Er kommt aus Steingaden und hat als Triathlet zahlreiche internationale Erfolge gefeiert. Doch nun muss Simon Henseleit seine Karriere beenden – der Gesundheit wegen.
Steingaden/Nürnberg – Simon Henseleit erledigt auch diese unangenehme Aufgabe so, wie er seine Wettkämpfe absolviert hat: Er zieht das Ding konsequent und ohne viel Bohei durch. In dem Video, das der Steingadener via Online-Netzwerke teilte, nimmt er Platz, sieht direkt in die Kamera – und verkündet sein Karriereende als Profi-Triathlet.
Triathlon: Simon Henseleit muss Profi-Laufbahn beenden
Leicht, das gibt der 24-Jährige freimütig zu, fällt ihm das Ganze nicht. Henseleit hatte sich in den vergangenen Jahren auf der Kurzdistanz in der deutschen Spitze der Eliteklasse etabliert. Für ihn persönlich wichtig war der Auftritt beim Europa-Cup-Rennen im ungarischen Tiszaujvaros im Juli 2021 – bei über 34 Grad Celsius eine wahre Hitzeschlacht. Im Zielsprint ließ er noch zwei Kontrahenten hinter sich. „Es war nur ein sechster Platz bei einem Europacup, aber dieses Resultat war unglaublich befreiend für mich, sehr emotional und hat mir richtig viel bedeutet, weil ich gemerkt habe, dass ich das Zeug habe, mit den Männern mitzuhalten“, so Henseleit auf der Website der Triathlon-Bundesliga.
2022 gewann er bei den European Championships in München EM-Silber mit der Mixed-Staffel und holte einen Einzelsieg in der Bundesliga. 2023 wurde der Steingadener gar zweimal Weltmeister – im U23-Einzel und mit der Mixed-Staffel in der Eliteklasse. Hinzu kam ein dritter Rang beim Weltcup in Rom und DM-Bronze. Heuer im Mai wurde er allerdings ausgebremst: Bei einem Wettkampf zur „World Triathlon Championship Series“ (WTCS) im japanischen Yokohama zog sich Henseleit bei einem Sturz mit dem Rad eine Ellenbogenfraktur zu. Er musste sich einer Operation und zudem noch einem ohnehin nötig gewordenen Eingriff an der Hüfte unterziehen. Seither arbeitete Henseleit am Comeback. Zu einem Wettkampfeinsatz auf Top-Niveau kam es allerdings nicht mehr.
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Der Grund für das prompte Karriereende sind allerdings weder Ellenbogen noch Hüfte. „Ich habe ein Thema mit dem Herzen“, so Henseleit in seinem Video. Es gehe bei ihm um den Blutdruck: Der dürfe nicht zu hoch werden, im schlimmsten Fall drohe ein Riss der Aorta. Das sei ihm schon länger bekannt. Vor über einem Jahrzehnt, bei einer Leistungsuntersuchung im bayerischen Landeskader, wurde beim Steingadener eine Aortenklappeninsuffizienz festgestellt. „Seitdem muss ich zu jährlichen Untersuchungen. Es war absehbar, dass ich nicht Leistungssport werde betreiben können, bis ich 40 Jahre alt bin“, so Henseleit.
Dennoch kam die neueste Entwicklung für Henseleit überraschend. Vor einigen Wochen bekam er, nach dem Besuch bei einem Sportkardiologen, den ärztlichen Rat, die Karriere zu beenden. „Das ins Gesicht gesagt zu bekommen, auch wenn dies auf eine sehr emphatische Art und Weise geschehen ist, war natürlich ein Schlag“, berichtet Henseleit. Noch am selben Tag habe er die Tatsache akzeptiert. „Es gibt da ja auch keinen Verhandlungsspielraum.“ Auch wenn der Hochleistungssport in seinem Leben zentrales Thema war, ist für den Steingadener klar: „Gesundheit ist das Wichtigste.“
Puls soll nicht mehr dauerhaft über 140 Schläge
Sport wird er auch weiterhin treiben, „auf einem Level, der meiner Gesundheit gut tut“. In der kommenden Zeit liegt der Fokus weiter auf dem Sport. Top-Athleten wie Henseleit dürfen auch gar nicht einfach aufhören, sondern müssen „abtrainieren“, ihren Körper also langsam herunterfahren. „Ich bewege mich immer noch im Bereich von 16 bis 20 Wochenstunden.“ Er müsse allerdings „aufgrund meines Herzens nur darauf achten, dass mein Puls nicht über 140 Schläge geht“.
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Die meisten seiner Sponsoren „unterstützen mich weiterhin, das gibt mir eine gewisse Sicherheit für die kommenden Monate“. Die nächste Zeit möchte Henseleit nutzen, um für die spätere berufliche Laufbahn „einiges auszuprobieren“. Am Stützpunkt in Nürnberg, in Mittelfranken wohnt Henseleit, bietet er zusammen mit Landestrainer Roland Knoll Kindertraining an, „das macht sehr viel Spaß“. Triathlon, sagt Henseleit, werden bei ihm „weiter eine Rolle spielen. Ob hauptberuflich oder nur nebenbei, wird sich zeigen.“