Weilheim-Schongau: Das sind die Probleme in der Pflege und bei den Ärzten

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Wie es um die Pflege steht, zeigte eine aktuelle Umfrage. © Symbolfoto: Smarterpix

Die Situation in der Pflege und bei den Ärzten im Landkreis Weilheim-Schongau ist angespannt. Die Probleme waren Thema im Sozialausschuss des Kreistags.

Region– Wer bei der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses des Weilheim-Schongauer Kreistags dabei war, der mag mit gemischten Gefühlen aus dem Sitzungssaal gegangen sein. Denn als die neusten Zahlen und Erkenntnisse in Bezug auf die Pflege und die Ärzteschaft im Landkreis vorgestellt wurden, wurden auch die Probleme klar, die auf diejenigen zukommen, die Hilfe benötigen.

Pflege-Situation ist Thema im Sozialausschuss des Landkreises Weilheim-Schongau

„Das Ergebnis ist nicht sehr prickelnd“, sagte Dominik Spring, Leiter des AWO-Seniorenzentrums in Peiting, als er die Ergebnisse zur Situation und Zukunft der Pflege vorstellte: Alle Pflege-Formen, vom Hospiz bis hin zu Angeboten zur Unterstützung im Alltag, können zu 33 Prozent den Bedarf nicht immer decken — nur 15 Prozent gaben an, diesem jederzeit gerecht werden zu können. Die Auslastung hat auch Auswirkungen auf die Wartezeit für Betroffene. Während die einen durchschnittlich rund eine Woche auf einen Hospiz-Platz warten, müssen sich andere rund elf Wochen für ein Angebot zur Unterstützung im Alltag gedulden. Genauso lange ist die Wartezeit für die Stationäre Pflege. Bei der Kurzzeitpflege sind rund acht Wochen angegeben.

Wartelisten bei hoher Nachfrage

Der großen Nachfrage begegnen die Einrichtungen hauptsächlich mit Wartelisten. Auch um eine Weitervermittlung bemühen sich viele Einrichtungen. Nur bei sechs der insgesamt 50 Reaktionen auf die Befragung kam eine Aufstockung des Personals in Frage.

Ein Grund für die schlechter werdende Pflege-Lage sei der Personalmangel. Spring kritisierte auch die Generalistik, die die Ausbildungen in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zu einer neuen vereint. Die Folge: In Krankenhäusern gebe es für diese Pflegekräfte mehr Karrierechancen – im Gegensatz zum Pflegeheim.

Außerdem verschärfe sich die Situation in den kommenden Jahren, so Spring. Denn aktuell läge ein Großteil der Pflegearbeit auf den Schultern der Babyboomer, die in den nächsten Jahren in Rente gehen. Deshalb machte Spring auch klar: Ohne ausländische Arbeitskräfte gehe es nicht mehr.

Was denken die Ärzte?

Nicht wirklich besser war, was Karl Breu, Sprecher des Ärztlichen Kreisverbands Weilheim-Schongau, zu berichten hatte, als er die Ergebnisse der neuesten Ärzteumfrage vorstellte.

155 Vertragsärzte nahmen an der Befragung teil. Sie teilen sich auf in 75 Hausärzte, 74 Fachärzte in der ambulanten Versorgung, zwei im öffentlichen Gesundheitsdienst und vier Ärzte, die aktuell nicht mehr tätig sind. Von ihnen haben 117 eine eigene Praxis und 34 sind angestellt. Eine deutliche Mehrheit der angestellten Ärzte (42 Prozent) möchte langfristig im Anstellungsverhältnis bleiben. Weitere 19 Prozent können sich eine Tätigkeit beispielsweise in einer Gemeinschaftspraxis vorstellen. Nur sechs Prozent streben die Gründung oder Übernahme einer eigenen Praxis an. Keiner der Befragten plant eine zukünftige Tätigkeit in der stationären Versorgung. „Die klassische Einzelpraxis verliert an Attraktivität“, so Breu. „Nachkommende Mediziner wünschen sich zunehmend sichere, teamorientierte und kooperative Arbeitsformen.“

Oftmals keine Nachfolger

57 Prozent der befragten Vertragsärzte planen, ihren Praxissitz innerhalb der nächsten zehn Jahre abzugeben. „Besonders bedenklich ist, dass 90 Prozent dieser Ärzte bislang keinen Nachfolger gefunden haben.“ Wenn ein Nachfolger gefunden wurde, dann oft über private Kontakte oder innerhalb der Familie. „Die ambulante ärztliche Versorgung im Landkreis steht in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen, denn die Zahl der nachkommenden Ärzte reicht nicht aus, um die bisherigen Praxissitze der ausscheidenden Ärzte zu ersetzen“, so Breu.

Empfehlung: Mehr Weiterbildung

Handeln ist also gefragt. Und deshalb hat Breu auch gleich einige Empfehlungen dabei: Demnach sollen bestehende Weiterbildungsstrukturen ausgebaut werden, indem man etwa den Weiterbildungsverbund Weilheim-Schongau durch kommunale Angebote ergänzt. Außerdem müsse man kooperative Versorgungsformen fördern und Standortfaktoren ausbauen, wie etwa eine gute ÖPNV-Anbindung. Zu guter Letzt müsse die interkommunale Zusammenarbeit gestärkt werden.

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