Politiker-Derblecken: Gysi und sein denkwürdiger Rausch-Auftritt am Nockherberg

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Vorm diesjährigen Derblecken am Nockherberg spricht Gregor Gysi im Interview über einen denkwürdigen Auftritt von 2015 und seine Pläne wiederzukommen.

Der Besuch von Linken-Politiker Gregor Gysi (76) im Jahr 2015 gehört zu den denkwürdigeren Auftritten am Münchner Nockherberg. Denn in der Gesprächsrunde nach dem Singspiel war Gysi sehr offensichtlich nicht mehr ganz nüchtern – und dabei live im Fernsehen. Zum Politiker-Derblecken am Nockherberg blickt er zurück auf einen berauschenden Abend.

Herr Gysi, vor neun Jahren waren Sie zu Gast auf dem Münchner Nockherberg. Wie erinnern Sie sich an den Abend?

Ich erinnere mich vor allem an zwei Dinge. Das erste war, dass die Fotografen dort den damaligen CSU-Ministerpräsidenten Horst Seehofer um Erlaubnis fragten, bevor sie ihn gemeinsam mit mir fotografierten. In Berlin hätten die einfach drauf losfotografiert. Als Seehofer sehr gnadenvoll „Ja“ sagte, wusste ich, dass ich doch in einer Art Königreich gelandet bin.

Gregor Gysi (r), und sein Double, der Schauspieler Reinhard Peer, stehen am 25.02.2015 in München (Bayern) beim Singspiel beim traditionellen „Politiker-Derblecken“ auf dem Münchner Nockherberg beisammen.
Gregor Gysi (r), und sein Double, der Schauspieler Reinhard Peer, stehen 2015 beim traditionellen „Politiker-Derblecken“ auf dem Münchner Nockherberg beisammen. © Tobias Hase/dpa

Gregor Gysi am Nockherberg: „Der Einzige, der Starkbier trank, war ich“

Und was war das zweite?

Ich saß während der Rede am Tisch gegenüber von Winfried Kretschmann, dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, als mir auch schon die erste Mass Starkbier hingestellt wurde. Als die leer war, war ich auf der Bühne noch immer nicht drangekommen. Ich bekam also noch eine Mass serviert. Irgendwann war ich dann dran beim Derblecken, und es war auch ganz nett. Das Problem war aber, dass ich dem Fernsehen versprochen hatte, dass ich auch noch in die anschließende Gesprächsrunde komme. Erst dort habe ich gemerkt, dass die anderen politischen Teilnehmer – anders als ich – alle geschummelt hatten. In deren Krügen war Tee, Wasser, Saft. Der Einzige, der wirklich die ganze Zeit Starkbier trank, war ich – und mittlerweile stand die dritte Mass vor mir. Ich war also in einer leicht anderen Grundstimmung als der heutige Ministerpräsident Markus Söder.

Gysi und Söder am Münchner Nockherberg: „Nicht unsympathisch“

Söder saß in der Runde neben Ihnen.

Ja, ich habe ihn immer wieder mit dem Ellbogen gestupst und gesagt: „Seien Sie doch mal ein bisschen lockerer.“ Aber er antwortete immer recht trocken und ernst.

Söder hat später einmal gesagt, Sie seien ihm in diesem Moment „erschreckend sympathisch“ gewesen. Können Sie das zurückgeben?

Wir grüßen uns freundlich, wenn wir uns sehen. Er war mir in diesem Moment zu trocken, aber nicht unsympathisch.

Positive Erinnerungen an den Nockherberg: Gysi würde wiederkommen

Das alles war 2015. Haben Sie seither mal wieder Starkbier getrunken?

Nein, ich trinke normalerweise eher Weißweinschorle. Aber der Abend ist mir trotzdem sehr positiv in Erinnerung. Für mich war es der Moment, an dem ich erreicht hatte, dass eine Mehrheit in Bayern mich akzeptierte – wenn sie mich deshalb auch trotzdem nicht wählte. Ich bekam danach unzählige Zuschriften, dass ich der einzig ehrliche in der Runde gewesen sei, der wirklich Starkbier im Krug hatte. Ich werde die Geschichte deshalb nie vergessen.

Planen Sie einen weiteren Besuch am Nockherberg?

Wenn man mich noch einmal einlädt, würde ich auch kommen. Diesmal würde ich mich aber auf eine Mass beschränken.

Interview: Sebastian Horsch

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