Gymnasiast aus Kirchseeon gewinnt 1. Preis bei bundesweiter Mathematik-Olympiade. „Mathe habe ich schon immer gemocht, hatte immer eine Eins im Zeugnis“, sagt er. Er spielt aber auch Basketball im Verein und trifft sich mit Freunden.
Kirchseeon – Moritz Anton ist positiv vorbelastet. Sein Großvater war schon Mathematiklehrer. Sein Vater mag Mathe. „Von meinem Onkel und meiner Tante habe ich auch viel gelernt“, erzählt Moritz. Jetzt hat der 14-Jährige vom Gymnasium Kirchseeon, Klasse 8d, bei der 63. Mathematik-Olympiade auf Bundesebene einen ersten Preis gewonnen. Das ist in seiner Jahrgangsstufe die höchste Ebene. „Es hat mich sehr gefreut“, sagt Moritz mit einem verschmitzten Lächeln.
Am Beginn der Ausscheidungsrunden waren es 207 000 Teilnehmer
77 Preisträgerinnen und Preisträger wurden kürzlich an der Europa-Universität Flensburg geehrt. Die Jury verlieh insgesamt zwölf erste, 26 zweite und 39 dritte Preise. Die rund 200 Teilnehmenden der Bundesrunde von der 8. bis zur 12. Jahrgangsstufe hatten sich zuvor gegen 207 000 Nachwuchsmathematikerinnen und -mathematiker durchgesetzt.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)
Finale in Flensburg über zwei Tage
In zwei viereinhalb stündigen Klausuren mussten die Schülerinnen und Schüler ihr Können an zwei Tagen unter Beweis stellen. „Es reicht nicht, nur die Lösung hinzuschreiben“, erklärt Moritz. „Wenn ich nicht zeigen kann, wie der Weg ist, dann ist es nichts wert.“ Mit einfachem Überlegen und Durchrechnen könnte man auch weiter kommen. Doch dazu brauche man viel Zeit, viel zu viel für den Wettbewerb. Der richtige Ansatz muss schnell erkannt, Formeln müssen eingesetzt, entwickelt und bewiesen werden. „So etwas macht man nicht in der Schule.“
Basketball und Freunde
„Mathe habe ich schon immer gemocht, hatte immer eine Eins im Zeugnis“, sagt Moritz. Insgesamt sind seine Noten sehr gut. Im Jahreszeugnis wird er wohl keine Drei haben. „Geschichte mag ich nicht so“, räumt er ein und meint schmunzelnd: „Hoffentlich liest mein Lehrer das jetzt nicht.“ Er will kein Streber oder nur der Mathecrack sein. „Ich habe ein ganz normales Leben.“ Moritz spielt Akkordeon und ist sportlich, spielt Basketball beim TSV Grafing. Zu Hause hängt an der elterlichen Garage in der richtigen Höhe ein Ballkorb. Skifahren geht er auch gerne. „Ich habe Freunde, mit denen ich mich treffe. Ich gehe gerne auch mal Fußball kicken.“ Aber Mathematik ist ganz wichtig für ihn. Damit beschäftigt er sich jeden Tag, wird von den Eltern unterstützt. „Mein Vater macht schon mal gerne mit, wenn ich ihm eine Aufgabe zeige.“ Auswirkungen hat das auch auf den Urlaub. Er habe am Strand oft Skripte und Aufgaben dabei. „Auch wenn es manche nicht glauben wollen: Es macht einfach Spaß, Lösungen zu finden.“
Meine news
Spezielles Training
Für Wettbewerbe muss speziell trainiert werden. Moritz nutzt dafür unter anderem alte Aufgaben aus früheren Olympiaden. Zusätzlich werden Seminare angeboten. Der Gymnasiast hat schon in der Grundschule angefangen. „In Bayern gibt es ein Trainingsprogramm, da bin ich dann reingekommen.“
Team aus Bayern, drei Teilnehmer aus dem Landkreis Ebersberg
Und so lief das Finale: Das Team aus Bayern mit 15 Teilnehmern plus Lehrer reiste dafür nach Flensburg. An einem Freitag war die erste Klausur. Je nach Jahrgangsstufe gibt es unterschiedliche Aufgaben. Am Nachmittag ein Rahmenprogramm. „Ich habe Basketball gespielt“, erinnert sich Moritz. Am Samstag die zweite Runde. „Die Aufgaben werden immer schwerer.“ Zur Entspannung beschäftigte sich Moritz am Nachmittag mit dem Basteln von Wikinger-Glasperlen. Am Abend Einsicht in die korrigierten Klausuren. Moritz erreichte 36 Punkte. „Da wusste ich schon, dass ich eine Medaille habe.“ Die volle Punktzahl von 40 sei selten. Aber Moritz ist selbstkritisch. „Ich hatte bei einer Aufgabe zwar die richtige Lösung, habe aber einen Sonderfall nicht beachtet. Und ich hatte einen kleinen Rechenfehler. Darüber habe ich mich besonders aufgeregt.“
Spicken bringt nichts
Betrügen oder „spicken“, wie man in der Schule sagt, ist natürlich verboten. „Ich weiß gar nicht, ob es jemand schon mal versucht hat, zu betrügen“, sagt Moritz. „Es würde wohl auch nichts bringen.“ Mitnehmen darf man in die Prüfung übrigens nur Schreibzeug und Zettel, sonst nichts. Das Handy muss man abgeben.
Probleme mit der Deutschen Bahn
Am Sonntag war Siegerehrung. Danach mit dem Zug nach Hause. „Mit den üblichen Strapazen der Bahn“, sagt Moritz. Ankunft am Hauptbahnhof München um 4 Uhr morgens statt wie geplant um 22 Uhr. Aus dem Landkreis waren noch zwei weitere Teilnehmer beim Bundesfinale dabei, Christian Kraftsik vom Humboldt-Gymnasium Vaterstetten (12. Klasse), der einen 3. Preis erreichte, und Isabella Wildner, auch aus der Klasse 8d des Gymnasiums Kirchseeon, die eine Auszeichnung erhielt. Weil keine S-Bahn mehr ging, verlief die letzte Etappe der Heimreise zusammen mit Isabellas Eltern im Taxi.
Pläne für die Zukunft
Was keinen überraschen wird: Moritz möchte nach dem Abitur Mathematik studieren. „Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.“ Im kommenden Schuljahr will er zunächst wieder bei der Mathematik-Olympiade mitmachen und nach einer Bundesmedaille greifen. Dazu müsse er jedoch erstmal in die Landesrunde kommen. „Aber es ist durchaus möglich“, meint der 14-Jährige zuversichtlich. „Auch wenn ich es nicht schaffen würde, die Freude an der Mathematik hört nicht auf.“