Rücksichtsloses Verhalten gefährdete „1000-jährige“ Linde – Nun erholt sie sich langsam

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Bis auf sechs Meter nähern können sich Besucher der Tassilolinde. Auch der Wanderweg macht seit zwei Jahren einen größeren Bogen um das Naturdenkmal. © EMANUEL GRONAU

In einem „schlechten Zustand“ hatte die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises vor zwei Jahren die Tassilolinde vorgefunden. Die daraufhin getroffenen Maßnahmen, den wohl berühmtesten Baum der Region vor unachtsamen Besuchern und rücksichtslosen Kletterern zu schützen, sollen nun Wirkung zeigen.

Vor einem knappen Jahr wurde der vermutlich größte Naturschatz der Wessobrunner, die Tassilolinde, zum „Nationalerbe-Baum“ erklärt. Zum damaligen Zeitpunkt deutschlandweit der 30. mit dieser Auszeichnung. Und dennoch: Spätestens seitdem die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises den Wessobrunnern vom schlechten Zustand ihres Heiligtums berichtet hatte, herrscht bei vielen Bürgern große Besorgnis.

Da es sich bei der Linde um ein Naturdenkmal handelt, ist der Landkreis für die Tassilolinde zuständig, das weiß auch Bürgermeister Georg Guggemos, den die besorgniserregende Nachricht vor rund zwei Jahren als erstes erreicht hatte. Damit die bei Urlaubern beliebte Attraktion noch lange an Ort und Stelle weiterleben und noch von einer Handvoll Folgegenerationen bestaunt werden kann, mussten schnellstmöglich Maßnahmen getroffen werden, um den Baum langfristig zu schützen.

Obwohl ein anschließendes Gutachten die schlimmsten Befürchtungen der Experten letztlich nicht bestätigen konnte, wollte der Landkreis nachhelfen und der Tassilolinde unter die hölzernen Arme greifen: Folglich wurde schon bald die Krone gesichert, der Wanderweg um etwa 20 Meter verlegt und die Linde in einem Abstand von sechs Metern mit einem Seil eingezäunt. Doch wie geht es dem Naturdenkmal nun, knapp zwei Jahre nach Beginn der Bemühungen? Haben die Maßnahmen Früchte getragen?

Besucher zeigen Verständnis

Wessobrunns Bürgermeister Georg Guggemos sagt Ja. Den Umständen entsprechend gehe es der Linde „picobello“, erklärt der Rathauschef und ergänzt: „Wie es einem Baum in dem Alter eben geht.“ Das Gutachten habe dem Baum zu Beginn der Maßnahmen im Übrigen die Note drei gegeben, erinnert sich Guggemos.

Ein Großteil der Besucher zeige dankenswerterweise Verständnis für die Schutzmaßnahmen: „Manche Unbelehrbare“ würde zwar selbst die Absperrung nicht davon abhalten, bis zum Stamm vorzudringen, „80 Prozent kapieren es aber“, so der Bürgermeister. Der Andrang, der bis vor zwei Jahren noch im direkten Umfeld des Baumes geherrscht hatte, habe der Linde allerdings nachhaltig zugesetzt. „Schlecht für den Baum und seine Wurzeln“ sei vor allem das rücksichtslose Verhalten so manchen Besuchers gewesen: Regelmäßig sei im Bereich des Stamms umhergestiegen, auf ihm herumgeklettert oder „alles zamgetappt“ worden, erläutert Guggemos.

Durch die zahlreichen Maßnahmen habe der „tausendjährige“ Baum, dessen Alter in Fachkreisen häufig auf 700 bis 900 Jahre geschätzt wird, nun weitestgehend seine Ruhe. Und aus sechs Metern Entfernung beeindruckt die Tassilolinde sicherlich nicht weniger, als wenn man auf ihr herumkraxelt. Besucher zeigen Verständnis

Die Krone zu sichern, sei im Übrigen eine Aufgabe, die „alle paar Jahre“ ansteht, merkt Georg Guggemos an. Da die aktuellen Maßnahmen dem Bürgermeister zufolge fruchten, sollen die Absperrung und die Verlegung des Wanderwegs auch künftig bestehen bleiben. „Das wird vorerst so weitergeführt“, versichert der Bürgermeister und betont, sich hierbei mit der Landkreis-Behörde einig zu sein.

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