Speed-Dating zwischen Bürgergeld-Beziehern und Firmen – Ein Drittel der Arbeitslosen kam nicht
Mit Speed-Dating gegen die Arbeitslosigkeit: Das war das Motto des Job-Tages in der Weilheimer Hochlandhalle. 30 bis 40 Prozent der eingeladenen Bürgergeld-Bezieher sind jedoch nicht erschienen – die Gründe dafür werden nun geprüft.
Weilheim – Katja Ferrara und Petra Endres stehen an einem Infostand in der Hochlandhalle. Hinter ihnen prangt auf einem Papp-Aufsteller das Logo des Modehauses Echter, vor ihnen steht eine Traube von Menschen. Aufmerksam hören sie zu, was Ferrara und Endres ihnen zu erzählen haben. Vom Jugendlichen bis zum Mittsechziger ist alles dabei. Auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Menschen, doch eine Sache haben sie alle gemeinsam: Sie beziehen das sogenannte Bürgergeld und leben damit von Staats- beziehungsweise Steuerzahlergeld.

Das soll sich freilich ändern, weshalb die Arbeitsagentur schon mehrmals Job-Tage organisierte – so wie am Montag in der Weilheimer Hochlandhalle. Der Gedanke dahinter: Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitslose können sich vorstellen, man kommt miteinander ins Gespräch, im Idealfall werden Kontaktdaten oder Lebensläufe ausgetauscht. Nach etwa zehn Minuten wandern die Bürgergeldempfänger weiter zum nächsten Infostand. Der Ablauf ist angelehnt an ein Speed-Dating – nur, dass es beim Job-Tag etwas weniger romantisch zugeht.
Sprachbarriere ist ein großes Problem
Für die Damen von Echter lief der Job-Tag durchaus erfolgreich: Mit drei bis vier Bewerbungen im Gepäck kehrten sie zurück ins Modehaus. „Wir werden die Bewerber jetzt mal zum Reinschnuppern einladen“, sagte Ferrara im Gespräch mit der Heimatzeitung. Das größte Problem aktuell: die Sprachbarriere. Denn unter den Bürgergeldempfängern ist ein erheblicher Teil an Ukraine-Flüchtlingen, die aktuell noch nicht das Sprachniveau haben, um in einem Beruf mit direktem Kundenkontakt zu arbeiten.

Dieses Problem kennt auch Florian Eichinger vom Personalmarketing der Herzogsägmühle. Beim Job-Tag habe er etwa mit einem Arzt aus der Ukraine gesprochen, erzählte er im Gespräch mit der Heimatzeitung – an der fachlichen Qualifikation, um im Gesundheitspunkt der Diakonie zu arbeiten, mangelt es ihm also nicht. Einziges Manko: Ihm fehlt das B2-Level für die deutsche Sprache. „Ich konnte ihm deshalb nur anbieten, ein Praktikum im Gesundheitspunkt zu machen, damit er dabei die Sprache besser lernt“, so Eichinger. Personal wird in der Herzogsägmühle aktuell vor allem im pflegerischen und pädagogischen Bereich gesucht. „Da ist immer Bedarf. Denn viele werden in den nächsten Jahren in Rente gehen“, erklärt Eichinger. Acht Lebensläufe von Bewerbern hat Eichinger letztendlich mit nach Peiting genommen.
Wer schwänzt, bekommt eine Bürgergeldkürzung
Der Job-Tag war für die eingeladenen Bürgergeldempfänger ein Pflichttermin – dennoch seien zwischen 30 und 40 Prozent nicht erschienen, berichtet Jobcenter-Chef Jan Riediger auf Nachfrage. „Es wird jetzt geprüft, was der Grund dafür ist“, so Riediger – wenn es keinen triftigen Grund für das Fernbleiben gibt, werden den Arbeitslosen zehn Prozent vom Bürgergeld gekürzt. Diejenigen, die zum Job-Tag gekommen sind, seien laut Riediger und den anwesenden Arbeitgebern aber zum Großteil motiviert gewesen.
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