Initiative will Leben in Dachauer Altstadt bringen: „Niemand will hier einen Ballermann, aber wir wollen, dass sich wieder was rührt“
Dass die Dachauer Altstadt weit besser ist als ihr Ruf, will nun eine Gruppe junger Geschäftsleute unter Beweis stellen. Die Unternehmer haben schon viele Ideen.
Dachau – Aufgeschreckt vom Aus des Kaufhauses Rübsamen und zahlreichen weiteren Leerständen in der Altstadt, wollte man im Rathaus Anfang des Jahres offensichtlich zeigen: „Keine Panik, wir haben die Lage im Griff!“ Die Verwaltung lud einen Vertreter der Münchner Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung ein, der den interessiert zuhörenden Stadträten im Haupt- und Finanzausschuss mit blumigen Worten erläuterte, dass man aus der Altstadt bei entsprechender „Weichenstellung“ einen „multifunktionalen Lebensort“ machen könne. Dass diese „fachliche Begleitung“ einen Batzen Geld kosten würde, wurde in der Sitzung zwar nicht offen gesagt, verstand sich aber von selbst.
„Wir brauchen aber gar keinen externen Berater“, findet nun eine Gruppe junger Dachauer Geschäftsleute. Allesamt helle Köpfe mit jeder Menge Unternehmergeist, haben sie sich selbst den Namen „Junge Wilde“ gegeben und mit Unterstützung des Gewerbevereins „Dachau handelt“ eine für die Altstadt bis dato einzigartige Initiative geschaffen.
Einzigartige Initiative für Dachauer Altstadt
Ihre Namen: Alexander Schmid als Betreiber der Roxibar, Andreas Friedlein als Chef des Café Zaunkönig, Die „Samstagskinder“ Jennifer Stolle und Annika Hauß, Maria Auer vom gleichnamigen Haushaltswarengeschäft sowie Lina Homann und Nadine Diepold vom Second-Hand-Laden Nju Nju. Ihr Ziel: „Die Stimmung in eine andere Richtung lenken“ und den Dachauern klar machen: „Wir haben eine wunderschöne Altstadt. Nutzen wir sie!“ Und ihre Überzeugung: „Natürlich ist es nicht einfach, Energiekosten und Fachkräftemangel sind ein Problem. Aber wir müssen das Glas wieder halb voll statt immer nur halb leer sehen!“
Der erste Ansprechpartner der Mitt-Dreißiger, die sich nach eigenem Bekunden schon lange kennen und sich im Februar zur ersten gemeinsamen Sitzung getroffen hatten, war Ralf Weimer. Der Werbefachmann, der sein Büro ebenfalls in der Altstadt hat und gleichzeitig Vorsitzender und Mitbegründer von „Dachau handelt“ ist, war von der Gruppe direkt angetan. „Dachau handelt“ werde die „Jungen Wilden“ daher bedingungslos als „Berater, Umsetzer und Sparringspartner“ begleiten und mit seinem Netzwerk und seinen Ressourcen unterstützen, so Weimers Versprechen.
Genaue Pläne werden noch nicht verraten
Was genau die „Jungen Wilden“, die sich übrigens über Neuzugänge jeden Alters sehr freuen würden, genau vorhaben, wollen sie auf Nachfrage noch nicht verraten. „Das wird ja dann alles gleich wieder bewertet und zerredet“, glaubt Annika Hauß. Sicher ist, dass es beispielsweise „Einzelaktionen“ geben soll, die Frequenz bringen und den Handel beleben – etwa in Form eines „Candlelight“- oder „Afterworkshoppings“, wie es in anderen Städten und Gemeinden längst üblich ist.
Die bisherige Dachauer Praxis, Ladenöffnungen etwa mit speziellen Veranstaltungen zu verknüpfen, halten die Geschäftsleute nämlich für wenig zielführend. „Es kauft sich niemand einen Topf bei mir und geht dann zu ,Jazz in allen Gassen’“, so Haushaltswaren-Unternehmerin Maria Auer. Die junge Mutter ist aber, wie alle ihre „wilden“ Kollegen, offen für jede Art von Denkanstößen oder Ideen. Am Ende gehe es um „Mut und Optimismus“.
Verkehrsregelungen in Dachauer Altstadt nicht entscheidend
Dass die seit Monaten im Stadtrat ermüdend geführte Diskussion über Verkehrsregelungen – Stichwort: Einbahnstraße, Tempo 20 und Rechtsabbiegeverbot in den Karlsberg – in den Augen der Geschäftsleute vollkommen nachrangig ist, unterstreicht „Zaunkönig“-Betreiber Andreas Friedlein: „Uns ist egal, ob die Leute mit Tempo 20 oder Tempo 30 fahren. Hauptsache, sie kommen in die Altstadt!“ Dass der Verkehr das letzte ist, was neu geregelt werden sollte, findet auch Roxibar-Chef Alex Schmid: „Niemand will hier einen Ballermann. Aber wir wollen, dass sich wieder was rührt!“ Die Stadt, betont Weimer, könne die Geschäftsleuten gern unterstützen, indem sie sich derweil „um den Leerstand kümmert“.
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Uns ist egal, ob die Leute mit Tempo 20 oder Tempo 30 fahren. Hauptsache, sie kommen in die Altstadt!
Wichtig ist dem „Dachau handelt“-Mann und den Gruppenmitgliedern, dass die „Jungen Wilden“ erstens keine Aktion des Gewerbevereins, sondern ein eigenständiger Zusammenschluss sind.
Und zweitens gehe es auch nicht darum, eine Konkurrenz zur Münchner Straße oder dem Rest von Dachau zu schaffen. „Wir sind alle Unternehmer“, betont denn auch Annika Hauß. Und dem Onlinehandel lasse sich langfristig nur mit einem „Schulterschluss“ sowie dieser Botschaft die Stirn bieten: „In unseren Geschäften einzukaufen ist ein Erlebnis!“
Dass die Dachauer Stadt- und Landkreisbürger diese Botschaft dankbar aufnehmen werden, davon ist Werbemann Weimer überzeugt. Man habe es ja bei der „Wette 22“ der Dachauer Feuerwehr gesehen: „Die Menschen, die seitdem bei der Feuerwehr mitmachen, waren alle vorher schon da. Sie haben nur einen Anstoß gebraucht.“
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