US-Börsenchaos: Führt Trump die USA gerade in den Abgrund?
Die Erwartungen an einen Aufschwung unter Trump schwinden, während die Unsicherheit an den Märkten durch seine Zollpolitik wächst. Investoren suchen zunehmend Zuflucht in sicheren Anlagen.
Washington – Mit tiefroten Zahlen startete die US-Börse am 10. März in die neue Woche. Während der Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Ende Januar noch für Euphorie an den Märkten sorgte, treiben wirtschaftliche Unsicherheiten die Kurse nun nach unten. So verzeichnete der Technologieindex Nasdaq den stärksten Einbruch seit 2022, und auch die Kryptomärkte gerieten weiter unter Druck. Viele Anleger hatten auf einen Aufschwung durch Trumps Steuererleichterungen und Deregulierungspläne gehofft, doch seine chaotische Zollpolitik und Sparmaßnahmen veranlassen sie zur Flucht in sichere Anlagen. Der Angstbarometer der Wall Street, ein wichtiger Indikator für Kreditrisiken, schlägt aus – kann Trump das Ruder noch herumreißen?
US-Börsen im Sinkflug: Trumps anfängliche Markteuphorie bröckelt – Tesla büßt ein
„Der Handel heute fühlte sich wie eine absolute Todesspirale an“, sagte Alon Rosin, Leiter des Bereichs institutionelle Aktienderivate bei Oppenheimer & Co, über den Handelstag am 3. März gegenüber Bloomberg. In den wenigen Wochen seit Trumps Amtsantritt hat sich die Stimmung an den Börsen gedreht.
Noch im Dezember und Januar erreichte Bitcoin ein Allzeithoch von über 100.000 Dollar. Nun fiel der Kurs auf knapp 74.000 Dollar. Auch die Einführung der versprochenen staatlichen Bitcoin-Reserve unter Pro-Bitcoin-Präsident Trump konnte die Anleger nicht überzeugen – die Ankündigung, dass der Staat die Reserve nicht aktiv füllen werde, enttäuschte die Erwartungen.

Ähnlich erging es den Tech-Aktien, die unter Trump zunächst florierten. Seine Versprechen, milliardenschwere Projekte zu ermöglichen, hatten Hoffnungen geweckt. Doch der Nasdaq 100 stürzte am Montag um fast vier Prozent ab, was auf schwindendes Anlegervertrauen hindeutet. Besonders betroffen war Tesla mit einem Kursverlust von 15 Prozent. Die Sorge um Trumps Zölle gegenüber China belastet den Elektroautohersteller zusätzlich, da viele seiner Fahrzeuge dort produziert werden. Zudem kritisieren Investoren zunehmend Elon Musks politische Einmischung innerhalb der Regierungskommission für mehr Effizienz (DOGE).
Trumps Zollchaos in Mexiko und Kanada – gewisse Anpassungsphase nötig
Trump warnte zwar am Wochenende, dass eine gewisse Anpassungsphase nötig sei, um das steigende Wirtschaftsdefizit in den Griff zu bekommen und die globale Wirtschaftsordnung zu stabilisieren, doch sein Handeln hinterlässt mehr Fragen als Antworten. Anfang Februar drohte Trump den US-Nachbarländern Kanada und Mexiko mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent, nur um diese einen Monat später auf Anfang März zu verschieben. Anfang März wurden die Zölle, die laut Trump notwendig sind, um den Handel mit Fentanyl einzuschränken und das Handelsdefizit auszugleichen, erneut auf Anfang April verschoben.
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Die Zölle für Kanada traten am 4. März für zwei Tage in Kraft, nur um anschließend für viele Produkte rückwirkend wieder aufgehoben zu werden. Währenddessen hat Kanada nun Gegenzölle in Höhe von 25 Prozent auf ausgewählte Waren im Wert von rund 20 Milliarden Euro pro Jahr erhoben. Eine zweite Stufe verschob Premierminister Justin Trudeau auf den 2. April.
