Türkei drängt auf Erwerb moderner Kampfflugzeuge: „Israel und Griechenland - Deswegen will die Türkei moderne Kampfflugzeuge“
Die türkische Luftwaffe ist veraltet. Das Land benötigt 500 moderne Kampfflugzeuge - 40 bis 50 davon sofort, schreibt die regierungsnahe Stiftung SETA.
Ankara – Die Türkei will in 2025 fast 50 Milliarden Dollar für ihre Verteidigung ausgeben. Und dazu hat sie allen Grund. Besonders die Luftwaffe des Landes bleibt das Sorgenkind von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Das Land hat es bislang nicht geschafft, moderne Kampfflugzeuge zu kaufen. Das Rückgrat der tückischen Luftwaffe bleiben ältere Modelle von F-16. Hinzukommt, dass die Zeit drängt. Der Nahe Osten ist zu einem Schlachtfeld geworden, in dem die Konflikte kein Ende zu nehmen scheinen.
Der Gazakrieg hält seit über 22 Monaten an, im Nachbarland Syrien kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen, an denen auch die Türkei und Israel beteiligt sind. Besonders der israelisch-iranische Krieg hat den mächtigen Mann in Ankara das Fürchten gelehrt. Innerhalb von 12 Tagen wurden das iranische Atomprogramm und viele ihrer Wissenschaftler in Stücke zerbombt. Iran verlor dabei auch ein Großteil seiner militärischen Führung. Auch der Ukraine-Krieg findet in unmittelbarer Nachbarschaft statt.
Türkei braucht 500 moderne Kampfjets - 40 bis 50 sofort
Der regierungsnahe Stiftung „SETA“ hat jetzt eine Analyse veröffentlicht, die den Bedarf an modernen Kampfflugzeugen zeigt. „In Bezug auf Kampfflugzeuge, die Luftüberlegenheit bieten können, steht der dringende Bedarf an Kampfeinsätzen immer noch im Vordergrund. Wenn es der Türkei nicht möglich ist, den Eurofighter zu beschaffen, sollte daher ein ähnliches Kampfflugzeug in einer Stückzahl von 40 - 50 Einheiten gekauft werden“.

Die Europäer wollen jetzt doch der Türkei 40 Eurofighter verkaufen. Zuvor hatte Bundeskanzler Friedrich Merz das deutsche Veto dagegen aufgehoben. Im Falle eines Zweifrontenluftkrieges bräuchte das Land 500 Kampfflugzeuge. „Daher kann zusätzlich zu den F-16 Vipers, die von den Vereinigten Staaten beschafft werden sollen, die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, auf weitere Lösungen zurückzugreifen“. Die USA haben nach langem Hin- und Her dem Verkauf von modernen F-16 ebenfalls zugestimmt. Die ersten Jets könnten ab 2026 geliefert werden.
Türkei: „KAAN“ soll Ersatz für F-35 sein
2019 ist die Türkei aus dem F-35-Programm suspendiert worden, nachdem das Land sich trotz Warnungen aus der Nato das russische Luftabwehrsystem S-400 angeschafft hatte. Dennoch hofft das Land, doch noch wieder an die Tarnkappenjets zu kommen.
Die Türkei bastelt zudem an einem eigenen Kampfflugzeug. Der „KAAN“ soll sogar eine Alternative zum F-35 sein. Bislang fliegt der Prototyp mit F-16-Triebwerken. Auch die europäischen Konzerne BAE Systems und Dassault liefern die elementare Technik dazu. 2028 soll die erste Maschine vom Band laufen. Ähnliche Versprechen gab es auch beim „Altay“. Der Panzer aus nationaler Produktion lässt weiterhin auf sich warten.
Griechenland und Israel bei Luftwaffe der Türkei überlegen
Vergleicht man die Luftwaffe von Griechenland und Israel, sieht man, wie sehr die Türkei hinterherhinkt. „Die Analyse zeigt, dass Israel über F-35 und F-15I verfügt, Griechenland moderne F-16-Varianten nutzt und beide Länder mit westlichen Partnern kooperieren. Die Türkei muss also technologisch aufholen und mehr Eigenständigkeit anstreben“.
Hinzukommen noch modernste Rafale R3 aus Frankreich sowie laut der griechischen Zeitung Ekatherimini 20 F-35, die bis 2030 an Griechenland ausgeliefert werden sollen. Die Türkei ist damit Griechenland im Luftkampf unterlegen und wird sich in Zukunft keine Provokationen über der Ägäis liefern können.
Erdogans Problem mit der Luftwaffe: Türkei fehlt es an Piloten
Zudem hat Erdogan seit dem Putschversuch 2016 das Militär und vor allem die Luftwaffe massiv geschwächt. Viele Kampfpiloten wurden entlassen und viele verhaftet, weil sie der Gülen-Bewegung angehören sollen. Diese gilt seither als Terrororganisation in der Türkei und wird von der Regierung als FETÖ (Fethullah´sche Terrororganisation) bezeichnet.
„Soweit ich es sehen kann, betrug die Zahl der allein über die Dekretslisten bis 2020 entlassenen Piloten mindestens 620, die Zahl der vom Verteidigungsministerium entlassenen Piloten, die nicht in diesen Listen aufgeführt waren, lag bei über 200“, schreibt der ehemalige Oberst der türkischen Luftwaffe, Yüksel Akkale auf X. Darin sind nicht die Piloten erfasst, die nach 2020 entlassen wurde, schreibt der im US-Exil lebende ehemalige Kampfpilot. Erdogan ließ auch den Nachwuchs bei der Luftwaffe entfernen.
Luftwaffe in der Türkei fehlt es auch an Kadetten
„Natürlich wurden nicht nur ausgebildete Piloten entlassen, sondern auch über 900 Flugkadetten, die Pilotenanwärter waren. Vielen Kadetten warf man vor, Terroristen zu sein und verhaftete viele unter ihnen. Auch die Militärluftfahrthochschule Işıklar, eine der hochwertigsten Bildungseinrichtungen in der Türkei, an der über 800 Flugschüler ausgebildet wurden, wurde geschlossen“, so Akkale.
Dem ehemaligen Offizier zufolge suche die Türkei deswegen im Ausland nach Piloten. Damit fehlen dem Land, das die Nato-Ostflanke beschützen soll, Führungskräfte bei seiner Luftwaffe. 70 Prozent der Kampfpiloten sollen so verloren gegangen sein. Die Frage, wer die gewünschten Kampfflugzeuge fliegen soll – vorausgesetzt, die Türkei bekommt auch die Maschinen – bleibt offen.
SETA veröffentlicht Bericht über Erdogan-kritische Journalisten
Die SETA unterhält Büros in verschiedenen Ländern Büros, auch in Deutschland. Die Stiftung hatte in der Vergangenheit in einem umfangreichen Bericht mit dem Titel „Der verlängerte Arm internationaler Medienorganisationen in der Türkei“ deutsche und internationale Journalisten ins Visier genommen, weil sie kritisch über die Türkei berichtet hatten. In dem 202 Seiten langen Bericht wurden die betroffenen Journalisten namentlich genannt und Screenshots ihrer X-Aktivitäten veröffentlicht. Der Bericht betrifft vor allem Journalisten der internationalen Medienorganisationen BBC, Deutsche Welle, Voice of America, Sputnik, Euronews, CRI und Independent. (erpe)