Für die Grünen steht fest: Der Torfabbau im Weilheimer Moos muss baldmöglichst beendet und das Gebiet wieder vernässt werden, anders seien die Klimaziele der Stadt nicht zu erreichen. Ein Gutachten der Regierung von Oberbayern stütze diese Haltung. Doch es gibt da auch große Ängste.
Bis zu 500 Hektar Fläche umfasst das Weilheimer Moos auf städtischem Gebiet, darüber hinaus reicht es weit auf Wielenbacher Flur. Und der jahrzehntelange Torfabbau – der in einem Teilbereich immer noch zulässig ist, sogar zeitlich unbegrenzt – hat Folgen. „Wirtschaftlich genutzte trockengelegte Moore emittieren 30 bis 50 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr“, sagt Stefan Emeis (Grüne), der Umwelt- und Klimareferent des Stadtrates. Somit sei das Moos für rund 15 Prozent der Weilheimer CO2-Emissionen verantwortlich. Und es müsse unbedingt wiedervernässt, der Wasserspiegel dort also angehoben werden, um diese Emissionen zu stoppen und das vom Stadtrat gesteckte Ziel einer klimaneutralen Stadt bis 2035 zu erreichen.
Weilheimer Moos: Die Wasserstände sind niedrig, die CO2-Emissionen hoch
Bereits im Juni hat die Grünen-Fraktion einen entsprechenden Antrag gestellt, und nach einer ersten Lesung vor Monaten im städtischen Klimaausschuss (wir berichteten) landete dieser jetzt im Bauausschuss. Zwischenzeitlich wurde, das war ein erstes Ziel der Grünen, im Oktober im Rathaus eine umfassende „Studie zur Darstellung der ökologischen und hydrologischen Zusammenhänge im Weilheimer Moos“ öffentlich vorgestellt. Diese hat die Regierung von Oberbayern von Fachleuten erstellen lassen, und Weilheims Grüne sehen durch die Ergebnisse ihr Anliegen bestätigt: Grundaussage der Studie ist Emeis zufolge, „dass im gesamten untersuchten Gebiet die Wasserstände zu niedrig sind“ – und die CO2-Emissionen entsprechend hoch.
Auch ein „Konzept zur ökologischen Optimierung“ enthält die Studie. Die „Optimallösung“ im Sinne des Klimas wäre demnach „eine vollständige Nutzungsaufgabe bzw. Extensivierung der Landwirtschaft mit Umstellung auf nässetolerante Kulturen“. Ein intaktes Moor trage auch zum Hochwasserschutz bei. Freilich sehen die Autoren der Untersuchung zahlreiche „Hemmnisse“ auf dem Weg dorthin, etwa die geltende Torfabbaugenehmigung und die Tatsache, dass es sich bei landwirtschaftlich genutzten Flächen um Betriebsvermögen handle.
Erste Maßnahmen zur Wiedervernässung in der „Kernzone“?
Vorgeschlagen wird deshalb eine Einteilung in Zonen: In einer „Kernzone“ (vor allem im Bereich der ehemaligen Torfstiche im westlichen Weilheimer Moos und im zentralen Schwattachfilz), deren Flächen derzeit größtenteils ohnehin nicht genutzt werden, solle man mit dem Wiedervernässen beginnen. Laut Gutacher wäre dadurch für landwirtschaftliche Flächen um diese Kernzone herum kein „Absaufen“ zu befürchten, betonte Emeis. Die Stadt solle deshalb „alles in ihrer Möglichkeit Stehende tun, um mit der Wiedervernässung in der Kernzone so bald wie möglich zu beginnen“.
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Landwirte fürchten um „hunderte Hektar Fläche“
Die Kollegen im Bauausschuss traten da allerdings deutlich auf die Bremse. Bei der Vorstellung der Studie, zu der auch betroffene Verbände und Landwirte eingeladen waren, seien „viele Fragen der Landwirte nicht entkräftet worden“, berichtete Rupert Pentenrieder (BfW), der als Stadtratsreferent für Landwirtschaft teilnahm. Der Grünen-Antrag sei deshalb ein ungutes „Vorpreschen“, so Pentenrieder, es brauche zunächst Gespräche und „viel Fingerspitzengefühl“, denn „ohne die Grundbesitzer können wir gar nichts machen“. Zudem gebe es auch in der Kernzone unter anderem einen Pferdebetrieb, der zu schützen sei. „Da hängen Existenzen dran“, mahnte der BfW-Vertreter, und es drohten „hunderte Hektar Fläche für Vollerwerbsbetriebe in Weilheim, Unterhausen und Wielenbach“ verloren zu gehen.
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„Wir reden von Privateigentum“, bekräftigte Klaus Gast seitens der CSU, deshalb müsse man „die Leute mitnehmen“ und „einen Miteinander-Weg gehen“. Überdies könne die Stadt in dieser Sache nur „Hinweise geben“, federführend sei das Landratsamt. CSU-Fraktionssprecherin Marion Lunz-Schmieder ergänzte, sie habe aus der Präsentation der Studie mitgenommen, „dass es ein ganz langer Weg sein wird“ und es auch nicht ohne Ausgleichsflächen gehen werde.
Im Frühjahr soll es eine Sondersitzung des Stadtrates zum Weilheimer Moos geben
Aktuell sei es jedenfalls zu früh für einen Beschluss der Stadt, war sich die Ausschussmehrheit einig. Die Entscheidung über den Grünen-Antrag wurde letztlich einstimmig vertagt. „Aber wir bleiben dran“, versicherte 2. Bürgermeisterin Angelika Flock (CSU) als Sitzungsleiterin. Kommendes Frühjahr solle es eine Sondersitzung des Stadtrates zu dem Thema geben, dazu will man auch die Ersteller der Studie einladen.
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Mit diesem Ergebnis zeigte sich Grünen-Vertreter Emeis fürs erste zufrieden. Primäres Ziel sei gewesen, das Moos und seine Rolle als CO2-Emittent ins Blickfeld zu rücken. Doch die Vernässung sei nötig und dürfe keinesfalls zehn oder 15 Jahre geschoben werden, fügte der Umweltreferent hinzu: Wegen der Klimaentwicklung werde „der Druck irgendwann so groß sein, dass von oben sehr strikte Vorgaben kommen werden – und dann haben wir keine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten mehr“.