Trump erhebt weitere Maßnahmen gegen China und warnt vor Zöllen weltweit
Weitere Zollerhöhungen betrafen China. Zunächst verhängte Trump Anfang Februar Zölle in Höhe von zehn Prozent, gefolgt von weiteren zehn Prozent Anfang März. Daraufhin reagierte China mit Vergeltungszöllen von 15 Prozent auf US-Agrarexporte, die am Montag in Kraft traten, und verhängte zudem Handelsbeschränkungen für 25 US-Unternehmen. Ein weiterer Entwurf der US-Regierung, laut Reuters, sieht zusätzliche Gebühren für chinesische Schiffe vor, die in US-Häfen anlegen, um „Chinas unfaire Handelspraktiken in den Bereichen Schifffahrt, Logistik und Schiffbau“ zu unterbinden.
Zudem plant Trump, reziproke Zölle zu erheben, also überall dort, wo ein Handelsdefizit zulasten der USA besteht. Dies wird insbesondere den asiatischen Raum treffen, darunter Thailand und Indien. Doch auch Europa bleibt nicht verschont: Trumps Zölle auf Aluminium und Stahl, die ab dem 12. März in Kraft treten sollen, werden viele europäische Hersteller belasten. Zudem könnte die EU weiteren allgemeinen Zöllen unterliegen, da Trump sie beschuldigt, die USA über den Tisch zu ziehen.
Globaler Wirtschaftsrahmen liegt in „Trümmern“ – Investoren flüchten in sichere Anlagen
Die Unsicherheiten durch die Vielzahl an Handelskonflikten dämpfen die Investitionsbereitschaft von Unternehmen und das Kaufverhalten der Konsumenten. Zudem sind die Inflationserwartungen für das kommende Jahr allein im letzten Monat um einen Prozentpunkt gestiegen. Warnungen von Ökonomen über eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der US-Wirtschaft sowie Indikatoren, die auf eine bevorstehende Rezession hindeuten, belasten die Marktstimmung zusätzlich. Als Reaktion darauf ziehen sich Anleger vermehrt in sichere Anlagen zurück, was die Renditen von Staatsanleihen senkt und den Wert von Energie-, Konsumgüter- und Versorgungsunternehmen steigen lässt – Sektoren, die sich in Krisenzeiten oft als stabil erweisen.
„Trump brauchte nur ein paar Wochen, um das internationale Wirtschaftsregime zu brechen – vermutlich mit dem Plan, es zu reparieren und durch etwas ‚Besseres‘ zu ersetzen“, betont Michael Rosen, Chief Investment Officer von Angeles Investment Advisors, gegenüber Bloomberg. Dennoch warnt er: „Ohne eine klare Vorstellung davon, was ‚besser‘ ist, bleiben die Anleger nur mit den Trümmern des kaputten globalen Wirtschaftsrahmens zurück. Solange wir nicht sehen, was an seine Stelle tritt, werden die Anleger bestenfalls vorsichtig sein.“
Weitere Unsicherheiten an deutscher Börse – Investitionspaket der SPD und Union sorgt für Dax-Sinkflug
Auch die deutsche Börse leidet derzeit unter Marktunsicherheiten. Der Unternehmensindex DAX fiel am Freitag um 1,8 Prozent auf rund 23.000 Punkte und liegt seit Marktschluss am Montag bei etwa 22.500 Punkten. Hier herrscht Ungewissheit über das milliardenschwere Investitionspaket von SPD und Union, das Infrastruktur und Verteidigung fördern soll, teils auch mit einer Reform der Schuldenbremse. Ob es dazu kommt, ist jedoch noch offen. Für die benötigte Gesetzesänderung braucht die Regierung die Zustimmung der Mehrheit im Bundestag – das heißt, aufgrund der noch amtierenden alten Regierung, auch die Zustimmung der Grünen bis Ende März. Doch diese weigern sich bislang.