Sorgen um Krankenhaus Penzberg: Das sagen Klinik-Holding und Landkreis Starnberg
In Penzberg wächst die Sorge um das örtliche Klinikum. Die Starnberger Kliniken und der Landkreis Starnberg wollen ihre Holding neu ausrichten. Das sagen die Verantwortlichen.
Penzberg – Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG): Das Wortungetüm wurde Ende 2024 von der Bundes-Ampel beschlossen. Seitdem kämpfen die Betreiber mit den Folgen. Die Situation ist dramatisch. Die Reform würde „nicht die enorme wirtschaftliche Not der Krankenhäuser beseitigen“, warnte die Bayerische Krankenhausgesellschaft. Dabei würden acht von zehn Kliniken Defizite schreiben, es drohe „ein kalter Strukturwandel“, hieß es.
Sorge um Krankenhaus Penzberg: Starnberger Kliniken und Landkreis Starnberg stellen ihre Holding neu auf
„Wir Krankenhausgeschäftsführer nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und engagieren uns trägerübergreifend gemeinsam für eine in die Zukunft gerichtete Versorgung unserer Patientinnen und Patienten“, wurde Dr. Thomas Weiler, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschland und Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, zitiert.

Derzeit Grund- und Regelversorgung
Just die Starnberger Kliniken sorgen für Sorgenfalten in und um Penzberg. Es geht um das örtliche Klinikum, der ehemalige Standort des Landkreises Weilheim-Schongau gehört seit 2012 zur Holding Starnberger Kliniken GmbH – alleiniger Gesellschafter der GmbH ist der Landkreis Starnberg. Penzberg ist nach offizieller Lesart ein kommunales Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit 100 Planbetten und versorgt nach Holding-Angaben jährlich mehr als 4.000 stationäre Fälle. Es gibt ein breites Angebot mit den Hauptabteilungen Medizinische Klinik, Chirurgische Klinik mit Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Plastische Chirurgie/Handchirurgie und Anästhesie sowie die Gynäkologie als Haupt- und Belegabteilung und die Belegabteilung HNO.
Starnberger Kliniken schreiben rote Zahlen
Doch wird das in Penzberg blieben? Denn die Krankenhausreform grätscht dazwischen. Deren Ziel ist eine stärkere medizinische Spezialisierung, kleinere Krankenhäuser sollen weniger Leistungen anbieten. In Penzberg wird sich spezialisiert. Doch die Holding macht seit Jahren ein Minus, dass der Landkreis ausgleichen muss.
Für das Haushaltsjahr 2025 des Landkreises wurden im Verwaltungshaushalt Defizitausgleichsleistungen von 7,2 Millionen Euro veranschlagt, dazu weitere rund 23,1 Millionen Euro zur Liquiditäts- und Finanzsicherung der Starnberger Kliniken als Kapitalausstattung im Vermögenshaushalt veranschlagt. Der Landkreis wird weiter Geld zuschießen müssen. Im Finanzplan 2026 bis 2028 wurden insgesamt 15 Millionen Euro als Defizitausgleich eingeplant sowie 61,3 Millionen Euro als Kapitalausstattung.
Das Klinikum Penzberg trägt seinen Teil zum Minus bei: Der Landkreis meldete für 2021 gemäß Jahresrechnung ein Defizit von 1,6 Millionen Euro, 2023 waren es schon 4,3 Millionen Euro.
Infos für Stadträte
Hinter verschlossener Tür bekamen Penzbergs Stadträte nach Rundschau-Informationen im nicht-öffentlichen Teil der Mai-Sitzung Auskünfte aus erster Hand: Der Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU) sprach über die aktuelle Situation des Klinikums Penzberg. Dieses gehört als Krankenhaus GmbH nach dem damals heiß diskutierten Verkauf durch den Landkreis Weilheim-Schongau seit 2012 zur Holding Starnberger Kliniken GmbH – und damit dem Landkreis Starnberg.
Was Frey den Stadträten zu sagen hatte, ist nicht offiziell bekannt. Doch es dürfte beruhigender Art gewesen, denn in Penzberg mehren sich sorgenvolle Stimmen wegen der ungewissen Zukunft des Klinikums vor Ort. Das liegt zum einen an den Vorgaben der Krankenhausreform und zum anderen an den roten Zahlen, die die Holding seit einigen Jahren einfährt. Da ist ein defizitäres Klinikum, dass nicht mal im eigenen Landkreis liegt, nur schwer zu vermitteln.
Fragen an die Verantwortlichen
Die Rundschau schickte einen Fragenkatalog an Landrat Frey und Dr. Thomas Weiler, Geschäftsführer der Starnberger Kliniken GmbH. Namens beider Adressaten antwortete die Kreisbörde. Konzernweit würde man sich derzeit auf die Umsetzung der Vorgaben der Krankenhausstrukturreform des Bundes vorbereiten – das betreffe auch das Haus in Penzberg.
