Statistik-Chefin entlassen: Trump reagiert auf schlechte Daten – „Zahlen manipuliert“

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Weil ihm die Arbeitsmarktzahlen nicht gefallen, feuert US-Präsident Trump kurzerhand die Chefin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik.

Washington, DC – Die US-Regierung hat im Juli einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 4,2 Prozent festgestellt, doch Präsident Donald Trump nennt die Zahlen „manipuliert“. Er kündigte am Freitag in seinem Onlinedienst Truth Social an, die zuständige Behördenleiterin Erika McEntarfer zu feuern. „Ich habe mein Team darauf angewiesen, diese von Biden politisch nominierte Frau zu feuern, SOFORT“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social. Sie solle durch jemanden ersetzt werden, der „viel kompetenter und qualifizierter“ sei. 

Die promovierte Ökonomin McEntarfer leitet seit 2023 das Amt für Arbeitsmarktstatistik. Trump behauptete, ihr Amt habe im März, August und September 2024 die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze deutlich aufgebläht. Kurz vor der US-Wahl 2024 sei dies offenbar geschehen, um seiner Konkurrentin Kamala Harris zum Wahlsieg zu verhelfen.

US-Arbeitsmarkt schwächelt – Trump spricht von gefälschten Zahlen des Arbeitsministeriums

Zuvor war bekanntgeworden, dass der US-Arbeitsmarkt zu Beginn des Sommers deutliche Anzeichen einer Schwäche gezeigt hat. Für den Zeitraum Mai und Juni revidierte das Arbeitsministerium die Zahl der neuen Stellen um insgesamt 258.000 nach unten. Korrekturen der Zahlen im Nachgang sind üblich, der Umfang dieses Mal allerdings nicht. Ökonomen erklären die enttäuschenden Arbeitsmarktdaten auch mit Auswirkungen der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung.

Das will Trump so nicht sehen – im Gegenteil. „Die Wirtschaft BOOMT unter ‚TRUMP‘“, behauptet er. Er spricht von einem Komplott gegen sich und von gefälschten Zahlen. Trump wiederholte bei seiner Ankündigung von McEntarfers Entlassung auch seine Forderung, US-Notenbank-Chef Jerome Powell zu feuern. Er solle „in den Ruhestand geschickt“ werden, schrieb Trump.

Donald Trump: Der mitunter leicht zu reizende Präsident der USA überzieht Notenbankchef Powell mit heftigen Schimpftiraden.
Donald Trump: Der mitunter leicht zu reizende Präsident der USA überzieht Notenbankchef Powell mit heftigen Schimpftiraden. © IMAGO/Yuri Gripas - Pool via CNP

Trump drängt auf Zinssenkung – Fed-Chef Powell warnt vor Inflationsrisiken

Mit der Neubesetzung eines Vorstandspostens in der US-Notenbank bekommt Präsident Donald Trump die Chance, deren künftigen Kurs in seinem Sinne zu beeinflussen. Von einer Absetzung des Fed-Chefs Jerome Powell habe er bislang zwar wegen drohender Marktturbulenzen abgesehen, sagte Trump in einem Interview. Über den überraschend angekündigten Rücktritt von Vorstandsmitglied Adriana Kugler äußerte er sich vor Journalisten aber „sehr glücklich“, weil nun ein Platz im Zentralbankrat frei werde. Das Gremium legt den wichtigen Leitzins fest, der indirekt das Wirtschaftswachstum fördern kann.

Der US-Präsident fordert seit Monaten einen niedrigeren Leitzins, um die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten anzukurbeln. Für Powell überwogen hingegen andere Argumente: Angesichts bestehender Inflationsrisiken infolge von Trumps Zollpolitik setzt er auf eine umsichtige Geldpolitik und zögert mit Zinssenkungen. Weil Trump bislang nicht das bekommt, was er verlangt, hat er Powell in den vergangenen Monaten wiederholt scharf angegriffen und mehrmals mit dessen Entlassung gedroht. Die rechtlichen Hürden für einen solchen Schritt sind allerdings hoch.

US-Wirtschaft bremst – Fed signalisiert mögliche Zinssenkung im September

Nach jüngsten Angaben der Fed hat sich das Wachstum in den USA im ersten Halbjahr abgeschwächt, während die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten nach wie vor groß ist. Ersteres könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Fed im September tatsächlich erstmals seit Dezember 2024 den Leitzins wieder senken wird.

Der Leitzins legt fest, zu welchem Satz sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können. Zudem fällt es Regierungen bei niedrigem Zins leichter, sich zu verschulden: Laut einer Einschätzung des Haushaltsamts des US-Kongresses wird sich das Defizit durch Trumps neues Steuergesetz innerhalb der nächsten zehn Jahre um rund 3,3 Billionen US-Dollar (etwa 2,8 Billionen Euro) erhöhen. (dpa/afp)

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