Freund oder Feind? Trump bei Intel-Chef mit Kehrtwende um 180 Grad

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Ein Chefwechsel, politische Vorwürfe und ein wankelmütiger US-Präsident, der seine Meinung ändert: Das Ringen um Intels Zukunft spiegelt den globalen Tech-Konflikt.

Santa Clara/Washington – Manchmal reichen Stunden, um die Stimmung komplett zu drehen: Erst forderte US-Präsident Donald Trump den Rücktritt des vor wenigen Monaten installierten Intel-Chefs Lip-Bu Tan – nun aber lobt er ihn öffentlich als Vorbild.

Was steckt hinter diesem plötzlichen Sinneswandel im Weißen Haus? Über die Kehrtwende im Fall des Chipkonzerns Intel und den geopolitischen Wettstreit zwischen den USA und China.

Trump und der Intel-Chef: Kürzlich sollte Tan noch zurücktreten

Noch am Wochenende hatte Donald Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social den sofortigen Rücktritt von Lip-Bu Tan verlangt. Hintergrund: Der republikanische US-Senator Tom Cotton warf dem Manager vor, zu enge Verbindungen nach China zu pflegen und verwies auf frühere Geschäfte von Tans altem Arbeitgeber Cadence mit einer chinesischen Militäruniversität.

Darüber hinaus ist davon die Rede, dass der gebürtige Malaysier mit chinesichen Wurzeln „Dutzende“ Firmen in der Volksrepublik kontrolliere. Die Vorwürfe sorgten für politischen Druck und Unsicherheit beim Chipriesen aus Kalifornien.

Nach einem Treffen mit Intel-Chef Lip-Bu Tan (im Bild) schlägt US-Präsident Donald Trump plötzlich andere Töne an
Nach einem Treffen mit Intel-Chef Lip-Bu Tan (im Bild) schlägt US-Präsident Donald Trump plötzlich andere Töne an. © Andrej Sokolow/dpa

US-Präsident schwärmt von Lip-Bu Tan und dessen „erstaunlicher Geschichte“

Doch nach einem Treffen mit Tan im Weißen Haus schlägt der US-Präsident plötzlich ganz andere Töne an: Das Gespräch sei „sehr interessant“ gewesen, schrieb er neuerlich auf seinem sozialen Netzwerk. Tans „Erfolg und Aufstieg“ seien „eine erstaunliche Geschichte“, schwärmt der 79-Jährige. Es scheint, als ginge es hierbei mal wieder um eine Art „Deal“:

Der Intel-Chef und Nachfolger des geschassten Pat Gelsinger werde nun Zeit mit Regierungsmitgliedern verbringen und Vorschläge ausarbeiten, wie die technologische Führungsrolle der USA gestärkt werden könne. Weitere Details ließ Trump offen.

Intel finanziell angeschlagen – neuer Chef seit März im Amt

Der 65-jährige Lip-Bu Tan ist erst seit März Chef von Intel, nachdem er zuvor im Aufsichtsrat saß. Sein Start ist herausfordernd, denn Intel steckt in der Krise. Tan setzte in mehreren Bereichen den Rotstift an und gab auch die Milliardenpläne für eine neue Fabrik in Magdeburg auf. Noch immer dominiert Intel zwar das PC-Geschäft, doch bei Smartphone-Chips und Künstlicher Intelligenz führen längst andere Anbieter – etwa Qualcomm, TSMC oder Nvidia.

Wie angespannt die Lage ist, zeigt auch die Bereitschaft der Techgiganten Nvidia und AMD: Laut Berichten der NY Times und Financial Times überlassen sie der US-Regierung 15 Prozent ihrer China-Einnahmen, um weiter KI-Chips exportieren zu dürfen – wenn auch mit reduzierter Leistung.

Wirbel um Intel in den USA: Offene Gespräche, große Erwartungen

Nach dem Treffen im Weißen Haus zitiert das Handelsblatt aus der E-Mail eines Intel-Sprechers: „Heute früh hatte Herr Tan die Ehre, sich mit Präsident Trump zu einem offenen und konstruktiven Gespräch über Intels Engagement für die Stärkung der Führungsrolle der USA in den Bereichen Technologie und Fertigung zu treffen.“ Intel betont sein klares Bekenntnis, eng mit der US-Regierung zusammenzuarbeiten und die technologische Souveränität der Vereinigten Staaten zu stärken.

Welche Vorschläge Lip-Bu Tan in den kommenden Tagen präsentieren wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Der neue Intel-Chef muss nicht nur den Konzern sanieren, sondern auch das Vertrauen der US-Politik gewinnen. (PF)

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