Nach Nawalny-Tod: Kreml lässt Anwalt des Putin-Kritikers verhaften
Am 16. Februar stirbt der scharfe Putin-Kritiker Alexej Nawalny. Nun nehmen die Behörden in Russland seinen Anwalt in Gewahrsam.
Moskau – In Russland ist der Anwalt des verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny verhaftet worden. Wassili Dubkow wurde laut Reuters am Dienstag (27. Februar) in Moskau in Gewahrsam genommen. Die Nachrichtenagentur bezog sich dabei auf die Berichte mehrerer russischer Medien. Der Jurist hatte vergangene Woche die Mutter Ludmilla Nawalnaja zum Straflager „Polarwolf“ begleitet, in dem Nawalny im Alter von 47 Jahren gestorben war.
Nach Angaben russischer Behörden führten natürliche Ursachen zu Nawalnys Tod. Eine internationale Untersuchung des Leichnams lehnt das von Präsident Wladimir Putin regierte Russland ab. Zuletzt hatte Kyrylo Budanow, Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, erklärt, dass Nawalny seinen Informationen nach eines natürlichen Todes gestorben sei. „Ich werde Sie vielleicht enttäuschen, aber soweit wir wissen, ist er tatsächlich an den Folgen eines Blutgerinnsels gestorben“, sagte Budanow auf einer Veranstaltung am Sonntag. Budanows Aussagen decken sich mit Meldungen russischer Medien.

Nawalny galt als schärfster Kritiker von Wladimir Putin
Nawalny war jahrelang der schärfste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Nawalny prangerte vor allem Korruption und Gier an und bezeichnete die Staatsführung als „Gauner und Diebe“. Seine Beiträge im Internet wurden millionenfach aufgerufen. Er war zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt worden. Nach Angaben von Nawalnys Unterstützern hatte es vor seinem Tod Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch gegen den in Berlin verurteilten russischen Mörder Vadim Krasikow gegeben. Die Bundesregierung kommentiert dies bisher nicht.
Trotz Dubkows Verhaftung will Nawalnys Witwe die Arbeit des Putin-Kritikers weiter fortsetzen. Das beweist die 47-Jährige auch am heutigen Mittwoch. Als Gast im Europarlament will Julia Nawalnaja vor den Abgeordneten in Straßburg eine Rede halten. Sie macht den russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich für den Tod ihres Mannes verantwortlich.
Kurz nach Nawalny-Tod: Botschafter gedenken in Russland des getöteten Kreml-Kritikers Nemzow
Unterdessen haben am Dienstag mehr als ein Dutzend Botschafter aus westlichen Ländern in Moskau des vor neun Jahren getöteten Kreml-Kritikers Boris Nemzow gedacht. Die Diplomaten sowie einige Bewohner Moskaus legten Blumen an einem provisorischen Mahnmal an der Stelle nahe dem Kreml ab, an der Nemzow getötet worden war. Auf einem an dem Mahnmal abgelegten Blatt Papier war zu lesen: „An diesem Ort wurde Boris Nemzow durch Schüsse in den Rücken getötet.“
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Nemzow war einer der lautstärksten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, bis er am 27. Februar 2015 auf einer Brücke in Moskau erschossen wurde. Sein Tod jährt sich zum neunten Mal – nur anderthalb Wochen nach dem Tod von Alexej Nawalny. (cs mit Agenturen)