Wolfgang Grupp wird persönlich: „Irgendwo ist jetzt bei mir Ende“
Wolfgang Grupp hat die Leitung seines Unternehmens an seine Kinder abgegeben. In einem Interview wurde der Unternehmer in Bezug auf seine Zukunft sehr persönlich.
Burladingen - Wolfgang Grupp stand fünf Jahrzehnte lang wie kaum ein anderer deutscher Geschäftsmann für die Rolle eines erfolgreichen Mittelständlers mit starker Verwurzelung in der Heimat. Die Verantwortung für sein Lebenswerk, dem Textilunternehmen Trigema mit Sitz in Burladingen (Baden-Württemberg), hat der inzwischen 82-Jährige zu Beginn des Jahres an seine Kinder Bonita und Wolfgang Grupp Junior abgegeben. Wie er in einem aktuellen Interview erklärt, bereut Grupp diese Entscheidung nicht; in Bezug auf seine Zukunft wurde der Unternehmer aber sehr persönlich.
In der Vergangenheit machte Wolfgang Grupp nicht nur durch sein Unternehmen von sich Reden, sondern auch mit seinen politischen Ansichten – unter anderem im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Wie sehr er sich aber dennoch mit seiner Rolle als Geschäftsführer und Inhaber von Trigema identifizierte, zeigen seine Aussagen in dem besagten aktuellen Interview. Große Pläne habe er nach eigenen Angaben in seinem Ruhestand keine mehr. Kürzlich hatte auch „Schraubenkönig“ Reinhold Würth nach 75 Arbeitsjahren den Rückzug aus dem operativen Geschäft seines Konzerns verkündet.
Wolfgang Grupp über seine Zeit nach Trigema – „es ist nicht so einfach“
Obwohl Wolfgang Grupp seit Anfang des Jahres quasi Pensionär ist, ist der 82-Jährige weiterhin sehr umtriebig. So war er unter anderem auf der Hauptstadtmesse der Fonds Finanz in Berlin im September zugegen, wo er dem Portal Cash Online ein Interview gab. Dabei sprach der ehemalige Unternehmer zwar über Themen wie Nachwuchskräftemangel und digitaler Fortschritt, gewährte aber auch persönliche Einblicke in seine Pläne nach Trigema. „Ich habe Ende letzten Jahres entschieden, dass ich das Unternehmen übergeben werde“, sagte er. „Das hat niemand von mir verlangt, ich wollte das machen.“

Fast zehn Monate nach der Übergabe an seine Kinder bereue er die Entscheidung nicht. Man müsse sein Unternehmen irgendwann übergeben, so Grupp. „Es ist aber nicht ganz so einfach, weil man weiß, dass es jetzt nur noch eines gibt: abwarten, bis man morgens nicht mehr aufstehen kann“, gestand er jedoch. „Es kommt nichts mehr, irgendwo ist jetzt bei mir Ende.“ Er merke, dass er körperlich langsamer werde, länger schlafe und früher müde werde.
Wolfgang Grupp will keine 100 Jahre alt werden – „dann ist das Leben nicht mehr lebenswert“
Damit hat das Unternehmer-Urgestein aber keine Probleme. „Das ist normal, das ist das Leben“, erklärte Wolfgang Grupp im Gespräch mit Cash Online. „Ich will auch keine 100 Jahre alt werden, denn das Leben ist dann nicht mehr lebenswert – wenn man sieht, was da draußen los ist.“ Nun hätten seine Kinder die Verantwortung und er selbst sei froh, dass er nicht mehr zu allem gefragt werde. Mit seinen klaren Meinungen wird sich der ehemalige Trigema-Chef aber wohl auch in Zukunft nicht zurückhalten. Jüngst teilte Wolfgang Grupp beispielsweise gegen die Ampel aus.