichten, für die Zukunft in Holzkirchen prägen soll.

Fürsprecher der Demokratie: (v.l.) Stofferl, Karli und Michael Well.
Fürsprecher der Demokratie: (v.l.) Stofferl, Karli und Michael Well. © THOMAS PLETTENBERG

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