Ein großes neues Wohnquartier westlich der Parchetwiesen, am Stadtrand von Weilheim? Diese Pläne schrecken zahlreiche Bewohner des benachbarten Wohnviertels auf. Keinesfalls dürfe man das Neubaugebiet über ihre Straße erschließen, wehrt sich eine frisch gegründete Initiative.
Sie seien „nicht grundsätzlich gegen das neue Baugebiet“, betonten im Rathaus am gestrigen Dienstag drei Weilheimer, die seit vielen Jahren im Quartier Parchetwiesen im Weilheimer Westen leben. Doch was die Anbindung eines künftigen Quartiers „Parchetwiesen West“ betrifft, zeigen sich die Nachbarn „sehr besorgt“. Wie berichtet, möchte die Stadt auf dem Wiesengrundstück westlich der bestehenden Bebauung ein weiteres Wohnviertel entwickeln: Drei Wohnhöfe mit jeweils vier Blocks sollen dort entstehen.
99 Anwohner der Parchetwiesen in Weilheim haben den Protest unterschrieben
Dass deren Verkehrserschließung laut erster Planung aber über das bestehende Wohngebiet Parchetwiesen erfolgen soll, das missfiel schon bei der ersten Vorstellung im städtischen Bauausschuss mehreren Stadtratsmitgliedern. Und von Seiten zahlreicher Anwohner folgte nun massiver Protest gegen diese Idee. Eine frisch gegründete „Initiative Parchetwiesen Weilheim“ übergab im Rathaus gestern eine entsprechende Stellungnahme an Bürgermeister Markus Loth, flankiert von 99 Anwohner-Unterschriften. „Fast die ganze Einwohnerschaft“ im betroffenen Bereich habe unterschrieben, sagte Walter Schaar, der mit seiner Frau Monika sowie Kurt Dörr und Hartmut Wewior als Sprecher fungiert. Anwohner aus dem westlichen Teil des Quartiers wollten zudem „eine gesonderte Aktion starten“.
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„Keine Anbindung des neuen Baugebietes Parchetwiesen West über unsere Straße Parchetwiesen mit Ausnahme von Fußgänger- und Fahrradverkehr“, so die klare Forderung in dem gestern übergebenen Schreiben. Für das Neubauvorhaben brauche es „eine eigenständige Straßenerschließung“ – und zwar nicht nur für die Bauphase, sondern als dauerhafte Anbindung.
Viele Kinder sind auf der Straße unterwegs
Die bestehende Straße Parchetwiesen sei „keine gewöhnliche Straße mit Fahrbahn und Bürgersteigen“, untermauern die Anwohner ihr Anliegen: Die Stadt habe diese „als verkehrsberuhigten Bereich (umgangssprachlich Spielstraße) gebaut“, in dem Fußgänger und Fahrzeuge gleichberechtigt sind, Kinder auf der Straße spielen dürfen und für Fahrzeuge nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist. „Kennzeichen unserer Straße sind außerdem mehrere Verengungen mit einer Straßenbreite von etwa 4,50 Metern. An diesen können nicht einmal zwei Pkw aneinander vorbeifahren.“ So würde es für Feuerwehr und Rettungswagen „wesentlich schwieriger, den Einsatzort schnellstmöglich zu erreichen.“
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Die Verkehrssicherheit müsse „eine übergeordnete Rolle in Ihrer Bauplanung finden“, appellieren die Anwohner an den Bürgermeister und den Stadtrat – auch deshalb, weil sich in dem Viertel gerade ein Generationswechsel vollziehe: „Bei uns gibt es wieder viele Kinder, die sehr oft mit ihren Tretfahrzeugen und Rollern auf der Straße unterwegs sind. Schon jetzt besteht täglich die Gefahr, dass etwas passiert.“
Weilheims Bürgermeister Markus Loth: „Die Botschaft ist angekommen“
Wenn täglich mehrere Baufahrzeuge durch die Spielstraße rollten und nach Bezug des Neubaugebietes „doppelt so viele Autos die verkehrsberuhigte Zone nutzen“, wäre deren Widmungszweck „nicht mehr gegeben“, heißt es weiter. Wegen all dieser Befürchtungen baten die Betroffenen bei der Unterschriften-Übergabe darum, das Thema erneut im Bauausschuss zu diskutieren – und um eine „gemeinsame Begehung vor Ort, möglichst nachmittags, wenn die Kinder nicht in Kita und Schule sind“.
Bürgermeister Loth betonte, bezüglich des Neubaugebietes sei „noch nichts entschieden“, es handle sich bis dato nur um die „Grundidee“. Eine alternative Planung für die Anbindung sei in Auftrag gegeben und werde geprüft. Dafür gebe es „verschiedene Optionen, aber einfach wird es nicht“. Erst wenn die alternative Planung vorliege, komme das Thema wieder in den Bauausschuss – frühestens im Oktober. Die Botschaft der Anwohner sei „angekommen“, so Loth. Und schon jetzt gebe es im Stadtrat ein Bewusstsein für die Problematik.