Ein 48-jähriger Mann steht wegen Urkundenfälschung vor Gericht. Er soll seinen Reisepass manipuliert haben, um in Deutschland Asyl zu erhalten. Doch die Beweislage ist verworren.
Mit 20 Minuten Verspätung eröffnete Richter Benjamin Lenhart eine Verhandlung wegen Urkundenfälschung. Doch während der Angeklagte, ein 48-jähriger Mann aus Poing, mit gesenktem Kopf im Sitzungssaal wartete, fehlte von seinem Verteidiger jede Spur. „Der wird nicht kommen“, erklärte der Richter kurz darauf an den Angeklagten gewannt. „Wie es scheint, haben Sie ihn nicht bezahlt.“ Der Poinger quittierte die Aussage des Vorsitzenden nur mit ungläubigem Kopfschütteln.
Für Aufenthaltsrecht: Mann (48) soll Reisepass manipuliert haben
Laut Anklage soll der aus Nigeria stammende Mann bei seiner Asylantragstellung im Jahr 2019 einen beschädigten Reisepass vorgelegt haben. Mehrere Seiten seien aus dem Dokument entfernt worden. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft habe der Angeklagte so verschleiern wollen, bereits in andere EU-Staaten eingereist und dort womöglich registriert worden zu sein. Vor Gericht bestritt der Mann die Anschuldigungen.
„Ich habe das nicht getan“, ließ er über seine Dolmetscherin erklären. Richter Benjamin Lenhart bat den Angeklagten daraufhin an den Richtertisch. „Was ist dann das?“, fragte er den Mann, während er besagten Pass aufklappte. Mit dem Finger deutete er auf ein rundes Loch, das auf einer Seite klaffte. „Das würde ich niemals machen“, schnaubte der Angeklagte.
Ermittlungsakte „nicht nachvollziehbar“ - Richter muss Verfahren einstellen
Ohnehin sei ihm der Pass erst kürzlich aus Nigeria zugeschickt worden. Bei seiner Einreise habe er ein anderes Dokument vorgelegt. „Die Sache ist schon dubios“, gab auch Richter Lenhart zu. Denn aus der Akte sei nicht nachvollziehbar, ob wirklich der Angeklagte den verfälschten Pass vorgelegt hatte.
Zudem habe der Mann bei seiner Einreise nach Deutschland angegeben, zuvor in Griechenland gelebt zu haben. „Mir erschließt es sich nicht, warum er das dann in seinem Pass vertuschen sollte“, betonte auch der Staatsanwalt. Richter Benjamin Lenhart stellte das Verfahren daraufhin ein.