Putin lobt den Papst – so war das Verhältnis des Kreml-Chefs zum Pontifex
Papst Franziskus forderte nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs immer wieder zum Frieden auf. Zu Kreml-Chef Wladimir Putin war sein Verhältnis zwiegespalten.
Moskau/Rom – Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag sprachen Staats- und Regierungschefs weltweit ihre Anteilnahme aus. Der französische Präsident Emmanuel Macron will zum Begräbnis des Oberhaupts der katholischen Kirche reisen und auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte angekündigt, die Reise nach Rom anzutreten. In Russland lobte Kreml-Chef Wladimir Putin das Lebenswerk des Papstes und wertete seinen Todestag als „besonderes Zeichen“.
Konkret erklärte Putin gegenüber der Presse: „Wenn der Herr eine Person an den heiligen Ostertagen zu sich ruft, ist dies ein besonderes Zeichen dafür, dass die Person ihr Leben nicht umsonst gelebt hat, dass sie viel getan hat, viel Gutes getan hat.“ Tatsächlich war das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und Putin ein gutes – bis der russische Überfall auf die Ukraine die Beziehung belastete. Viele kritisierten das Verhältnis zwischen dem Papst und Kreml-Chef. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sprach sich immer wieder für Frieden im Ukraine-Krieg aus, wurde jedoch nie so deutlich, wie man es sich in der Ukraine gewünscht hätte.
Franziskus traf Putin mehrmals im Vatikan – Papst als Vermittler zwischen Russland und Ukraine
Eine Einladung nach Kiew nahm Franziskus nicht wahr. Stattdessen wollte er nach Moskau reisen. „Zuerst muss ich nach Moskau gehen, zuerst muss ich Putin treffen“, erklärte er der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera. Bereits nach der völkerrechtswidrigen Krim-Annexion trafen sich Putin und der Papst im Vatikan. Damals mahnte Franziskus, dass eine „aufrichtige und große Anstrengung“ nötig, sei, um im Ukraine-Konflikt zu einem Frieden zu finden, wie die Seite Domradio über das Treffen, der beiden berichtet hatte.
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs versuchte Franziskus als Vermittler zwischen Kiew und Moskau zu fungieren. Etwa beim Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj oder beim Besuch der russischen Botschaft beim Heiligen Stuhl. Für viele Ukrainerinnen und Ukrainer sei das Vermächtnis des Papstes dadurch geprägt, dass er die Schwere des ukrainischen Überlebenskampfes im russischen Angriffskrieg immer wieder herunterspielt habe, schreibt etwa der Kyiv Independent.
Kritik an Papst Franziskus nach Aussagen zum Ukraine-Krieg
Nachdem Papst Franziskus im März 2024 erklärt hatte, die Ukraine müsse sich nicht schämen, mit Russland zu verhandeln, kritisierten einige Verbündete Kiews seine Aussagen, wie auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Scholz sei in dieser Frage nicht der Meinung des Papstes, betonte Regierungssprecher Steffen Hebestreit damals. Gemäß dem Motto „Man muss mit allen reden, nur nicht mit dem Teufel“ wollte der Papst den Gesprächsfaden mit Moskau nicht abreißen lassen, schreibt katholisch.de. Vor allem, wenn der Gesprächspartner auf „einem riesigen Arsenal von Atomwaffen sitzt“.
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Seinen Kollegen, den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I., kritisierte Franziskus deutlich. Im Gespräch mit der Corriere della Sera meinte das katholische Kirchenoberhaupt an Kyrill gerichtet: „Bruder, wir sind keine Staatskleriker und dürfen nicht die Sprache der Politik, sondern müssen die Sprache Jesu sprechen.“ Weiter erklärte er: „Der Patriarch kann sich nicht zum Messdiener Putins machen.“ Aus Moskau hagelte es Kritik für Franziskus Aussagen. Er habe sich im Ton vergriffen. Ein geplantes Treffen zwischen den beiden Kirchenoberhäuptern wurde daraufhin abgesagt.
Russlands orthodoxe Kirche steht hinter Wladimir Putin und unterstützt den Ukraine-Krieg
Tatsächlich nutzt Moskau die russisch-orthodoxe Kirche, um den Ukraine-Krieg zu rechtfertigen. Kyrill etwa segnete Panzer und Soldaten, bevor sie an die Ukraine-Front zogen. Kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs erklärte die Expertin Dr. Regina Elsner vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien in Berlin gegenüber dem Münchner Merkur das Zusammenspiel zwischen Wladimir Putin und der Kirche in Russland. Im Gespräch mit unserer Redaktion meinte Elsner, das militärische Vorgehen Russlands in der Ukraine rechtfertige die russisch-orthodoxe Kirche als Verteidigung. „Denn die Bevölkerung der Ukraine ist in der Vorstellung der russisch-orthodoxen Kirche ein Teil der russischen Zivilisation.“
Zwar gebe es auch in der Kirche in Russland Widerstand gegen den Krieg in der Ukraine, allerdings sei diese Gruppe „durch die vielen Repressionen quasi unsichtbar.“ Patriarch Kyrill I. arbeite eng mit Wladimir Putins Regime zusammen und habe „zahlreiche Kooperationsverträge zwischen Staat und Kirche initiiert“. Mit Fortschreiten des Ukraine-Kriegs hat die Unterstützung der Kirche in Russland für den Angriffskrieg Wladimir Putins sogar noch zugenommen, schreibt die „Carnegie Stiftung für Internationalen Frieden“. Zur Beerdigung des Pontifex Maximus wird Wladimir Putin jedenfalls nicht kommen, wie der Kreml angekündigt hatte. (sischr)