„Haltet durch“: Trump bittet Bürger in Zollstreit um Geduld
Trumps radikaler Rundumschlag in der Handelspolitik hat auch für die USA schwerwiegende Folgen. Der Präsident ruft daher seine Bevölkerung zum Durchhalten auf.
Washington/Florenz - Die schweren Turbulenzen durch das Zollpaket des US-Präsidenten bekommen viele Amerikaner direkt zu spüren - nun versucht Donald Trump, seine Landsleute mit Durchhalteparolen zu beruhigen. „Haltet durch - es wird nicht leicht, aber das Endergebnis wird historisch“, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. „Dies ist eine wirtschaftliche Revolution, und wir werden siegen.“ Während Trumps Zollpaket Anlegervermögen in Milliardenhöhe vernichtete und Handelspartner brüskierte, sprach sich sein einflussreicher Berater Elon Musk für eine Freihandelszone mit Europa aus.
Die USA hätten sich lange ausnutzen lassen, doch damit sei jetzt Schluss, versprach Trump. Jobs, Unternehmen und Geschäfte kämen durch den Schritt zurück in die USA „wie nie zuvor“. Doch die Erfolgsaussichten seines radikalen Rundumschlags sind bestenfalls ungewiss.
Folgenschwerer Schritt von Trump: Rezession und Handelskrieg?
Ökonomen warnen vor einer aufziehenden Rezession in den USA und betrachten Trumps Zollpolitik eher als strategisches Eigentor, das letztlich auch den Vereinigten Staaten schaden wird. Auch der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, erwartet eine höhere Inflation und langsameres Wachstum für die USA. Ein globaler Handelskonflikt könnte zudem die gesamte Weltwirtschaft in eine tiefe Krise stürzen. Einige Länder wie China und auch die EU zeigen sich zu drastischen Gegenmaßnahmen bereit.

Musks Elektroauto-Firma Tesla, die ihre Fahrzeuge sowohl in China als auch in Deutschland produziert und verkauft, dürfte die Folgen ebenfalls zu spüren bekommen. Die Politik der neuen US-Regierung lobt der Tech-Milliardär meist überschwänglich - oder prägt sie gleich mit. Doch nun plädiert Musk überraschend für eine transatlantische Freihandelszone ohne Zölle. Er hoffe, dass sich die USA und Europa auf eine noch engere Partnerschaft als bisher einigen könnten, sagte Musk bei einem Parteitag der rechten italienischen Regierungspartei Lega am Samstag in Florenz, zu dem er per Video zugeschaltet wurde. „Und was die Zölle anbelangt, hoffe ich, dass wir uns auf eine Null-Zoll-Situation zubewegen mit einer Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika“, sagte Musk laut italienischer Simultanübersetzung.
Menschen in USA zahlen die Zeche
Infolge des am Mittwoch verkündeten Zollpakets gelten auf Importe aus allen Ländern in die USA nun pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent. Am 9. April will Trump noch höhere Zölle folgen lassen für Länder, mit denen die USA aus seiner Sicht ein besonders großes Handelsdefizit haben. Auf Importe aus EU-Staaten würden demnach Strafabgaben in Höhe von 20 Prozent fällig. Andere Strafabgaben auf Einfuhren in die USA, die bereits zuvor galten, bleiben ebenfalls erhalten.
Ein Importzoll funktioniert ähnlich wie eine Steuer. Die Abgabe muss vom importierenden Unternehmen gezahlt werden - in diesem Fall also von Firmen in den USA. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass die importierenden Firmen die höheren Kosten nicht einfach selbst tragen, sondern an die Verbraucher weitergeben - und die so steigenden Preise die Inflation wieder anheizen. In den vergangenen Wochen hatte Trump Bedenken, dass neue Zölle vor allem amerikanische Verbraucher durch höhere Preise belasten werden, stets abgetan und von vorübergehenden kleineren „Störungen“ gesprochen.
EU und Deutschland „besonders gefährdet“
In Europa dürften damit große Probleme anstehen, glaubt Sonali Chowdhry vom Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Die EU ist besonders gefährdet – im Jahr 2024 waren die USA ihr wichtigstes Exportziel für Waren und ihre zweitwichtigste Quelle für Warenimporte. Für Deutschland macht der US-Markt ein Fünftel seiner gesamten weltweiten Exporte und ein Viertel seiner weltweiten Autoexporte aus. Deutschland und die EU stehen daher vor der doppelten Herausforderung, den wirtschaftlichen Schaden aus den Handelsspannungen mit den USA zu begrenzen und eine zukunftsorientierte Strategie zu entwickeln, um das Wirtschaftswachstum und die Widerstandsfähigkeit langfristig zu stärken“, schreibt Chowdhry in einem Aufsatf für das DIW Berlin.
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200 Milliarden Schaden für Deutschland befürchtet.
Ähnlich sieht es auch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln). 20 Prozent Zölle auf fast alle Waren aus der EU: In der vierjährigen Amtszeit von Trump könnte der wirtschaftliche Schaden für Deutschland rund 200 Milliarden Euro betragen, für die EU etwa 750 Milliarden Euro. „Das deutsche BIP läge im Jahr 2028 um etwa anderthalb Prozent niedriger als ohne Zölle“, teilt das IW Köln mit. (erpe/dpa)