Knappe Entscheidung um Eishalle: 46 Prozent wollen kostspieliges Sorgenkind schließen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Peißenberg

Kommentare

Eine angespannte Stimmung herrschte im großen Saal im Gasthof zur Post. Am Ende sprachen sich die Delegierten des TSV denkbar knapp für den Erhalt der Eishalle aus. © Florian Zerhoch

Wie geht es weiter mit der Peißenberger Eishalle? Die Jahreshauptversammlung des TSV brachte nur bedingt Klarheit. Nach geheimer Abstimmung steht jedoch fest: Fast die Hälfte der Delegierten will das kostspielige Sorgenkind sofort loswerden.

Peißenberg – „Wir müssen zusammenhalten und uns nicht das Leben schwer machen“, appellierte Eishockey-Abteilungsleiterin Lisa Steidl, kam auf die zahlreichen Pflichten der Sparte zu sprechen und warb anhand der Erfolge, die der junge Vorstand in den letzten Jahren verbuchen kann, um Verständnis. Die finanzielle Aufgabe, mit der sich die Sparte konfrontiert sieht, sei „keine leichte“, weshalb sie einige Reaktionen aus dem TSV in letzter Zeit erstaunt hätten: „Warum müssen wir uns immer so an den Pranger stellen lassen?“, fragte Steidl. Stünden Turnhallen oder die Fußballplätze vor dem Aus, wäre der Aufschrei sicher ähnlich groß, meinte die „Miners“-Chefin.

Von dem Zusammenhalt, den Steidl einforderte, spürte TSV-Präsident Stefan Rießenberger allerdings nur wenig: „Wo war der Zusammenhalt seit dem 10. August?“ Seit Wochen habe er nichts mehr von den „Miners“ gehört – selbst dann nicht, als der Erhalt der Umkleidekabinen bis zum Ende der – noch gesicherten – anstehenden Saison beschlossene Sache war. Auf der Straße werde der TSV-Chef mittlerweile regelmäßig ignoriert. „Das trifft mich. Da fragt man sich schon, ob das einen Grund hat“, sagte Rießenberger.

Dass sie für die Finanzierung des Stadions jährlich 100 000 Euro – 70 000 Euro mehr als bislang vereinbart – locker machen sollen, sei „ein harter Brocken“ gewesen, so Steidl. Persönliche Gründe für die eingeschlafene Kommunikation gebe es aber nicht.

Dass die jährlich 15 000 Euro, die der Hauptverein bis zuletzt von den Eishacklern erhalten hatte, „nicht mehr zeitgerecht sind“, dafür hatte Abteilungs-Vize Michael Resch vollstes Verständnis. Selbst den 30 000 Euro habe er ohne zu zögern zugestimmt. 70 000 Euro noch obendrauf, das sei aber eine „echte Hausnummer“, stellte Resch klar und präsentierte mehrere Finanzierungsansätze – die auch die übrigen Eishallen-Nutzer ins Boot holen sollen. Nach Ansicht der „Miners“, auf die 32 Prozent der Stadion-Nutzung entfallen, mache es nämlich keinen Unterschied, ob man „Schläger in der Hand hat oder nur Schlittschuhe trägt“. „Wenn man das 1:1 übernimmt“ hätten selbst die Hobbymannschaften 48 000 Euro mehr zu zahlen, bemerkte der „Miners“-Vize.

Nach einer Anpassung der Eintrittspreise, Sponsorenverträge, eventueller Löschung der Ermäßigungen und Rücksprachen mit Werbe- und Stadionpartner könnte die Sparte nach Reschs Rechnung noch eine „Steigerung von 75 Prozent zum Basiswert 30 000 Euro“ zuschießen. 100 000 Euro – „aus dem Stand“ – erklärte er aber für „utopisch“. Das Konzept der Sparte schlägt vor, auch bei den anderen Nutzern Anpassungen vorzunehmen: beispielsweise bei der Eismiete oder den Eintrittspreisen bei Disco- und Publikumsläufen. Außerdem verwies Resch auf Sommerveranstaltungen – eine Option, die auch die „Miners“ auf dem Schirm hätten.

Antrag zurückgezogen

Der Antrag eines Vereinsmitglieds, spartenübergreifend einen „Eishallen-Soli“ einzuführen (Erwachsene 20 Euro, Kinder 10 Euro pro Jahr), traf auf wenig Zustimmung. Der Antrag wurde ohne Abstimmung zurückgenommen. Dennoch bedankte sich Stefan Rießenberger für die Bemühungen: „Jeder hat das Recht, sich Gedanken zu machen.“

„Auch wir sind für einen Weiterbetrieb – nur nicht um jeden Preis“, hielt Fußball-Vorstand Johann Schwaller einen lebhaften Kurzvortrag. In vielen Punkten sprach er den Eishacklern Verständnis zu. Dennoch: „Diejenigen, die die Halle nutzen, müssen dafür aufkommen“, meinte Schwaller und fragte die Eishackler, wo sie selbst „den Gürtel enger schnallen wollen“. „Vielleicht müssen wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass Eishockey ein Breitensport ist“, sagte er.

„Wir wollen die Eishalle nicht schließen, wir können sie uns nur nicht mehr leisten“, entgegnete Rießenberger. In Sachen Stadionsanierung kämen immense Aufgaben auf den Verein zu. Am Ende könne vieles auch auf ihn als Privatperson zurückfallen, fürchtet der TSV-Vorstand – „und da geht der Rießenberger nicht mit“, tobte er. „Wir bekommen schon genug von der Gemeinde. Das sinkende Schiff müssen wir selber retten!“ Das nötige Geld am Ende von anderen Sparten zu holen, „das kann ich doch niemandem verkaufen!“, sagte Rießenberger.

„Miners“ müssen Konzept liefern

Die „Miners“ müssten ein „plausibles Konzept“ liefern, wie sie die jährlichen 100 000 Euro stemmen wollen, anders funktioniere es schlichtweg nicht. „Sonst gehen da hinten die Lichter aus!“, machte er den Anwesenden klar: „Als Präsident muss man auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen. Aber das halte ich aus.“ Doch die Zeit ist knapp: Deadline für ein schlüssiges Konzept sei eigentlich der 30. September.

Alle News und Geschichten aus unserem Landkreis sind auch auf unserer Facebook-Seite zu finden.)

Dann kam der TSV-Präsident mit seiner eigenen Bierdeckelrechnung um die Ecke. „Erhöht die Mitgliedsbeiträge“, lautete eine seiner Forderungen – wenn nötig auch um bis zu 200 Euro. Selbst dann sei man noch günstiger als manch anderer Verein. „Ich will, dass da hinten noch in zehn Jahren gespielt wird“, stellte Rießenberger klar. Seiner Ansicht nach sollen die einzelnen TSV-Sparten ihr Geld aber behalten dürfen.

Dann folgte die geheime Wahl: Soll die Eishalle auch nach dem 1. April 2025 noch betrieben werden, lautete die Frage. 37 Delegierte stimmten für Ja, 31 für Nein. „Ich weiß nicht, ob das ein Grund zum Klatschen ist“, sagte Ex-Bürgermeisterin Manuela Vanni, die bei der Auszählung geholfen hatte. Jetzt muss die Sparte ein Konzept liefern, wie sie jährlich 100 000 Euro stemmen will, sonst greift Beschlussvorschlag B – die Schließung der Eishalle.

Auch interessant

Kommentare