Stadtbus: MVV-Tarif sorgt für Frust bei Senioren

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Unterschriftenlisten mit der Forderung nach günstigeren Tarifen für Rentnerinnen und Rentner beim Stadtbus übergaben die Frauenbund-Vertreterinnen (v.r.) Anna Hechenrieder, Helmi Alber, Christine Lang und Karin Helmer an Weilheims Bürgermeister Markus Loth. © Magnus Reitinger

Die Stadt Weilheim soll Rentnern eine günstigere Nutzung des mit dem MVV-Beitritt massiv teurer gewordenen Stadtbusses ermöglichen: Darum bittet der katholische Frauenbund. Denn viele Senioren fühlten sich durch die neuen Preise „verletzt und ausgegrenzt“.

Listen mit Unterschriften von 302 Weilheimer Bürgern übergaben Frauenbund-Vertreterinnen aus den katholischen Pfarreien der Stadt dieser Tage an Bürgermeister Markus Loth. Und diese Unterschriften seien nur „exemplarisch“, betonte Christine Lang vom Frauenbund-Vorstandsteam in Mariä Himmelfahrt. Wohl hunderte mehr wären zusammengekommen, wenn man offensiv in der Innenstadt gesammelt hätte. Doch es ging den Verantwortlichen nicht um möglichst viel Wirbel. Sie wenden sich aus ernster Sorge und zugleich freundlich an die Stadtspitze – mit einem Anliegen, das sich oft eher versteckt äußert. Denn die Betroffenen gehören nicht zu jenen, die mal schnell und lautstark protestieren.

Nach Preissteigerung mit MVV-Beitritt: „Viele sind wirklich erbost, fühlen sich abgezockt“

Der Stadtbus, so schreiben Lang und ihre Kollegin Karin Helmer (Frauenbund St. Pölten) an Weilheims Bürgermeister und den Stadtrat, sei seit Jahresbeginn Thema im Frauenbund – seit der MVV-Beitritt von Stadt und Landkreis für viele Stadtbus-Nutzer deutlich höhere Fahrpreise gebracht hat. Gab es bis Ende 2024 Tagestickets für einen Euro, so sind seitdem für jede Einzelfahrt innerhalb Weilheims zwei Euro, für eine Hin- und Rückfahrt also vier Euro fällig. „Unsere Frauen empfinden diese Preiserhöhung als ungerecht“, heißt es in dem Schreiben, „sie fühlen sich ausgegrenzt und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen“. Insbesondere für manche Rentner sei der neue Tarif ein Problem. Helmer berichtet etwa von einer Frau, die nicht mehr zur eigentlich dringend gebotenen Physiotherapie gehe, „weil ihr seit der Stadtbus-Verteuerung der Weg dorthin einfach zu teuer ist“. Andere, noch Rüstigere, nähmen inzwischen wieder das Auto statt den Bus, um in die Stadt zu kommen.

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Geradezu „erschreckt“, so Lang bei dem Treffen mit Loth, habe sie die Emotionalität, die sich bei diesem Thema zeige: „Viele Anrufer sind wirklich erbost, fühlen sich abgezockt.“ Gerade ältere Menschen, die mit ihrem Berufsleben einen großen Beitrag zum Gemeinwohl geleistet und sich „bisher mit Stadt und Staat identifiziert“ hätten, fühlten sich durch die Verteuerung benachteiligt und verletzt.

Bürgermeister Markus Loth kündigt Veränderungen beim Stadtbus an

Deshalb appellieren die Frauenbund-Vertreterinnen an den Stadtrat, nicht „unsere ,Alten/Schwachen‘ unberücksichtigt zu lassen“ – und bitten mit den 302 Unterschriften darum, „für die Rentnerinnen und Rentner eine kostengünstigere Nutzung des Stadtbusses zu ermöglichen“. Auch auf eine besondere „Ungereimtheit“ seit der MVV-Zugehörigkeit verweisen die Initiatorinnen: Bei Umstieg in eine andere Stadtbuslinie – wie er etwa am Bahnhof nötig ist, um vom Westen der Stadt zum Friedhof zu kommen – würden Nutzer oftmals ein zweites Mal zur Kasse gebeten; Hin- und Rückfahrt summierten sich so gar auf acht Euro. Und das, obwohl es in MVV-Broschüren ausdrücklich heißt, dass in Städten der Verbundlandkreise „die Kurzstrecke für alle Fahrten bis zur Gemeindegrenze“ gelte.

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Das müsse und werde man prüfen, versprach Bürgermeister Loth bei der Unterschriften-Übergabe. Auch das Anliegen an sich sei „verstanden“ und werde er „in die Prüfung geben“. Der gesamte Stadtbus sei „im Fluss“, fügte der Rathaus-Chef hinzu , angesichts des jährlichen „Defizits“ von rund einer Million Euro werde es „Veränderungen geben“. Diese würden im Stadtrat bereits diskutiert, Näheres könne er noch nicht dazu sagen.

Dass das Stadtbus-Angebot fortbesteht, darauf hofft freilich Anna Hechenrieder, die die Frauenbund-Aktion als „Vielfahrerin“ unterstützt hat. Zwar sei sie „richtig verärgert“ über die Preiserhöhung, sagte die 89-jährige Weilheimerin bei dem Termin im Rathaus. „Aber der Stadtbus an sich ist gut – ohne ihn würde ich schlicht nicht in die Stadt kommen.“

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