Keine Chance für Regenbogen-Zebrastreifen – auch nicht mit neuen Verkehrsschildern

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Den Zebrastreifen an der Murnauer Straße hatte ein unbekannter Täter mit bunter Farbe beschmiert. Bei der Polizei gingen bislang keine Zeugenhinweise ein. © Christine Wiucha

Eine Weilheimerin hoffte, dass ein Regenbogen-Zebrastreifen an der Murnauer Straße legalisiert werden kann. Der Initiator von „Verkehrsschilder der Gerechtigkeit“ distanziert sich.

Weilheim – Keine Zeugen, kein Tatverdächtiger: Wer den Zebrastreifen an der Murnauer Straße in Weilheim in den Farben des Regenbogens angemalt hat – und das sogar zwei Mal hintereinander – ist weiterhin unklar. Die Polizei Weilheim hat bislang keine Hinweise dazu bekommen.

Derweil sprechen sich manche Weilheimer dafür aus, die farbigen Streifen doch einfach so zu lassen. Wie beispielsweise Irmgard Wolf-Erdt, die in einem Leserbrief auf die internationale Kunstaktion „Verkehrsschilder der Gerechtigkeit“ verwies. Dabei handelt es sich um ein internationales Projekt, an dem sich unter anderem das Wertebündnis Bayern beteiligt. Kinder und Jugendliche hatten 2021 in Nürnberg bei einer Konferenz Motive zum Thema Gerechtigkeit entworfen – auf Basis von Verkehrszeichen. Von 180 Vorschlägen wurden acht ausgewählt, die mittlerweile hergestellt werden.

Neues Schild, neues Recht? So einfach ist es nicht

So ergänzte die jungen Teilnehmer auf einem Stopp-Schild das Wort „Umweltverschmutzung“. Und malten die Streifen auf dem Schild für einen Fußgängerübergang eben in Regenbogenfarben an. Die Schilder können für Aktionen ausgeliehen oder aber dauerhaft aufgestellt werden. Wolf-Erdt wie auch eine weitere Leserin, die auf den Leserbrief reagierte, boten an, die 180 Euro für ein solches Schild zu übernehmen – und den bunten Zebrastreifen so zu legalisieren.

Erstrahlt wieder ganz in weiß: Der Zebrastreifen wurde schnellstmöglich in den normalen Zustand zurückversetzt.
Erstrahlt wieder ganz in weiß: Der Zebrastreifen wurde schnellstmöglich in den normalen Zustand zurückversetzt. Andere Farben sind rechtlich nicht zulässig. © Wiucha

Doch so ist das Projekt „Verkehrsschilder der Gerechtigkeit“ nicht gedacht, erläutert Initiator Johannes Volkmann auf Nachfrage der Heimatzeitung. „Die Schilder dürfen nicht an der Straße aufgestellt werden, es sollen keine Verkehrsteilnehmer irritiert werden“, betont er. Immerhin sollten Verkehrszeichen auf den ersten Blick verständlich sein.

Kunstprojekt möchte nicht gegen bestehende Regeln verstoßen

Mit der Kunstaktion solle deshalb „nicht gegen bestehende Regeln verstoßen“ werden. Die Schilder seien stattdessen für Flächen abseits des Verkehrs gedacht – zum Beispiel an Schulen, in Parks oder Fußgängerzonen. Im Landkreis haben laut Homepage die Peißenberger Montessori-Schule und der AWO-Kinderhort in Penzberg Schilder bestellt. Die sind laut Volkmann mittlerweile in rund einem Dutzend Länder zu sehen – und werden von einer Weilheimer Firma produziert.

(Verkehrs-)Schilder für Gerechtigkeit: zwei Motive, die entworfen wurden.
Einen bunten Zebrastreifen zeigt eines der „Verkehrsschilder für Gerechtigkeit“. © privat

Auch die Polizei bekräftigt auf Nachfrage der Heimatzeitung, dass veränderte Verkehrszeichen auf keinen Fall entlang von Straßen aufgestellt – und schon gar keine bestehenden ausgetauscht – werden dürfen. „Es gibt Rechtsvorschriften, wie ein Zebrastreifen auszusehen hat, und einen Verkehrsschilderkatalog der Bundesregierung“, erläutert Georg Tafertshofer, der bei der Polizeiinspektion Weilheim für das Thema „Verkehr“ zuständig ist. Eine Möglichkeit, den Zebrastreifen bunt zu belassen, gibt es deshalb nicht. „Wir können uns da nicht über bestehendes Recht hinwegsetzen.“

Bunte Streifen eine „Riesen-Fehlidee“

Für den Polizisten war die Aktion „eine Riesen-Fehlidee“. Denn nahe dem Übergang seien ein Kindergarten, eine Schule und ein Spielplatz. An einer solchen Stelle in die Verkehrsregelung einzugreifen – obendrein noch kurz vor Ferienende –, „birgt Gefahrenpotenzial“, sagt Tafertshofer. „Wenn da jemand angefahren wird und der Autofahrer sagt, er konnte den Zebrastreifen nicht als solchen erkennen, hat man ein Problem.“

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