„Granatenschuss mitten ins System“: Wie Trumps Zölle die Weltwirtschaft gefährden könnte

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Mit einer drastischen Erhöhung von Zöllen will Trump die USA bei Wahlerfolg „wieder reich“ machen. Ökonomen sehen darin für niemanden einen positiven Effekt – auch nicht für die USA.

Washington - Nur noch eine Woche bis zur US-Wahl – eine Wahl, die der Großteil der Welt mit Spannung verfolgt. Denn abhängig vom Ausgang der Wahl befürchten Ökonomen Wirtschaftseinbußen und im schlimmsten Fall einen Handelskrieg, sollte Ex-Präsident Donald Trump an seinem „Universalzoll“ festhalten. Trumps Mission, die USA „rich again“ (dt. „wieder reich“) zu machen, geht einher mit einer drastischen Erhöhung von Zöllen auf Einfuhrwaren. Besonders China soll durch hohe Zölle zurückgedrängt werden, aber auch für Deutschland könnten die wirtschaftlichen Folgen gravierend sein. Viele Experten sehen jedoch keinen positiven Effekt für die USA; für sie gilt: Unter dem Strich sind Trumps Zölle für niemanden gut.

Bei Wiederwahl plant Donald Trump einen „Universalzoll“ von zehn bis 20 Prozent auf Waren aus dem Ausland.
Bei Wiederwahl plant Donald Trump einen „Universalzoll“ von zehn bis 20 Prozent auf Waren aus dem Ausland. © IMAGO/CNP/ABACA

„Mann der Zölle“: Wie Trump durch universelle Zölle die Wirtschaftsmacht der USA maximieren will

Donald Trump ist in seinen eigenen Worten ein „Mann der Zölle“. Sollte er daher am 5. November wiedergewählt werden, verspricht er Zölle auf Importwaren in die USA aus dem Ausland zu erheben. Der „Universalzoll“ von zehn bis 20 Prozent soll für alle Waren aus dem Ausland anfallen, bis zu 60 Prozent oder mehr sollen es für chinesische Produkte sein. Damit die Autos aus China nicht über die mexikanische Grenze in die USA kommen, werde Trump „alle erforderlichen Zölle erheben – 100 Prozent, 200 Prozent, 1.000 Prozent“.

Mit seinen Zöllen will Trump, wie er auf der Social-Media-Plattform X schreibt, die maximale Wirtschaftsmacht der USA entfalten. Es sei dabei immer „der beste Weg“, Zölle zu erheben. Aktuell verdiene die USA Milliarden US-Dollar durch Zölle – und laut ihm sei das nur fair: „Wenn Menschen oder Länder kommen, um den großen Reichtum unserer Nation zu plündern, möchte ich, dass sie für das Privileg, dies tun zu dürfen, bezahlen.“

US-Ökonomen sehen Trumps Zollpolitik als „Granatenschuss mitten ins System“

Für Ökonomen wie Maurice Obstfeld, ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), ist ein Regime unter universellen Zöllen „ein Granatenschuss mitten ins System“, wie er der New York Times (NYT) erzählt. Für andere Experten wie Mark Zandi, Chefökonom des Wirtschaftsforschungsunternehmens Moody’s Analytics, wäre ein möglicher Zollkrieg ein „sehr dunkler Weg für die Wirtschaft“. „Sie werden diese außergewöhnlich gute Wirtschaft in den Graben stoßen, und dort wird sie bleiben, bis die Zölle normalisiert werden“, sagte er ebenfalls in der NYT.

Trotz großer Ankündigungen Trumps, „Amerika rich again“ zu machen, zeigen mehrere Studien, dass die Auswirkungen seiner Zollpolitik auch die Vereinigten Staaten einiges kosten könnten. Das Peterson Institute for International Economics berechnete in einer Studie, dass die jährlichen Extrakosten für einen durchschnittlichen Haushalt bei einem universellen Zoll von 20 Prozent über 2.600 US-Dollar betragen würden. Eine Analyse der Federal Reserve zeigt zudem, dass als Folge ein stärkerer Beschäftigungsrückgang im Land zu erwarten ist. Denn steigen die Zölle auf Importwaren, steigen auch die Produktionskosten, und Vergeltungszölle müssen ausgeglichen werden. Viele US-Unternehmen beziehen zudem Teile für die Produktion aus dem Ausland, was die Produktpreise anheben könnte.

Drastische Folgen für die deutsche Wirtschaft – Massive Auswirkungen auf den Exporthandel

Gerade für Deutschland, das ohnehin bereits unter einer rückläufigen Wirtschaft in diesem Jahr leidet, könnte Trumps „Universalzoll“ weiteren Schaden anrichten. Rund zehn Prozent aller deutschen Exportwaren gingen im Jahr 2023 in die USA, während nur sieben Prozent der Importgüter aus den USA kamen, wie das Ifo-Institut in einem Gastbeitrag der FAZ berichtet. Betrachtet man die deutschen Dienstleistungsexporte, entfiel im Jahr 2023 ein Anteil von 16 Prozent auf die USA.

Eine Studie des Ifo-Instituts geht daher davon aus, dass durch Trumps Zollpolitik etwa 15 Prozent der Exporte wegfallen würden. Ebenso könnten die Exporte nach China um zehn Prozent sinken, da viele der in die USA gelieferten chinesischen Produkte Vorleistungen aus Deutschland enthalten.

Selbst wenn der Handel auf andere Länder als die USA verlagert würde, argumentiert die Studie, würde der deutsche Exporthandel um mindestens zwei Prozent sinken.

Harris für viele Wirtschaftsvertreter die bessere Wahl – doch in einem Punkt sticht Trump hervor

Für viele Vertreter der Wirtschaft ist Vizepräsidentin Kamala Harris daher unter dem Strich die bessere Wahl für die US-Präsidentschaft. Obwohl die Demokratin ebenfalls an einer Zollpolitik festhält, möchte sie diese „zielgerichtet“ einsetzen und sicherstellen, dass die Kosten nicht auf die Verbraucher abgewälzt werden. Doch gerade bei der Frage nach der wirtschaftlichen Kompetenz der Kandidaten zeigt eine Umfrage: Die Wähler trauen Trump in Wirtschaftsfragen mehr zu als Harris.

Auch interessant

Kommentare