Türkei und USA streiten wegen Kampfjets: Erdogans Schwiegersohn will eigenes Modell bauen
Die Türkei bekommt aus den USA keine modernen F-35-Kampfflugzeuge. Erdogan-Schwiegersohn Selcuk Bayraktar scheint das zu freuen.
Ankara – Die Beziehungen zwischen der Türkei und ihren westlichen Verbündeten sind seit Jahren angespannt. Die Türkei hatte entgegen den Warnungen der Nato und auch der USA das russische Flugabwehrsystem S-400 angeschafft. Als Konsequenz wurde die Türkei aus dem F-35-Programm suspendiert. Während das Nachbarland und Nato-Mitglied Griechenland sowohl amerikanische Kampfflugzeuge der fünften Generation vom Typ F-35 als auch französische Kampfflugzeuge vom Typ Rafale bekommt, hatte die Türkei jahrelange Verhandlungen führen müssen, um weniger modernere F-16 Kampfflugzeuge zu erhalten. Neben Griechenland hat jetzt auch Rumänien die Zusagen aus Washington bekommen und darf sich in Zukunft über 32 Kampfjets vom Typ F-35 freuen.
Scholz erteilt Absage an die Türkei für Eurofighter
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bei der Modernisierung der türkischen Luftwaffe eine Abfuhr erteilt. Die Türkei hatte den Kauf von 40 Maschinen des Typs Eurofighter Typhoon geplant, ließ Verteidigungsminister Yaşar Güler im November 2023 mitteilen. „Sowohl England als auch Spanien sagen Ja, und jetzt arbeiten sie daran, Deutschland zu überreden. England und Spanien sagen: Wir werden dieses Problem lösen“, sagte Güler bei einer Anhörung im türkischen Parlament. Eine Zustimmung vom Bundeskanzler hatte es aber bislang nicht gegeben.
Doch der Schwiegersohn von Präsident Recep Tayyip Erdogan und Chef des türkischen Drohnen-Herstellers Baykar, Selcuk Bayraktar, hat sich in der Sache bereits zu Wort gemeldet. „Der Verzicht auf die F-35 könnte eines der besten Dinge für unsere nationale Verteidigungsindustrie sein. Stattdessen sollten wir kostengünstige, mit künstlicher Intelligenz ausgestattete, unbemannte, schwarmgesteuerte, autonome Kampfflugzeuge entwickeln.“ Zwar wurde das Video im Auto des Drohnenherstellers schon 2021 gedreht, wird jetzt aber wieder in den sozialen Medien massenweise geteilt.

Seither versucht der Rüstungskonzern den „Kaan“ zu produzieren. Ein Jungfernflug hatte am 21. Februar 2024 für Euphorie gesorgt. „Heute haben wir einen der stolzesten Tage der türkischen Verteidigungsindustrie erlebt“, schrieb Erdogan damals auf X und kündigte weitere Tests für den Kaan an. Allerdings ist der Kaan bislang ein Flugzeug, das von BAE-Systems aus Großbritannien entworfen wurde und seine Software vom französischen Konzern Dassault stammt. Die beiden Triebwerk sind die des amerikanischen F-16. Ob der Kaan tatsächlich in Serie geht, bleibt weiterhin fraglich. Für das Unternehmen Baykar bedeutet die Abfuhr aus Washington vor allem Milliardenaufträge aus Ankara.
Türkei will in Rüstungsgütern unabhängig werden
Die Türkei will in der Rüstung unabhängig aus dem Ausland werden und bietet deswegen immer wieder jungen Menschen Programme an, die ihr Können etwa in der Raketentechnologie beweisen können. Dazu zählt auch das Raketenrennen im Rahmen des „Milli Teknoloji Hamlesi“ (Deutsch: Nationaler Technologie Angriff). „Diese Raketen, die in den Himmel steigen, sind die völlig unabhängige Zukunft unseres Landes“, schreibt Erdogans Schwiegersohn auf X. An anderer Stelle auf X lässt Bayraktar sich mit den jungen Menschen ablichten und schreibt: „Neben unseren Raketenbauern“.
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Beziehungen zwischen Türkei und Westen angespannt
Auch in der Türkei ist man sich sicher, dass die Beziehungen zum Westen stark angespannt sind und eine Besserung nicht so schnell möglich ist. In Ankara sucht man deswegen nach Alternativen und hat kürzlich einen Antrag zur Aufnahme in die BRICS-Staaten gestellt. Erdogan hatte auch schon Interesse an einer Mitgliedschaft bei der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit SOC signalisiert. (erpe)