Er prägte Stars wie Bob Dylan: Weilheimer Orchester präsentiert großen Unbekannten

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Der amerikanische Komponist Louis Hardin alias Moondog (1916-1999). © Beatrice Frehn

Musik, die hier noch nie zu hören war, lässt das Weilheimer Kammerorchester diesen Herbst erklingen: Zwei Konzertprojekte stellen den Komponisten Moondog vor. Dirigent Florian Appel ist von ihm so begeistert, dass er sogar einen Volkshochschulkurs dazu anbietet.

Seine Texte und seine Musik inspirierten Größen wie Duke Ellington, Igor Stravinsky, die Beatles oder Bob Dylan. Weltstar Leonard Bernstein war überzeugt vom „einzigartigen Talent“ dieses Musikerkollegen und setzte sich für sein Werk ein. Und Singer-Songwriter-Ikone Paul Simon nannte ihn eines seiner größten Vorbilder...

Jahrelang stand er in Wikinger-Kleidung an einer Straßenecke in New York

Es ist eine Legion bekannter Musiker, die sich vom Komponisten Louis Hardin alias Moondog tief beeindruckt zeigte. Dabei lebte und wirkte dieser höchst unkonventionell. Geboren 1916 in Kansas/USA, verlor er mit 16 Jahren infolge einer Dynamit-Explosion das Augenlicht. Gefördert von seinen Eltern, begeisterte er sich für klassische Musik, erhielt Unterricht in Geige, Klavier, Orgel, Gesang und Musiktheorie; dank eines Stipendiums konnte er in Memphis Musik studieren. 1943 zog es Hardin dann nach New York: Jahrelang stand er dort in Wikinger-Kleidung – Ausdruck seiner Begeisterung für die nordische Sagenwelt – an einer Straßenecke und pflegte mit Passanten Gespräche über Geschichte, Philosophie und Politik. „Dabei bot er kleine Texte, Sinnsprüche und Kompositionen an und wurde bald zu einem markanten Fixstern im New Yorker Stadtbild“, weiß Florian Appel, der Dirigent des Weilheimer Kammerorchesters.

Dirigent Florian Appel
Florian Appel erarbeitet die Werke von Moondog mit dem Kammerorchester Weilheim. © Gisela Schregle

Doch plötzlich war der „bunte Hund“ aus New York verschwunden. Als ihn der Hessische Rundfunk 1974 zu zwei Konzerten nach Frankfurt einlud, empfand er dies als eine Art Rückkehr in seine musikalische Heimat. Hardin, dessen Mutter einer Familie aus dem Schwarzwald entstammte, blieb in Deutschland, lebte als Straßenmusiker in Hamburg und Hannover. 1976 nahm ihn eine Familie in Oer-Erkenschwick auf. Die Tochter des Hauses stand ihm als Weggefährtin und Managerin zur Seite, übertrug viele seiner Kompositionen von Blinden- in Notenschrift. 1999 starb Louis Hardin in Münster.

Moondog: Musik zwischen Klassik, Jazz und Pop

Moondog selbst verortete sein Schaffen selbstbewusst in der Nachfolge Bachs, Beethovens und Brahms’. „Doch scheinen Kategorien wie Klassik, Jazz, Pop hier nicht recht zu greifen“, sagt Florian Appel, der das Werk des Amerikaners diesen Herbst auf die Agenda des Weilheimer Kammerorchesters setzte. Mit diesem verwirklicht er gleich zwei Projekte, die sich „der ganzen Bandbreite seines Schaffens nähern“ – und dessen Vorliebe für ungerade Taktarten und eingängige Melodien zeigt. Unter dem Titel „Moondog I“ erklingen am Sonntag, 3. November, 19.30 Uhr, im Weilheimer Stadttheater Stücke in kleineren Ensembles. Und beim traditionellen Herbstkonzert präsentiert das Kammerorchester dann am Samstag, 23. November, um 17 und um 19 Uhr in der großen Hochlandhalle Werke in großer Besetzung („Moondog II“).

Sämtliche Mitwirkenden sind Musiker aus Weilheim: Neben dem Kammerorchester spielen der Allroundmusiker und Saxofonist Joscha Arnold, Schlagzeuger Severin Rauch sowie aktuelle und ehemalige Schüler des Gymnasiums. Der Schauspieler Waldemar Kobus, Impulsgeber der Programme, liest aus Texten Moondogs. Florian Appel hat die Leitung und tritt auch als Pianist auf. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei (Spenden zur Deckung der Unkosten erbeten).

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Seine Begeisterung für Moondogs Leben und Werk will Appel zudem in einem Kurs bei der Weilheimer Volkshochschule mit Interessierten teilen. Beginnend am kommenden Montag, 30. September, 19 bis 20.30 Uhr, führt er die Teilnehmer an vier Abenden in Hardings vielschichtiges Werk ein und verschafft Einblicke in die Arbeit an den beiden Konzertprogrammen. Bei einer Probe gibt es zudem die Möglichkeit, die beteiligten Künstler kennenzulernen, schließlich werden gemeinsam die Konzerte besucht. Anmeldung dazu unter vhs-weilheim.de oder Telefon 0881/927 83 38.

Nähere Informationen

unter www.kammerorchester-weilheim.de. Für das Konzert am 3. November im Stadttheater wird um Anmeldung per E-Mail an kontakt@kammerorchester-weilheim.de gebeten.

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