Neujahrsempfang vom Oberbürgermeister von Musik und Sorgen um die Demokratie geprägt
„Musik hat eine unglaubliche Kraft, Musik hat eine unglaubliche Macht“, sagte Matthias Haslach, der neue Stadtkapellmeister beim traditionellen Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters in der Schrannenhalle.
Kempten – Die politische und Gemeinschaft stärkende Kraft der Musik stellte OB Thomas Kiechle in den Mittelpunkt seiner Rede, die erstmalig auch online übertragen wurde. Durch die kurz angespielten Beispiele von Nicoles „Ein bisschen Frieden“, Hasselhoffs „Looking for Freedom“ und Grönemeyers „Zeit, dass sich was dreht“ machte er nachvollziehbar, welche Wirkungskraft einzelne Lieder in der Gesellschaft entfalten können. Wo er zurzeit den größten Bedarf an einer gemeinschaftlichen Anstrengung aller Demokraten sieht, drückte Kiechle auch musikalisch aus. Unter der Leitung der Frau des neuen Kapellmeisters, Gertrud Hiemer-Haslach, ließ er die geladenen Gäste im Saal und wahrscheinlich auch manche Zuschauer vor den Bildschirmen zu Hause die Europahymne singen. „Das Friedensprojekt Europa ist durchaus in Gefahr“, sagte Kiechle. „Dieses Europa ist viel zu wichtig, um es den radikalen Kräften zu überlassen. Es verträgt keine Experimente.“

Für den Übergang zu kommunalpolitischen Themen sorgte das Lied „Wenn ich einmal reich wär‘“ aus „Fiddler on the Roof“ (Anatevka). In dem Jahrzehnt, seit dem er Oberbürgermeister ist, sei man „auf der Treppe kontinuierlich hochgestiegen“, aber jetzt müsse man sich umorientieren, so Kiechle. Viele Leute hätten das zwar wahrgenommen, aber noch nicht verinnerlicht. Kempten müsse sich von der Schuldenfreiheit verabschieden, aber mit 310 Euro Pro-Kopf-Verschuldung gehe es der Stadt vergleichsweise gut. Der bayerische Durchschnitt liege bei 1.500 Euro. Der OB warnte, die Unzufriedenheit mit der aktuellen Lage könne zu Polarisierung und Spaltung führen. Er empfahl stattdessen, den „Weg gemeinsam zu gehen, mit Zuversicht, mit Tatkraft und mit Vertrauen“. Denn: „Wir haben unzählige Gründe, um dankbar zu sein.“
Abgeschlossene Großprojekte im Jahr 2025
Die Investitionen der Stadt erreichen trotz allem weiterhin Spitzenwerte. Im Mai kann das Kornhaus – „die gute Stube unserer Stadt“ – mit einem großen Bürgerfest eröffnet werden. Im September startet der Unterricht in der zehnten Grundschule am Aybühlweg. Auch sie Sanierung der Haubenschloß-Schule wird heuer abgeschlossen. Im Mai endet die Umgestaltung des Ostbahnhof-Vorplatzes. Die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans und das Konzept der kommunalen Wärmeplanung können in diesem Jahr vom Stadtrat verabschiedet werden.
Ob der Verkehrsverbund Allgäu für die Städte Kempten und Kaufbeuren und die Landkreise Ober- und Ostallgäu 2025 realisiert werden kann, ist nach der Entscheidung des Haupt- und Finanzausschusses, der die Gelder aus dem diesjährigen Haushalt gestrichen hat, ungewiss. Der Oberbürgermeister sprach einerseits von „vielen Fragen nach Mehrwerten und Kosten auf Kemptener Seite“, aber auch von hohen Erwartungen von der Seite der drei anderen Gebietskörperschaften. Auf die weiteren Gespräche in Kempten richteten sich deshalb viele Blicke.
Projekte, die weiterlaufen oder beginnen
Die Investitionen im schulischen Bereich gehen weiter: Zunächst mit der Aufstellung von Modulbauten am Allgäu-Gymnasium, 2026 mit der Erweiterung des CvL. Der Einzug ins Gebäude A des Berufsschulzentrums erfolgt 2025, die Arbeiten insgesamt dauern dort bis Ende des Jahrzehnts an. Nach dem Spatenstich im November 2024 beginnt das KKU mit der Realisierung der Dreifachsporthalle an der Lindauer Straße. In den kommenden zwei Jahren soll die Hirschdorfer Illerbrücke neu gebaut werden. Im letzten Quartal 2025 geht es mit dem Neubau des Illerstegs los. Kiechle versprach, das neue ÖPNV-System mit den beiden großen Umsteigepunkten bis Ende 2026 einzuführen.
Meine news
Das wichtigste kulturhistorische Ereignis 2025 ist das 500. Jubiläum des Bauernkrieges. Der OB gab den neuen Termin des historischen Stadtfestes, in dessen Mittelpunkt der „Große Kauf“ stehen wird, bekannt: Samstag, 27. September.
Die Stärken des Allgäus
Schließlich erinnerte Kiechle an die Stärken des Allgäus, deren Fundamente Zusammenhalt und eine sich ständig wandelnde Heimatverbundenheit seien. „Wir können das Allgäu gestalten“, betonte er.
Die Veranstaltung wurde musikalisch von „einer sehr edlen Abordnung der Musikkapelle Heiligkreuz“ begleitet.

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