Putins Kaltblütigkeit irritiert Ex-US-General – „Weiß nicht, wie er das ertragen kann“

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Entsetzt über die Verluste von Russlands Armee: Ex-US-General David Petraeus. © Michael Reynolds/dpa/Montage

Russland verzeichnet Erfolge an der Ukraine-Front – unter hohen Verlusten. Putins Kaltblütigkeit überrascht sogar hartgesottene Generäle.

Moskau – Erst die Stadt Awdijiwka, dann die Dörfer Stepove und Sieverne: Angesichts eines zunehmenden Munitionsmangels bei den ukrainischen Streitkräften rückt Russlands Armee im Ukraine-Krieg wieder langsam vorwärts. Doch die Erfolge sind teuer erkauft – so steigen die Verluste von Putins Truppen wieder enorm an. Doch das nimmt der Kreml offenbar weiterhin billigend in Kauf. Selbst zwei Jahre nach Kriegsbeginn sorgt das noch für schockierte Verwunderung im Westen.

Ukraine-Krieg: General Petraeus schockiert über Russlands Verluste an der Front

Angesichts der hohen Verluste warf der frühere US-General David Petraeus dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine extreme Kaltblütigkeit im Umgang mit den eigenen Soldaten vor. „Ich weiß nicht, wie Putin das ertragen kann, außer dass er so ein kaltblütiger, brutaler Autokrat ist, der sich offensichtlich überhaupt nicht um das Wohlergehen seines Volkes und schon gar nicht um die Soldaten an der Front kümmert“, sagte der ehemalige CIA-Direktor dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek.

Petraeus weiß, wovon er spricht. Als US-General leitete er die Operationen der USA im Irak und in Afghanistan. Damals musste er die Verluste des US-Militärs erklären. Er habe viele Beileidsbriefe an amerikanische Mütter und Väter schreiben müssen – vor diesem Hintergrund könne er sich nicht erklären, wie Putin mit seinen Verlustzahlen umgehen könne, sagte Petraeus.

Offensive bei Awdijiwka: Russlands Armee verzeichnet mehr Verluste als im Afghanistan-Feldzug

Die US-amerikanischen Verluste in den beiden Kriegen im Irak und in Afghanistan liegen weit unter den russischen Zahlen bei der Invasion in die Ukraine. Offizielle Angaben zu den Todesopfern gibt es zwar nicht. Aber westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass seit Beginn von Russlands Angriffskrieg zwischen 300.000 und 400.000 Soldaten ihr Leben verloren haben oder kampfunfähig geworden sind. Allein in der vier Monate dauernden Schlacht um die ostukrainische Stadt Awdijiwka sollen Putins Streitkräfte mehr Kämpfer geopfert haben als in dem zehnjährigen Afghanistan-Feldzug der Sowjetunion, der zwischen 1979 und 1989 stattgefunden hat.

Putins Armee setzt auf blutige Weltkriegstaktik

Der Ukraine-Krieg war in den vergangenen Monaten zu einem erbitterten Stellungskrieg geworden. Doch seit wenigen Wochen gewinnt Russland wieder die Oberhand. Experten führen dies darauf zurück, dass der Ukraine wegen ausbleibender Waffenhilfe des Westens allmählich die Munition ausgeht. So konnten Putins Truppen zuletzt vor allem in dem Frontabschnitt bei Awdijiwka vorrücken. Jedoch setzt das russische Militär dabei auf eine äußerst verlustreiche Taktik aus dem Zweiten Weltkrieg.

Die Rede ist von Sturmangriffen entlang der Frontlinie, bei denen die russischen Befehlshaber ohne Rücksicht eine große Anzahl an Soldaten auf die Positionen der ukrainischen Verteidiger zurennen lassen. Diese sollen dann durch ihre schiere Masse für einen Durchbruch sorgen und die Verteidiger überrumpeln. Die Taktik erinnere an die japanische Armee im Zweiten Weltkrieg, berichtete das kürzlich das US-Magazin Forbes.

Unabhängig überprüfen lässt sich der Bericht nicht. Jedoch würde er die Tatsache erklären, dass der Generalstab der Ukraine zuletzt jeden Tag mehr als 1000 tote russische Soldaten in seinem Lagebericht vermeldet – zum Entsetzen auch von US-General Petraeus. Er gab zuletzt auch eine Prognose zum Fortgang des Ukraine-Kriegs ab. (jkf)

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