Verweis auf Freistaat
Ob sich der Landkreis Starnberg überhaupt ein Klinikum mit dessen Defizit im Nachbarkreis überhaupt leisten kann? In Starnberg wird man nicht konkret. Das künftige Leistungsangebot liege nicht allein in der Entscheidungszuständigkeit der Starnberger Kliniken, sondern insbesondere auch des Freistaats Bayern im Rahmen der Reform-Umsetzung. „Wir planen derzeit intensiv mit allen unseren Häusern und loten die besten und sinnvollsten Möglichkeiten für die Zukunft aus“, heißt es vom Landratsamt.
Betriebsversammlung im März
In der Rundschau-Redaktion waren Anfragen besorgter Leser eingegangen. Es habe eine Mitarbeiterversammlung in Penzberg gegeben, bei der die Schließung des Klinikums verkündet worden sei. Seitens des Starnberger Landratsamt wird dies relativiert. Es habe am 13. März eine „routinemäßige Betriebsversammlung“ am Klinikum Penzberg stattgefunden. Diese sei vom Betriebsrat organisiert worden.
Themen waren laut Landratsamt „die allgemeine Lage des Klinikums sowie mögliche Perspektiven für den Standort“. Und es wird ergänzt: „Eine Schließung des Klinikums waren nicht Gegenstand und Thema der Versammlung.“ Seitens der Geschäftsführung sei lediglich auf Nachfrage über „denkbare Optionen zur Weiterentwicklung der stationären Versorgung“ gesprochen worden. Seitens des Starnberger Landratsamts wird betont: „Eine Schließung des Klinikums ist derzeit nicht vorgesehen.“

Derzeit regulärer Betrieb
Der Betrieb des Klinikums Penzberg läuft laut Landratsamt derzeit regulär weiter. Allerdings werden im Rahmen interner Prüfungen „verschiedene Möglichkeiten zur zukünftigen Ausrichtung des Standorts“ untersucht. Konkrete Entscheidungen lägen jedoch derzeit nicht vor. Im Juni 2023 hatte Holding-Geschäftsführer Weiler allerdings schon im Stadtrat bei einem Sachstandsbericht deutlich gemacht, dass über dem Klinikum ein „Damoklesschwert“ hänge: Die Notfallversorgung könnte gefährdet sein. Grund seien die weitere Finanzierung sowie eine Ballung der Notaufnahmen in der Region
Rücknahme: Keine konkreten Gespräche
Die Runde macht aktuell auch immer wieder eine mögliche Rücknahme des Penzberger Klinikums durch den Landkreis Weilheim-Schongau. Dieser hat jedoch selber mit seiner defizitären Krankenhaus GmbH mit den beiden Häusern in Weilheim und Schongau sowie einem Millionenloch im Haushalt zu kämpfen. Gibt es konkrete Gespräche mit den Nachbarn oder sind solche geplant? „Nein. Aktuell nicht“, heißt es dazu Ende Juni kurz und knapp aus dem Starnberger Landratsamt.
Stadträte wollen Infoveranstaltung
In der jüngsten Stadtratssitzung hatte einige Abgeordnete die Infopolitik aus Starnberg im Bezug auf das Klinikum Penzberg kritisiert. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) sagte, das er bei Frey und Weiler eine Infoveranstaltung ansprechen wolle. Bislang gab es kein konkretes Ergebnis.
FDP: Standort erhalten
Auch die Weilheim-Schongauer Kreis-FDP meldete sich zu Wort. Der stellvertretende Vorsitzende Timo Böge aus Penzberg warnte: „Der Krankenhausstandort Penzberg brennt lichterloh.“ Die FDP spricht sich für den Erhalt des Standorts aus. Die Liberalen warnen allerdings davor, wegen der hiesigen Situation künftig Bürgerentscheide bei Kliniken nicht mehr zuzulassen, wie es derzeit in Bayern politisch diskutiert wird.
Gerlach warnt: „Kalter Strukturwandel“
Am vergangenen Montag (30. Juni) wurde das vom bayerischen Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Gutachten zur Prognose der Krankenhaus-Patientenzahlen im Freistaat veröffentlicht. Das Gutachten kommt laut Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) zu dem Schluss, „dass es trotz der demografischen und anderen Herausforderungen möglich ist, die Krankenhausversorgung im Freistaat weiterhin auf qualitativ hohem Niveau zu gewährleisten“. Allerdings warnte die Ministerin wie schon die Bayerische Krankenhausgesellschaft vor den „Gefahren eines kalten Strukturwandels“ – vor allem für die ländlichen Regionen.
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