Weilheim tritt dem MVV bei – Stadtbus wird für viele teurer

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Vor allem auch für Senioren ist der Stadtbus Weilheim wichtig: Bislang kostet für Erwachsene eine Tageskarte einen Euro. Mit dem MVV-Beitritt sind ab 2025 zwei Euro pro Fahrt fällig. © EMANUEL GRONAU

Wie der Landkreis tritt auch die Stadt Weilheim zum 1. Januar 2025 dem MVV bei. Das hat der Stadtrat am Donnerstag mit großer Mehrheit beschlossen. Für reine Stadtbusnutzer werden Fahrten damit deutlich teurer.

Für die Grünen-Vertreter war es eine Art Zwickmühle in der Ratssitzung am Donnerstagabend. Naturgemäß sei man „eigentlich ein Befürworter“ des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV), betonte Fraktionssprecher Manuel Neulinger, der auch Verkehrsreferent des Stadtrates ist. Die Vorteile der Vereinheitlichung seien unbestritten und mit dem längst beschlossenen MVV-Beitritt des Landkreises auch für Weilheimer „ab dem Bahnhof“ fix.

Grünen-Sprecher warnt: Keinesfalls sei man mit einem MVV-Beitritt „alle Probleme los“

Doch dass sich auch die Stadt Weilheim dem Verbund anschließt, das lehnten die Grünen geschlossen ab. Der Knackpunkt: Für den Stadtbus ist dann kein eigener, günstigerer Tarif mehr möglich. Kinder und Schüler brauchen künftig Tickets (bisher fahren sie kostenlos, eine Einzelfahrt für Kinder bis 14 Jahre im MVV-Gebiet kostet ab Januar 1,90 Euro). Erwachsene zahlen für eine Stadtbus-Tageskarte aktuell einen Euro, künftig sind pro Einzelfahrt zwei Euro bzw. mit Streifenkarte 1,78 Euro fällig. Für die Weilheimer, die jetzt intensiv den Stadtbus nutzen, darunter viele Kinder und Senioren, bringe der Beitritt „eine Menge Nachteile“, fasste Neulinger zusammen: Man befürchte, dass die Nachfrage sinke und das Ganze „der Sargnagel für den Stadtbus“ werde. Keinesfalls sei man mit einem MVV-Beitritt, wie manche hofften. „alle Probleme los“.

MVV-Vertreter verweisen auf Vorteile des Beitritts für Stadt und Bürger

Die Städte und Landkreise bleiben auch nach MVV-Beitritt selbst für ihr Verkehrsangebot zuständig, bestimmen und finanzieren dessen Umfang. Das unterstrich Markus Haller, Prokurist der MVV GmbH, in der Ratssitzung. Doch die Verbundzugehörigkeit habe für sie deutliche Vorteile. Bürger profitierten von der Einheitlichkeit im gesamten MVV-Bereich und vielen Services. Verwaltung und Stadtwerke bekämen organisatorische Unterstützung und Beratung. Und die andere Seite der Fahrpreisverteuerung für reine Stadtbus-Nutzer sei, dass sich dadurch das Defizit der Stadt reduziere. Er sei überzeugt, dass der Stadtbus nach dem MVV-Beitritt „noch besser angenommen wird“, so Haller.

Auf vergünstigte MVV-Monatskarten etwa für Senioren oder Inhaber des „Landkreispasses“ verwies Verbund-Mitarbeiterin Julia Wüst. Zudem könnten Kommunen ihre Bürger auf eigene Rechnung entlasten. Zum Beispiel erstatte Unterschleißheim Einheimischen Fahrten im Stadtgebiet und Tegernsee gebe MVV-Streifenkarten an Bedürftige aus.

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Preiserhöhung für den Stadtbus Weilheim sei ohnehin „unvermeidlich“

„Solche Dinge“ müsse man eigens besprechen, betonte Bürgermeister Markus Loth (BfW), „heute geht es nur um die Frage des Beitritts“. Der kostet die Stadt neben geringen, weil stark geförderten einmaligen Ausgaben für Bus-Umrüstungen übrigens um die 15 000 Euro pro Jahr (für MVV-Leistungen). Dazu kommen Ausgleichszahlungen von „einigen tausend Euro“ für den Schülerverkehr, hieß es in der Sitzung.

Letztlich entschied der Stadtrat mit großer Mehrheit – gegen die Stimmen der vier anwesenden Grünen sowie von Ullrich Klinkicht (WM Miteinander) –, dass die Stadt Weilheim zum 1. Januar 2025 dem MVV beitritt. Der Nutzen daraus überwiege, waren sich alle anderen Räte einig. „Die Einheitlichkeit ist unschlagbar und für viele Weilheimer von großem Vorteil“, befand CSU-Sprecherin Marion Lunz-Schmieder, der Beitritt sei „ein Meilenstein“. Für die angestrebte Verkehrswende sei dieser „elementar“, so Tillman Wahlefeld (BfW): Mit der jetzigen Zahl an Stadtbusnutzern könne keiner zufrieden sein, mit dem MVV-Beitritt werde man „gewiss viele neue gewinnen“. Ähnlich argumentierte die ÖDP. Und Bernhard Kerscher (SPD) befürchtete, die Stadt würde sich mit einem Nein zum Beitritt lächerlich machen.

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Zahlreiche Ratsmitglieder führten ins Feld, dass eine Preiserhöhung für den Stadtbus angesichts der jährlichen Kosten von rund einer Million Euro für die Stadt ohnehin unvermeidlich sei. Man müsse den Stadtbus „dringend weiter entwickeln und effizienter machen“, sagte etwa Florian Lechner (BfW); er hofft dafür auf „neue Ideen“ seitens des MVV.

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