Neubaugebiet auf grüner Wiese: Anlieger fürchten um ihre Häuser

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Für nicht hinnehmbar halten Anwohner der Parchetwiesen in Weilheim die geplante große Wohnbebauung auf der Wiese westlich ihres per „Spielstraße“ erschlossenen Viertels. Deshalb verfassten sie ein Protestschreiben an die Stadt – mit fast 100 Unterschriften. © EMANUEL GRONAU

Der Protest gegen ein Neubaugebiet westlich der Parchetwiesen in Weilheim hat sich verdoppelt: Eine weitere Anlieger-Initiative wendet sich strikt gegen die Pläne, dort zwölf Wohnblocks zu errichten. Die Unterzeichner monieren eine erhebliche Absinkgefahr für bereits bestehende Häuser.

Auf der großen, freien Wiese westlich der bestehenden Bebauung an den Parchetwiesen ein weiteres Wohnviertel zu entwickeln, nämlich drei Wohnhöfe mit je vier Blocks: Diese Pläne der Stadt riefen nach dem ersten Bericht der Heimatzeitung umgehend Einwendungen aus der Nachbarschaft hervor. Vor zwei Wochen übergab die frisch gegründete „Initiative Parchetwiesen Weilheim“ im Rathaus eine von 99 Anwohnern unterschriebene Stellungnahme, wonach das neue Quartier keinesfalls – wie in einem ersten Entwurf angedacht – über die bestehende, verkehrsberuhigte Straße Parchetwiesen erschlossen werden dürfe (wir berichteten). Dagegen hatten sich auch bereits einige Mitglieder des städtischen Bauausschusses ausgesprochen.

Anwohner protestieren: Neubauvorhaben „weder bautechnisch noch städtebaulich oder ökologisch tragbar“

Nun ging im Rathaus ein weiteres Protestschreiben ein, diesmal aus dem westlichen Teil des bestehenden Wohnviertels, und auch für dieses wurden Unterschriften von fast hundert Betroffenen gesammelt. Und darin geht es, anders als bei der ersten Initiative, nicht nur um die Verkehrserschließung: „Wir, die Anwohner der Parchetwiesen, wenden uns geschlossen gegen das Vorhaben zum Bau von drei Wohnhöfen mit jeweils vier Gebäuden und insgesamt etwa 50 Wohneinheiten am Ende unserer Spielstraße“, heißt es in dem Brief. Das gesamte Vorhaben sei „an diesem Standort weder bautechnisch noch städtebaulich oder ökologisch tragbar. Es führt zu einer Überlastung der Infrastruktur, gefährdet bestehende Gebäude und widerspricht grundlegenden Anforderungen an die Bauleitplanung.“

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Probleme im Wohnviertel mit absinkendem Grund

Der wohl gewichtigste Einwand der Beschwerdeführer bezieht sich auf den Moosgrund, auf dem das Baugebiet liegt: Bereits bestehende Häuser in der Umgebung hätten „deutliche Probleme mit absinkendem Grund“, schreiben die Anlieger, „es entstanden bereits Risse in den Häusern, gepflasterte Terrassen brachen trotz Bodenverdichtung und betoniertem Untergrund auf“. Insbesondere nach dem Ausbau des Waitzackerbachs zum Hochwasserschutz sei das zu bemerken gewesen.

Ein neues Wohngebiet in geplantem Umfang, so die Befürchtung, „könnte durch zusätzliche Belastung und Veränderung des Bodens das Absinken verstärken, was zu erheblichen Schäden an den Nachbargebäuden und Grundstücken führen kann“. Es drohe „eine Beeinträchtigung der Standfestigkeit bestehender Wohnhäuser“. Auch auf möglicherweise „deutlichen Wertverlust für Eigentümer“ und mögliche Ansprüche auf Schadensersatz wird hingewiesen.

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Vorhandene Infrastruktur sei für Bebauung in geplanter Größe nicht ausgelegt

Darüber hinaus halten die Unterzeichner die geplante Bebauung mit Wohnblocks nicht für vereinbar mit der „lockeren, von Einfamilienhäusern geprägten Nachbarschaft“. Während dort ursprünglich „eine maßvolle Bebauung mit Einfamilien- oder Doppelhäusern“ geplant gewesen sei, verletze die neue Planung den Charakter des Viertels. Zudem stelle die bislang unbebaute Wiese samt kleinem Bach und Graben „wichtige Lebensräume für diverse Pflanzen- und Tierarten“ dar. Diese würden durch die geplante Bebauung zerstört.

Und auch in diesem Protestbrief ist natürlich der Verkehr ein Thema: Eine Erschließung über die bestehende Spielstraße würde insbesondere die Sicherheit der rund 25 Kinder gefährden, die aktuell in den Parchetwiesen aufwachsen – und die verkehrsberuhigte Zone verlöre durch den zusätzlichen Verkehr gänzlich ihre Schutzfunktion, so wird moniert. Überhaupt sei die vorhandene Infrastruktur „für eine Bebauung dieser Größenordnung nicht ausgelegt“, auch der vorhandene Parkraum reiche nicht. Im Notfall, so die Befürchtung, könnten sogar Rettungsfahrzeuge blockiert sein.

Die 98 Unterzeichner fordern deshalb, das Bauvorhaben in dieser Form nicht zu genehmigen, eine alternative Erschließung zu erarbeiten und „geotechnische Risiken“ bezüglich möglicher Setzungen gründlich zu prüfen.

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