Wenn eine Stadtbus-Fahrt Luxus ist: Frauenbund fordert Vergünstigungen für Senioren und startet Unterschriftenaktion
Dass sich der Stadtbustarif in Weilheim mit dem MVV-Beitritt vervielfacht hat, ist für manche Senioren ein echtes Problem. Das beklagen Vertreterinnen des katholischen Frauenbundes – und fordern von der Stadt Abhilfe.
Sie zählen gewiss nicht zu den „Dauernörglern“, die schnell und laut Kritik üben. Die Mitglieder des Frauenbundes engagieren sich lieber konstruktiv, pflegen liebgewonnenes Brauchtum im Lauf des Kirchenjahres (etwa beim Binden von Palm- und Kräuterbuschen), organisieren Vorträge zu Glaubensthemen oder Spendenaktionen für Soziales. Auch für die Belange von Frauen in Kirche und Gesellschaft treten die Christinnen ein, zumal über ihren durchaus politisch aktiven Verband. Aber so eine Aktion, wie sie zwei langjährige Frauenbund-Vertreterinnen jetzt in Weilheim gestartet haben, die gab es hier aus diesem Kreis noch nie.
Doch jetzt ist es wirklich Zeit für Protest, finden Christine Lang (74) und Karin Helmer (67), die seit vielen Jahren in den Vorstandsteams des Frauenbunds der Pfarreien Mariä Himmelfahrt beziehungsweise St. Pölten aktiv sind. Die hohen Kostensteigerungen für Weilheims Stadtbusnutzer, die der MVV-Beitritt zu Jahresbeginn mit sich brachte, haben die beiden Frauen nun zu Gegenwehr bewegt. Sie sammeln derzeit Unterschriften für ein Schreiben an den Weilheimer Stadtrat, in dem sie fordern, Senioren günstigere Fahrten zu ermöglichen. Denn die drastische Preiserhöhung – bis zum Jahreswechsel gab es Tagestickets für einen Euro, seitdem sind für jede Einzelfahrt zwei Euro, für eine Hin- und Rückfahrt also vier Euro fällig – führte zu viel Unmut unter älteren Weilheimern. Und für manche, so ihre Erfahrung, ist sie sogar ein echtes Problem.
Karin Helmer berichtet zum Beispiel von einer Frau aus ihrem Bekanntenkreis, die in der Mobilität eingeschränkt ist, aber „nicht mehr zur Physiotherapie geht, weil ihr seit der Stadtbus-Verteuerung der Weg dorthin einfach zu teuer ist“. Ältere Frauen seien „zum Teil richtig erbost“ über die Preiserhöhung, ergänzt Christine Lang: „Viele haben keinen Führerschein mehr, sind wirklich auf den Bus angewiesen. Und nicht alle sind so gut bestückt, dass die Mehrkosten keine Rolle spielen.“
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Preiserhöhung als Diskriminierung
Aber es gehe nicht nur um die Frage, ob man sich den Bus noch leisten könne oder wolle, betonen die beiden Frauenbund-Vorstandsmitglieder. Für viele verstärke die Neuregelung das Gefühl, ausgeschlossen zu sein – nach dem Motto: „Für uns Alte braucht man ja nichts mehr tun.“ So stecke auch Diskriminierung in der Preiserhöhung, sagt Lang: „Viele nehmen das sehr persönlich, gerade weil es sich um eine Generation handelt, die den Staat sehr akzeptiert. Sie wünschen sich einfach Wertschätzung.“
Gewiss müsse und solle der Stadtbus nicht kostenlos sein, so Lang weiter: „Aber die Stadt ist schon gefordert, da einen Weg zu finden.“ Die Kommune könnte zum Beispiel unbürokratisch „günstige Zehnerkarten“ oder Streifenkarten für Senioren vergeben. „Man kann doch für alles Regelungen finden“, sind die beiden aktiven Frauen überzeugt. Jedenfalls: „Als Frauenbund Weilheim St. Pölten und Mariä Himmelfahrt bitten wie Sie mit dieser Unterschriftenaktion um eine deutliche Verringerung der Kosten“, heißt es in dem Brief an den Stadtrat, „zum Beispiel als Rentner/innen-Tarif“.
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Unterschriftenlisten liegen in Kirchen aus
„Wir wollen da keinen Aufstand anzetteln“, erklären Helmer und Lang im Gespräch mit der Heimatzeitung, „aber auf das Problem aufmerksam machen“. Und um dieses zu verdeutlichen, haben sie zunächst diesen Wunsch an die Stadt: „Dass man uns einlädt und ein paar Frauen von ihrer Verärgerung erzählen können.“
Unterschriftenlisten für die Aktion des Frauenbundes liegen noch bis Ende Mai am Schriftenstand in den Kirchen Mariä Himmelfahrt und St. Pölten aus. Dort können sich weitere Unterstützer eintragen.