Streit ums Gärtnereiquartier eskaliert

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Um die Bebauung des „Gärtnereiquartiers“ ging es in der Sitzung des Seeshaupter Gemeinderates. © Ruder

Noch im Juni bestand Hoffnung, dass es nun endlich weiter geht mit dem Seeshaupter Gärtnereiquartier. Doch nach der jüngsten Gemeinderatssitzung ist die Situation verfahrener denn je.

Am Ende der ersten Sitzung des Seeshaupter Gemeinderats nach der Sommerpause steht Katharina Heider in der Besucherreihe auf und meldet sich zu Wort. „Ich bin heute mit anderen Erwartungen hierhergekommen“, sagt die Besitzerin des Gärtnereiquartiers – ein über 12 000 Quadratmeter großes, brachliegendes Grundstück mitten in Seeshaupt. Heider ist hörbar verärgert. Sie habe sich Planungen, Gespräche erhofft. Stattdessen sei sie „entsetzt, wie im Gemeinderat gesprochen wurde, wie meine Person verunglimpft wurde.“ Was folgt ist ein kurzer, hitziger Schlagabtausch, den Heider schließlich stinksauer abbricht, und die Sitzung verlässt.

Das Gärtnereiquartier ist ein Dauerbrenner im Seeshaupter Gemeinderat. Seit rund 13 Jahren befasst sich das Gremium regelmäßig mit der Entwicklung des riesigen Areals – ohne nennenswerte Ergebnisse. Es ist immer das Gleiche: Der Gemeinderat schaut sich die Pläne der Besitzerin, Architektin Katharina Heider, an, findet kein Gefallen daran, fordert Umplanungen. Heider will dicht bauen, bezahlbaren Wohnraum für über 100 Menschen schaffen. Einig wird man sich bislang nie. Am Schluss beschließt das Gremium Veränderungssperren, die Besitzerin kann nicht bauen.

Heider formuliert das jahrelange Hickhack in ihrer Brandrede am Ende der Sitzung so: „Man will mit mir nichts planen.“ Bürgermeister Fritz Egold versucht zu beschwichtigen, das Kind sei noch nicht in den Brunnen gefallen, es werde ein Gespräch geben. „Was soll da rauskommen?“, fragt Heider resigniert. Gemeinderatsmitglied Dorothee von Jungenfeld (CSU) nennt Heiders Auftreten „unsäglich“, die verlässt den Saal. Das Verhältnis ist vergifteter als je zuvor.

So wenig Baurecht wie möglich

Neuerlicher Stein des Anstoßes war der Beschlussvorschlag, eine Alternativplanung für das Gärtnereiquartier in Auftrag zu geben. Grund für diesen Vorschlag war, dass Heider sich vertraglich beim letzten Gespräch mit der Gemeinde nicht auf eine Erschließung per Ringstraße einlassen wollte. Nun wolle man einen Bebauungsplan aufstellen, der „so wenig Baurecht wie möglich zulässt“, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Eine Kampfansage, wenn man so will.

Die knappe Mehrheit (neun zu sieben Stimmen) des Gremiums stimmt dem Vorschlag schließlich zu – vor allem mit dem Argument, dass im Juni 2025 die Veränderungssperre ausläuft. Reinhard Weber (SPD) nimmt kein Blatt vor den Mund: „Frau Heider hätte dann größtmöglichen Gestaltungsspielraum, das wäre ein Desaster für die Gemeinde.“ Wer nun dagegen stimme, einen alternativen Bebauungsplan zu beauftragen, „muss sich klar sein, dass er der Gemeinde schadet“. Bürgermeister Fritz Egold pflichtete hier bei. „Wir brauchen etwas für den Worst Case. Nicht, dass wir im Juni 2025 dastehen und nichts in der Hand haben.“

Diese Drohkulisse wollte Petra Eberle (GrAS), die gegen die Alternativplanung stimmte, so nicht stehen lassen. Sie verbat sich Begriffe wie „allerletzte Chance“, „Desaster“ und ähnliches. „Das ist es nicht!“ Gemeinde und Grundstückseigentümerin wollten „Wohnraum schaffen, eine gemeinsame Planung“. Die Gemeinde sollte hier nicht „alle Mittel ausnutzen, jemanden unter Druck zu setzen“. Norbert Hornauer (GrAS) wurde noch deutlicher. Er forderte, dass namentlich abgestimmt wird: „Damit meine Kinder 2050 nachlesen können, warum sie keine bezahlbare Wohnung für ihren pflegebedürftigen Vater finden.“

Armin Mell (FDP) stimmte dem Beschlussvorschlag zu, versuchte aber die Wogen zu glätten. Die schlechteste Lösung für die Gemeinde wäre, „wenn die Zeit verstreicht und keine Planung vorliegt“. „Die Zweitschlechteste wäre aber eine Alternativplanung, die wir dann umsetzen müssen.“ Er werde sich deshalb wieder um ein Gespräch mit Grundstückseigentümerin Heider bemühen.

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