So konnte RAF-Terroristin Daniela Klette 30 Jahre untertauchen: „Omas und Opas, die verehrt werden“
Die Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette ist nach drei Jahrzehnten auf der Flucht festgenommen worden. Zum Verhängnis wurde ihr wohl auch ein neuer Trend unter Linksextremisten.
Berlin – Drei Jahrzehnte lang war sie wie ein Geist, lebte unsichtbar im Untergrund. Jetzt ist die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette festgenommen worden. Die Polizei fand die 65-Jährige in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses in Berlin-Kreuzberg.
Ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette festgenommen – zwei Gesuchte noch auf der Flucht
Vor 30 Jahren waren sie und die beiden ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg untergetaucht. Dem Trio wird versuchter Mord vorgeworfen, außerdem sollen sie in den vergangenen Jahren immer wieder Banken überfallen haben. Insgesamt zwei Millionen Euro sollen sie so erbeutet haben. Staub und Garweg sind weiterhin auf der Flucht.
Linksextremistische Szene in Berlin-Kreuzberg: RAF-Leute sind Helden
Dass Daniela Klette sich ausgerechnet in Kreuzberg so lange versteckt halten konnte, sei kein Zufall, sagt Terrorismusexperte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP) gegenüber IPPEN.MEDIA. „In Berlin gibt es eine große und sehr aktive linksextremistische Szene. Die RAF-Leute sind für viele in diesem Milieu immer noch Helden. Für die neue Generation von Linksextremisten sind das Omas und Opas, die verehrt werden.“
Mit so einer gut vernetzten Unterstützerszene im Rücken sei es leichter, unterzutauchen: „Das Trio musste keine Wohnung anmieten und wurde auch finanziell unterstützt“, erklärt Schindler. „Schon die erste RAF-Generation hatte damals wenig Schwierigkeiten, über längere Zeiträume unterzutauchen.“
Die erste Generation der Roten Armee Fraktion (RAF) um die zentralen Figuren Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof hatte sich Ende der 1960er Jahre aus der Studentenbewegung heraus gebildet und schnell radikalisiert. Ihre Nachfolger versuchten in den Folgejahren unter anderem, inhaftierte RAF-Mitglieder durch Terrorakte freizupressen. Insgesamt gehen 33 Todesopfer auf das Konto der Linksterroristen, Dutzende Menschen wurden bei Anschlägen verletzt.
30 Jahre blieben die RAF-Mitglieder unentdeckt: „Es ist immer eine Ressourcenfrage“
Wieso kam es ausgerechnet jetzt zur Festnahme? Klette wurde nach Informationen aus Sicherheitskreisen anhand von Fingerabdrücken identifiziert. „Zum Verhängnis ist ihnen sicher unter anderem geworden, dass die linksextremistische Szene sich zuletzt so sehr mit Terrororganisationen wie der Hamas oder Samidoun verbrüdert hat. So hatten die Behörden sie wieder viel stärker im Fokus.“ Und damit auch die Unterstützer des Ex-RAF-Trios.
Meine news

Zuletzt war das RAF-Trio auch Thema der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“, die Polizei hatte die Ermittlungen gegen die Linksterroristen vor einiger Zeit erst wieder aufgerollt. Nach der Sendung hatte es über 100 neue Hinweise aus der Bevölkerung gegeben.
Spuren von Klette, Staub und Garweg waren unter anderem auch nach Banküberfällen an den Tatorten aufgetaucht. Und doch hatte die Polizei die ehemaligen Linksterroristen lange nicht auf dem Radar. Das sei auch einer Abwägung von Prioritäten geschuldet, sagt Experte Schindler: „Es ist immer eine Ressourcenfrage. Wir haben eine große rechtsextremistische Szene mit hohem Gewaltpotenzial und eine gefährliche islamistische Szene. Die Sicherheitsbehörden können nicht überall gleichzeitig sein und mit gleicher Intensität ermitteln.“