Leerstände in der Altstadt: Stadt will Experten einladen
Die Schließung des Modehauses Rübsamen hat die Stadt Dachau, den Eigentümer der Immobilie sowie die Altstadtbewohner kalt erwischt. Gerade die Geschäftsleute aber wollen sich ihren Standort nicht schlechtreden lassen. An die Verantwortlichen im Rathaus richten sie daher die dringende Bitte, nicht in Aktionismus zu verfallen.
Dachau – Wenn das Modehaus Rübsamen in der Altstadt spätestens im Mai seine Türen für immer schließt, will die Stadt Dachau nicht tatenlos zusehen. Auch wenn die Möglichkeiten wohl beschränkt sind und das kurzfristige Aus für das Modehaus auch für Oberbürgermeister Florian Hartmann „sehr überraschend kommt“, wie er den Stadträten am Dienstag in der Sitzung des Bauausschusses erläuterte.
Schon im vorigen Sommer habe er Gespräche geführt mit der Geschäftsführung und dem Vermieter, informierte der OB. Damals musste sich die Augsburger Modekette im Rahmen einer Insolvenz in Eigenverwaltung neu aufstellen.

Zu diesem Zeitpunkt habe man auch bei der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA), die Kommunen wie Unternehmen in Sachen Einzelhandel, Immobilien- und Stadtentwicklung berät, ein Kurzgutachten in Auftrag gegeben, so Hartmann. Die Experten sollten eruieren, welches Sortiment dem Modehaus ergänzend beiseitegestellt werden könnte. „Doch zur Umsetzung ist es dann nicht mehr gekommen.“
Was nun? Die Stadt will laut OB in eine der Ausschusssitzungen Experten der GMA einladen und sich vorstellen lassen, „welche Möglichkeiten wir haben, auch über den akuten Leerstand hinaus“.
Franz Scherm, Inhaber der Immobilie an der Pfarrstraße 1, in der das Modehaus Rübsamen in den ersten beiden Etagen untergebracht ist, wundert sich über diese Ankündigung. Er fragt: „Was denkt man sich im Rathaus, was wir seit Sommer und der Ankündigung der Insolvenz gemacht haben?“ Dass die Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben habe, in dem es um die mögliche Umgestaltung seines Gebäudes geht, ohne darüber ihn oder seinen Sohn Andreas in Kenntnis zu setzen, hält er für arrogant und ignorant. Scherm, der selbst auch erst am Montag über das Ende von Rübsamen in Dachau informiert worden war, bittet daher: „Lasst uns machen, wir bringen das schon hin.“ Über etwaige Neuigkeiten, seine Immobilie betreffend, werde er zu gegebener Zeit informieren.
Max Lernbecher, alteingesessener Altstadt-Apotheker, warnt ebenfalls vor allzu großem Aktionismus: Die Behörden sollten die Geschäftsleute „in Ruhe lassen. Vieles organisiert sich von allein“.

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Ankündigungen, eine Einbahnstraße einzuführen und dann doch wieder nicht oder andere Verkehrsregelungen, die in der letzten Zeit versucht und dann wieder verworfen wurden, hält er für kontraproduktiv: „Veränderungen stressen nur. Investoren wollen eine gute Stimmung und Verlässlichkeit.“ Indem sie vorhandene oder nicht vorhandene Probleme zum „Dauerthema“ mache, schade die Stadt den Geschäftsleuten eher als dass sie ihnen nutze.
Was Lernbecher dabei wichtig ist zu betonen: „Man darf unsere Altstadt nicht kleinreden und schlechtmachen!“ Die „Frequenz“ sei da, dank VR-Bank und Landratsamt gebe es gute Arbeitgeber, die Gastro werde gut genutzt. „Wir sind besser als andere Städte durch Corona gekommen“, glaubt der Apotheker. Seiner Meinung nach solle die Stadt daher bei dem bleiben, was sie in den vergangenen Jahren erfolgreich und zur Zufriedenheit aller betrieben habe: Kulturangebote zu schaffen. „Die Konzerte, der Christkindlmarkt – das hilft uns sehr“, so Lernbecher.
Alexander Broschell, Wirtschaftsförderer der Stadt, ist dennoch überzeugt, die Gewerbetreibenden „mit Hilfe externer Einzelhandelsexperten“ aktiv unterstützen zu können. Dabei räumt er aber auch ein, dass die Stadt nicht über die Eigentümer bestimmen könne. „Welche Flächen vermietet werden, an wen und zu welchem Preis ist allein Sache des Eigentümers!“

Zudem findet er, wie Max Lernbecher, dass die vor allem durch den zunehmenden Online-Handel bedingte Einzelhandelskrise in Dachau „nicht so gravierend ist wie in anderen Städten“. In Bezug auf das Modehaus Rübsamen sei außerdem zu betonen, dass „die Geschäftslage in Dachau gut und nicht Ursache für die Insolvenz des Gesamtunternehmens“ war.

Gleichwohl gebe es diverse Leerstände: der ehemalige Tedi, der Friseurladen an der Wieninger Straße, der Imbiss Zum Gasteiger (siehe Kasten oben), das Lokal Helfer, der Zieglerbräu, der Hörhammerbräu, das Trinkgeld-Haus, Radio Doll, das ehemalige Uhrengeschäft Rinderle. Schließen wird laut Broschell bald auch die Boutique JUCO Jung Concept Store.

Dass fehlende Parkmöglichkeiten ein Grund dafür sein könnten, dass Kunden den Weg in die Altstadt scheuen, schließt Broschell aus. Mit der Ludwig-Thoma-Wiese habe man die Zahl der Parkplätze in Altstadtnähe sogar vergrößert. Hinzu komme, dass die Stadt mit der Citybus-Linie eine Anbindung zwischen Unterer Stadt und Altstadt geschaffen habe.
Das erkennt auch Geschäftsmann Lernbecher an: „Die Busse sind klasse!“ Und dass es ansonsten „knifflig“ ist, in Dachau zu parken, sei seit langem bekannt. „Aber das ist unten an der Münchner Straße ja auch nicht anders.“
Nachfolger gesucht
Nach Ewald Zechners Ankündigung, seinen Imbiss „Zum Gasteiger“ in der Altstadt aufzugeben (wir berichteten), suchen die Eigentümer der Immobilie nun nach einem Nachfolger. „Wir selber wissen noch nicht, wie es weitergeht“, erklärt Maria Gasteiger auf Nachfrage der Heimatzeitung. Erst mal müsse Zechner „ausräumen“, dann könne man weiterschauen. Ob der neue Pächter ebenfalls Gastro anbieten solle? „Das ist uns egal“, so Gasteiger, „wir täten alles rein.“