Marathon — das ist einfach sein Ding: Hugo Mann vom TSV Penzberg ging bei der DM in Hannover an den Start und holte schon zum vierten Mal Gold.
Hannover – Soeben war Amanal Petros noch ganz sicher gewesen, deutscher Marathonmeister geworden zu sein. Doch plötzlich stand ein Läufer vor ihm, der sagte, dass er deutscher Meister sei.
Und der sah auch noch so athletisch und fit aus, dass der Mann vom SSC Berlin tatsächlich einen kurzen Moment stutzte und überlegte, ob bei der Siegerehrung alles ordnungsgemäß abgelaufen war. Die Irritation währte aber nur kurz. Denn Hugo Mann, der Petros kurzerhand um ein Erinnerungsfoto gebeten hatte, hatte tatsächlich den DM-Titel gewonnen – aber eben den in der M70-Klasse und nicht über alle Klassen hinweg.
Hugo Mann glänzt bei Marathon-DM mit Klassensieg
Gemeinsam war beiden Athleten, dass sie in ihrer jeweiligen Kategorie zu den Favoriten gehörten. Der 28-jährige Petros ist immerhin – mit einer Zeit von 2:04:58 Stunden – der deutsche Rekordhalter über die legendäre 42,195-Kilometer-Distanz. Obendrein hatte er schon 2023 in Hannover triumphiert.
Und Mann (Jg. 1954), von 2014 bis 2016 dreimal in Folge deutscher Meister in der M60-Klasse, hatte in den vergangenen Monaten eine starke Form bewiesen. Bei der DM im 10-Kilometer-Straßenlauf im März hatte der promovierte Finanzwissenschaftler alle anderen M70-Konkurrenten hinter sich gelassen und in 40:38 Minuten gewonnen.
Gesamtsieger Petros verbucht Streckenrekord
Beide Läufer wurden in Hannover ihrer Rolle auch gerecht. Petros (2:06:05) siegte mit Streckenrekord und setzte sich zudem an die Spitze der DLV-Jahresbestenliste. Die Top-Position hatte bislang Samuel Fitwi Sibhatu (2:06:27/gelaufen im Januar in Dubai) inne. Hugo Mann (3:13:23) gewann seine Altersklasse mit satten 24 Minuten Vorsprung.
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Aufgrund des starken Auftritts in Leverkusen „war ich bereit, das Rennen etwas schneller anzugehen als es meine Trainingszeiten vorsahen“. An der 10-Kilometer-Marke, erreicht nach 44:23 Minuten, wurde dem Athleten des TSV Penzberg aber klar, dass er ein Tempo von unter 4:30 Minuten pro Kilometer nicht würde durchhalten können. „Denn während der Vorbereitung fehlten mir, aufgrund leichter Muskelbeschwerden, ein paar längere Trainingseinheiten über 30 Kilometer“, so Hugo Mann.
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Im Rennen „konnte ich leider keine stabile Gruppe finden, die mein Tempo gelaufen wäre“. Im Verlauf des Wettbewerbs wurde das zunehmend zu einer beschwerlichen Angelegenheit. „Da ich meist alleine lief, hat mich der aufkommende Wind immer wieder voll erwischt. Ein Verstecken in der Gruppe war nicht möglich“, berichtete Mann.
Hugo Mann muss weitgehend allein auf weiter Flur laufen
Mit den Zeiten bis zur Halbzeit (erreicht nach 1:34:47) war der Penzberger „sehr zufrieden“. Der Halbmarathon bewegte sich im Rahmen dessen, was er in Ismaning gezeigt hatte. Danach kam ihm zufolge „eine kleine Schwächephase“, die er aber überwinden konnte. Auch wenn er im zweiten Teil etwas langsamer wurde, war Mann letztlich deutlich schneller, als nach den Problemen im Vorfeld zu erwarten war – die Zielzeit von 3:15 Stunden unterbot er klar. „Bei optimaler Vorbereitung wären wahrscheinlich auch 3:10 möglich gewesen.“ Gleichwohl zählt bei einer Meisterschaft die Platzierung; der Titel 2024 „freut mich deshalb außerordentlich“.
