Deutscher Leopard 2: Ukraine-Soldat benennt schonungslos lebensbedrohliche Schwachstelle
Ein ukrainischer Soldat beschreibt, wo der deutsche Leopard-2-Panzer besonders verwundbar ist. Derweil geht bei den „Leos“ 1 für die Ukraine nichts voran.
Slowjansk – Sie galten im Ukraine-Krieg lange als Hoffnungsträger für das heimtückisch angegriffene Land. Doch im Februar 2024 wirken die Leopard-2-Kampfpanzer aus Deutschland auf dem Schlachtfeld entzaubert.
Leopard-2-Panzer aus Deutschland: Ukraine-Soldat beklagt einen Makel
Mindestens 65 Leopard 2 bekam die ukrainische Armee aus Deutschland, Polen, Kanada, Schweden, Finnland und Portugal. Viele davon sollen aber heute in einem Reparatur-Hub in Litauen stehen, weit weg von der Front. Vor allem die russische Lancet-Kamikaze-Drohne bereitet Probleme, aber auch der Umstand, dass die „Leos“ extrem wartungsintensiv sein sollen.
Ein ukrainischer Soldat hat jetzt von einer regelrecht lebensbedrohlichen Schwachstelle des Leopard 2 berichtet. Zwischen Turm und Wanne klaffe eine Lücke, die dringend geschlossen werden müsse, erklärte Panzerkommandant „Arfa“ im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ). Es ist ein Makel, der schon bei etlichen an die Ukraine gelieferten „Leos“ auffiel.

Waffen-Lieferungen für die Ukraine: Leopard-Panzer weisen Mängel auf
Während die Ukrainer aus Schweden 35 hochmoderne Schützenpanzer CV 90 erhalten sollen, haben offenbar auch die bislang 30 gelieferten, älteren Leopard-1-Panzer dieselben Mängel wie die neueren „Leos“ 2. Bezeichnend: Erst kürzlich hatten ukrainische Soldaten dem „heute journal“ des ZDF einen Leopard 1 vorgeführt, dem so einiges fehlte.
Geradezu verheerend: In einer Bildsequenz des Beitrages ist zu sehen, wie der „Leo“ 1 regelrecht blank dasteht, wenn die Besatzung den Turm des 42,5-Tonnen-Koloss samt der 120-mm-Glattrohrkanone nach hinten dreht. Denn: Dann tut sich zwischen Turm und Wanne an besagter Stelle beschriebene Riesen-Lücke auf, wo der Turm im Gefecht mit den Truppen aus Russland und während der Fahrt gedreht wird.
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Leopard 1 und Leopard 2 in der Ukraine: Schwachstelle zwischen Turm und Wanne
In beiden Beispielen gibt es keine Schutzvorkehrungen gegen Panzerabwehrlenkwaffen und -granaten wie die alte RPG-7-Panzerbüchse. Diese wurde zwar bereits in den 1960er Jahren in der Sowjetunion entwickelt. Sie hat sich im Ukraine-Krieg aber auf beiden Seiten als wirkungsvoll erwiesen. Panzerfahrer „Arfa“ merkte im Gespräch mit der SZ an, dass die amerikanischen Bradley-Schützenpanzer dagegen zusätzlich gepanzert worden seien.
Konkret: Auf etlichen Fotos ist zu sehen, wie sowohl auf den Bradleys als auch auf gelieferten US-Kampfpanzern M1 Abrams ergänzend eine reaktive Panzerung angebracht wurde. Dabei werden Kacheln oder Platten an der Karosserie gepanzerter Fahrzeuge fixiert, die eine Sprengstoffschicht haben. Beim Aufschlag eines Geschosses, zum Beispiel der Hohlladung einer Panzerabwehrwaffe, soll die Reaktivpanzerung die Granate mittels einer Gegenexplosion unschädlich machen.

Panzer für die Ukraine: Bradleys und M1 Abrams haben zusätzliche Panzerung
Die vergleichsweise großen Sprengstoffkisten an den Bradleys und den M1 Abrams werden als „Abrams Reactive Armor Tile“ (ARAT) bezeichnet. Das modulare System kann von Hand installiert werden. Die Kisten mit dem Sprengstoff darin werden offenbar einfach auf vormontierte Schienen an der Panzer-Wanne geschoben. Bei den „Leos“ fehlt eine derartige Vorrichtung. Offenbar derselbe Leopard 2, von dem eingangs die Rede ist, hatte auf Fotos von Ende Januar (siehe oben) zumindest vorne an den Seiten der Wanne eine Reaktivpanzerung – das war es dann aber auch schon.
Auf den Fotos des SZ-Interviews fehlten derartige Schutzvorkehrungen indes gänzlich. „Der Effekt war sofort bemerkbar. Es gab fast keine Verluste mehr. Die Besatzung überlebt. Und der Panzer kann weiter fahren“, meinte „Arfa“ mit Blick auf entsprechende Schutzvorkehrungen an den US-Panzern. Sie sollen die Verluste unter den ukrainischen Soldaten begrenzen, während Präsident Wolodymyr Selenskyj diese jüngst auf 31.000 getötete Frauen und Männer bezifferte. Die Armee wartet indes sehnsüchtig auf versprochene Leopard 1 aus Deutschland. Der Rüstungskonzern Rheinmetall bereitet diese aus ehemaligen Industrie- und Bundeswehr-Beständen auf.
Der Effekt war sofort bemerkbar. Es gab fast keine Verluste mehr. Die Besatzung überlebt. Und der Panzer kann weiter fahren.
Leopard-1-Panzer aus Deutschland: Ukrainische Armee wartet sehnsüchtig
Laut Liste der militärischen Unterstützungsleistungen der Ampel-Bundesregierung waren, Stand 27. Februar, 30 Exemplare geliefert. Dabei wollte das Bundesverteidigungsministerium eigentlich bis Ende 2023 etwa 80 Stück bereitstellen. Und so werden die übrigen westlichen Kampfpanzer laut ukrainischen Militärbloggern zwischen den schwer unter Druck stehenden Frontabschnitten hin und her gereicht.
„Arfa“ und seine Besatzung aus insgesamt vier Mann kämpfen laut SZ nahe der Stadt Slowjansk (rund 110.000 Einwohnerinnen und Einwohner) im Osten des geschundenen Landes. Hier versucht die Invasionsarmee von Kreml-Autokrat Wladimir Putin auf vier Achsen zwischen Kupjansk und Kreminna vorzustoßen – wohl auch in Richtung der Großstadt Charkiw. „Arfa“ und seine Leopard-Kollegen versuchen, das zu verhindern. Allen Makeln zum Trotz. (pm)