Medizin-Zukunft aus Penzberg: Roche will mit neuem Labor komplexe Krankheiten entschlüsseln

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Vierfacher Grundstein: (v.l.) Marco Cairoli (Leiter Diagnostik-Produktion Penzberg), Andrea Jochner-Weiß (Landrätin), Paul Wiggermann (Standortleiter Roche in Penzberg) und Jutta Pribil (Bauprojektleiterin SBX-Laborgebäude) setzen die vier Skulpturen – die für die vier getrennten Labore und vier DNA-Basen stehen – ein. © Andreas Baar

Signal für den Standort in Penzberg: Der Roche-Konzern investiert 40 Millionen Euro in ein hochmodernes Laborgebäude. Mit neuer Technologie soll dort die Diagnostik-Produktion revolutioniert werden.

Penzberg – 40 Millionen Euro für ein Laborgebäude. Solche Investitionen sind bei Roche-Vorhaben im Penzberger Werk in jüngster Zeit durchaus eher eine kleinere bis mittlere Hausnummer. Zum Vergleich: Satte 600 Millionen Euro werden in das neue große Diagnostik-Produktionszentrum im Nonnenwald gesteckt, es ist es die bislang größte Einzelinvestition des Biotech-Konzerns in Deutschland. Doch der am Donnerstag (26. Juni) mit einer Grundsteinlegung gefeierte Neubau des kleineren zweigeschossigen Laborgebäudes ist im Hinblick auf die Zukunft von Konzern, Medizin und vor allem den oberbayerischen Standort etwas Großes. Das machten Vertreten von Unternehmen und Politik bei der Feier unisono deutlich.

Am Donnerstag wurde bei Roche in Penzberg der Grundstein für ein hochmodernes Laborgebäude gelegt

Der Neubau spiele eine zentrale Rolle bei der Herstellung diagnostischer Einsatzstoffe für die zukunftsweisende „Next-Generation-Sequencing“ (NGS)-Technologie „Sequenzierung durch Expansion” (SBX), heißt es stolz vom Unternehmen. „Heute ist ein guter Tag“, sagte denn auch der Penzberger Standortleiter Paul Wiggermann. Das Gebäude werde „weltweit Bedeutung“ haben, ist er sicher. Die Investition von über 40 Millionen Euro zeige, „dass der Standort Penzberg als Innovationsstandort bei Roche eine ganz wichtige Rolle spielt“. Die hergestellten diagnostischen Einsatzstoffe könnten eine entscheidende Rolle bei der Entschlüsselung der Genetik komplexer Krankheiten wie Krebs, Immun- und neurodegenerativen Erkrankungen spielen.

Die Grafik zeigt das geplante neue Laborgebäude im Penzberger Roche-Werk.
So soll es aussehen: Der zweigeschossige Bau umfasst 833 Quadratmeter Laborfläche im Erdgeschoss sowie 630 Quadratmeter für eine Technikzentrale im Obergeschoss. Auf das Dach kommt eine PV-Anlage. © Grafik Roche

Ultraschnell die DNA lesen

Die Next-Generation-Sequencing-Technologie (NGS) bietet laut Roche detaillierte Einblicke in die Genetik, Genomik und Zellbiologie. Die Technologie ermögliche Wissenschaftlern, die Basen-Reihenfolge der DNA zu lesen und besser zu verstehen. Bei Roche ist man überzeugt: Die NGS wird bei der Entschlüsselung der Genetik komplexer Krankheiten wie Krebs,Immun- und neurodegenerativer Erkrankungen immer wichtiger werden.
Roche hat nach eigenen Angaben eine völlig neue NGS-Technologie entwickelt: die ultraschnelle Sequenzierung durch Expansion (SBX). Entwickelt wurde sie, um die wissenschaftliche Forschung zu beschleunigen. Die SBX habe „das Potenzial, die Genomik grundlegend zu verändern“, heißt es vom Unternehmen.

Genauere und schnellere Diagnosen

Mit der SBX-Technologie hat Roche nach eigenen Angaben eine Innovation entwickelt. Diese würde entscheidende Fortschritte gegenüber aktuellen Sequenzierungstechnologien bieten. Die neue Technik biete genauere und schnellere Diagnosen, so Wiggermann. Bei Roche setzt man damit auch auf stärker personalisierte Diagnostik zum Wohl der Patienten, was seit Jahren ein Ziel des Unternehmens ist.

„Exzellenzzentrum“ im gesamten Konzern

14 Produktionsstandorte gibt es weltweit bei Roche, verdeutlichte Marco Cairoli, Leiter der Diagnostik-Produktion in Penzberg – und nannte den heimischen Standort ein „Exzellenzzentrum für die Produktion von diagnostischen Einsatzstoffen in der Roche-Gruppe”. Bekanntlich wird im Nonnenwald ein Großteil der Stoffe für die weltweite Produktion hergestellt. Penzberg nimmt eine Sonderstellung im Konzern ein: Hier sind Forschung, Entwicklung und Produktion in einem Werk mit kurzen Wegen konzentriert.

Landrätin schwärmt: „Made im Landkreis“

Bei so viel Begeisterung für die künftigen Möglichkeiten in der Diagnostik und für das weitere millionenschwere Projekt des Global Players im Oberland ist es kein Wunder, dass auch die Politik begeistert ist. Weilheim-Schongaus Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) jedenfalls schwärmte von einem „weiteren Grundstein für die medizinische Zukunft“. Verbunden mit einer „enormen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Strahlkraft“. Die Investition sei eine „in das Leben und die Gesundheit in der ganzen Welt“, blickte die Kommunalpolitikerin über den regionalen Tellerrand hinaus – und das alles „made im Landkreis“, sagte Jochner-Weiß voller Stolz.

Ein Roche-Mitarbeiter hält einen Vortrag.
Freut sich auf das neue Labor: Roland Thiele, Leiter der Diagnostik-Chemieproduktion bei Roche in Penzberg. © Andreas Baar

Auf dem Weg in die Zukunft

Das Labor sei „weit mehr als nur ein Gebäude“, sagte Roland Thiele, Leiter der Diagnostik-Chemieproduktion bei Roche in Penzberg, der mit seinen Mitarbeitern den Neubau nutzen wird. „Wir beschreiten hier die Zukunft.“

15 Arbeitsplätze, rund 20 Einsatzstoffe

Eine Zukunft, die dem Unternehmen auch wirtschaftliche Vorteile auf dem Markt bringen soll. Das Laborgebäude mit 15 Arbeitsplätzen ist laut Konzern speziell auf „die höchste Produktqualität“ der SBX-Technologie ausgelegt. Die neuen Flächen würden die Herstellung von rund 20 diagnostischen Einsatzstoffen ermöglich – darunter zwölf Hauptprodukte, die in vier separaten Laboren (entsprechend den vier DNA-Basen) produziert werden. Diese räumliche Trennung sei entscheidend, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden und „eine exzellente Produktqualität und Präzision der Sequenzierungsergebnisse zu sichern“.

Sommer 2026 soll es fertig sein

Der Baubeginn erfolgte im Mai, die Fertigstellung ist für Sommer 2026 geplant. Der zweigeschossige, nicht unterkellerte Neubau in Stahlmodulbauweise umfasst 833 Quadratmeter Laborfläche im Erdgeschoss sowie 630 Quadratmeter für eine Technikzentrale im Obergeschoss. Auf das Dach kommt eine PV-Anlage.

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