Schüler im Tarifdschungel: MVV, RVO, BRB, 365-Euro- oder Deutschlandticket?

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Vor dem Beitritt zum MVV Ende des Jahres gibt es eine höchst komplizierte Übergangsphase im Schülerverkehr. © mm

Das Schuljahr hat begonnen und für die Schüler, die auf Zug oder Bus angewiesen sind, änderte sich einiges. Eine Vielzahl verschiedener Tickets ist im Umlauf. Wer bekommt welches?

Landkreis – Das 365-Euro-Ticket des MVV, das MVV-Deutschlandticket, ein Streckenticket von RVO oder BRB – so richtig verstanden viele Familien nicht, warum die Schüler gerade welches Ticket zugeschickt bekommen haben. Ursache dafür ist die Übergangszeit. Das Schuljahr beginnt im September, zum Jahreswechsel tritt der Landkreis Weilheim-Schongau dem MVV-Tarifgebiet bei.

Allerdings sind die Gemeinden entlang der Kochelseebahn – Penzberg, Iffeldorf, Seeshaupt und Bernried – zumindest bei der Kochelseebahn und zwei Buslinien in Penzberg schon jetzt Teil des MVV-Tarifgebiets. Schüler aus diesen Gemeinden erhalten bereits jetzt das 365-Euro-Ticket des MVV, um zur Schule und zurück zu kommen. Ein großer Vorteil für sie, können sie damit doch ganzjährig kostenlos im gesamten MVV-Bereich unterwegs sein.

Schüler, die in Gemeinden wohnen, die derzeit noch nicht zum MVV-Tarifgebiet gehören, erhalten derzeit wie bisher ein vom MVV ausgestelltes Deutschlandticket, mit dem sie sogar bundesweit kostenlos den Nah- und Regionalverkehr nutzen können. Allerdings gibt es hier eine Ausnahme: Wäre ein Streckenticket für den RVO oder die BRB für den Schulweg billiger als die 49 Euro, die das Deutschlandticket kostet, wird nur ein solches Streckenticket ausgegeben. Damit kann man nur zwischen den genannten Haltestellen fahren – und auch nur außerhalb der Ferien.

MVV-Tickets günstiger als bisheriges Deutschlandticket

Bislang gibt es auf Beschluss des Kreisausschusses die Möglichkeit, dass die Familien der Schüler den Differenzbetrag zwischen dem Streckenticket und dem Deutschlandticket aus eigener Tasche zahlen und die Schüler dann auch ein Deutschlandticket erhalten.

Mit dem Beitritt des Landkreis zum MVV-Tarifgebiet zum 1. Januar werden dann nur noch 365-Euro-MVV-Tickets ausgegeben, da diese günstiger sind als die bisherigen Deutschlandtickets. Ob es dann noch die Möglichkeit geben wird, gegen Zuzahlung zum Deutschlandticket zu wechseln, ist derzeit unklar.

Beim Landratsamt geht man derzeit davon aus, dass der Bedarf an dieser Regelung künftig, wenn die Schüler ein 365-Euro-Jahresticket für den MVV-Bereich bekommen, deutlich sinken wird: „Aus Sicht des Landratsamtes wäre das derzeitige Zuzahlungsmodell ab dem Jahreswechsel nicht mehr notwendig.“ Sicher ist, dass auch in Zukunft nur dann 365-Euro-Tickets ausgegeben werden sollen, wenn die Streckentickets teurer wären.

Unklar, ob Landkreis am Ende wirklich Geld spart

Die jetzt verschickten 365-Euro- und Deutschlandtickets werden bereits beim MVV bestellt und abgerechnet. Bis zum Beitritt werden die Streckentickets nach wie vor direkt über RVO und BRB bestellt und bezahlt, so das Landratsamt auf Anfrage.

Für den Landkreis hat der Beitritt zum MVV-Tarifgebiet bei der Schülerbeförderung auf den ersten Blick positive finanzielle Auswirkungen. „Die Kosten werden durch das 365,00 Euro-Ticket sinken, da hier zum einen Bus und Zug nutzbar sein werden, zum anderen der monatliche Ticketpreis von 33,18 Euro deutlich kostengünstiger ist als zuvor“, heißt es dazu.

Auf den zweiten Blick sei die Situation aber komplexer, da die Kosten der Schülerbeförderung für den Landkreis durch den Freistaat teilweise im Finanzausgleich gefördert werden. Sinken die Kosten, sinken auch die Zuschüsse aus München. Zudem sinken auch die Einnahmen der Verkehrsunternehmen, die dann wieder Anspruch auf einen Ausgleich haben könnten. Am Ende ist also kaum abzusehen, ob der Landkreis bei der Schülerbeförderung wirklich Geld einspart.

Für einen Euro pro Tag freie Fahrt

Fakt ist aber, dass auch nach dem 1. Januar nur die Schüler, deren Schulweg die bisher geltenden Grenzen überschreitet, ein Anrecht auf ein Strecken- oder 365-Euro-Ticket haben. Alle anderen können sich aber – auf eigene Kosten und mit einer Schulbestätigung – ein 365-Euro-Ticket bestellen und dann für einen Euro pro Tag durch das gesamte MVV-Gebiet fahren.

Neulinger kritisiert MVV-Aussagen

MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch hatte das Zögern von Weilheim und Penzberg, mit den jeweiligen Stadtbuslinien dem MVV-Tarifgebiet beizutreten, im Gespräch mit der Heimatzeitung scharf kritisiert. Die meisten Kinder, hatte er gesagt, würden sowieso ein kostenloses 365-Euro-Ticket erhalten. Manuel Neuer Grünen-Stadtrat und Verkehrsreferent in Weilheim, weist diese Darstellung zurück. Die meisten Schüler in Weilheim würden aufgrund der Kürze des Schulwegs kein solches Ticket erhalten, sagt er. Und müssten dann den normalen MVV-Kurzstreckentarif (1,90 Euro pro Fahrt) für den Stadtbus zahlen, den sie jetzt kostenlos nutzen könnten. Auch sonst würde sich die Stadtbus-Nutzung deutlich verteuern.

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