Für das Rennen war Hugo Mann ein ziemliches Risiko eingegangen. Gewöhnlich läuft er in wenig gedämpften Rennschuhen, „die den Vorteil haben, recht leicht zu sein“. Da er allerdings während der letzten Trainingseinheiten vor der DM schon eine hohe Belastung an den Fußballen verspürte, „habe ich mir kurzentschlossen noch am Abend zuvor einen stark gedämpften Rennschuh besorgt“. Das Wagnis ging Mann bewusst ein. Als erfahrener Läufer kann er einschätzen, ob der Schuh geeignet ist – und das war er.
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Vom TSV Penzberg war bei der DM noch Christoph Spitzenberger (Jg. 1991) am Start. Mit 2:45:32 Stunden erzielte er eine persönliche Bestzeit, die ihm bei den Männern den 107. Gesamtplatz und in seiner Klasse den 30. Rang bescherten. Spitzenberger lag lange auf einem Kurs für 2:40 Stunden, doch ab Kilometer 32 „ging ihm die Energie aus“, so die Penzberger Leichtathletik-Sparte.
Maria Elisa Legelli muss auf der Zielgeraden kämpfen
In der Schlussphase plagen musste sich auch Maria Elisa Legelli. Auf der Zielgeraden wurde es nochmals richtig ungemütlich für die aus Böbing stammende Langstreckenspezialistin. „Ich bin nicht zu hundert Prozent fit nach Hannover gereist“, teilte die 32-Jährige mit. Krankheit und Verletzung hatten sie in der Vorbereitung ausgebremst. Und dann musste sie am Ende der 42,195 Kilometer noch um ihre Platzierung kämpfen. Im Duell mit Caroline Grauer (LG Region Karlsruhe) setzte sich Legelli aber doch durch und überquerte auf dem 17. Gesamtrang bei den Frauen die Ziellinie.
„Für mich war das einer der härtesten Marathons“, berichtete die in Füssen lebende und in Sonthofen arbeitende IT-Spezialistin. Die ungünstig verlaufene Vorbereitung war der Grund dafür, dass Legelli diesmal die Klassiker-Distanz so schwerfiel. „Ich konnte mich aber wieder gut durchbeißen.“
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Die Zeit war einmal mehr beachtlich: Nach 2:53:15 Stunden hatte sie den Zielstrich am Friedrichswall erreicht. Im Schnitt war Legelli mit 14,6 km/h unterwegs, absolvierte jeden Kilometer in gerade mal 4:06 Minuten. Mit ihrer Zeit war die Athletin der „Laufarena Allgäu“ eigenen Worten nach zufrieden. In ihrer Altersklasse wurde die amtierende bayerische Meisterin Elfte. Die Stimmung in Hannover „war toll, das Wetter gut, nur etwas windig“, berichtete Legelli. „Teilweise war starker Gegenwind auf der Strecke.“
Der Auftritt in Hannover war bereits der zweite Marathon der Füssenerin in diesem Jahr. Im Februar absolvierte sie beim Wettkampf in Sevilla die 42,195 Kilometer in 2:48 Stunden und war damit zweitbeste deutsche Finisherin. Ihre bisherige Bestzeit (2:47:10) lief sie im September 2023 in Berlin. In Hannover zog sich Legelli nun auch sehr gut aus der Affäre. Die ersten zehn Kilometer absolvierte sie laut Ergebnisliste in 39:40 Minuten, die Halbmarathonmarke war nach 1:24:59 Stunden erreicht. Als die Füssenerin die 35-Kilometer-Marke passierte, waren 2:22:55 Stunden vergangen.
Gesamtsiegerin bei den Frauen wurde Domenika Mayer (2:23:50) von der LG Telis Finanz Regensburg. Wie Petros bei den Männern verbesserte auch sie den Streckenrekord. Mayer lief die zweitbeste Zeit ihrer Karriere, verfehlte ihre Bestzeit nur um drei Sekunden. 2022 hatte sie, damals als Marathon-Debütantin, schon den DM-Titel gewonnen.