89-Jährige hat keinen Festnetzanschluss mehr: Telekom bringt Familie zum Verzweifeln
-
VonStefanie Zipferschließen
Seit 23. November hat eine 89-Jährige aus Oberbachern keinen Festnetzanschluss mehr. Grund: vermutlich eine Kabelstörung. Die Telekom aber kümmere sich nicht um das Problem, schimpft die Tochter.
Oberbachern – Körperlich, sagt Renate B. (Name geändert, die Red.), ist ihre 89-jährige Mutter noch recht fit. Nur der Kopf der alten Dame funktioniere nicht mehr so gut, weshalb die Familie – um der allein lebenden Seniorin einen Umzug in ein Heim zu ersparen – folgende Lösung gefunden hat: In der Früh schaut ein Pflegedienst im Haus der 89-Jährigen nach dem Rechten. Am Nachmittag telefonieren Renate B. und ihre Mutter per Festnetz – „jeden Tag“, wie die Tochter betont. Wenn die bereits demente 89-Jährige also die Taste „1“ ihres Festnetztelefons drückte, landete sie automatisch bei der Tochter. Auch abheben war kein Problem.
Doch seit 23. November sind diese unkomplizierten Gespräche der Tochter, die in Unterbachern wohnt, mit der Mutter in Oberbachern nicht mehr möglich. Grund: Der Festnetzanschluss der alten Frau funktioniert nicht mehr. Und alle Versuche der Tochter, bei der Telekom einen Menschen zu finden, der sich des Problems annimmt, sind bislang gescheitert.
Die 57-Jährige bringt dies langsam zum Verzweifeln. „Ich dreh wirklich durch, ich kann nicht mehr“, schimpft sie. „Ich hab da mindestens 50 Mal angerufen, bin stundenlang in irgendwelchen Warteschleifen gehangen, oft wieder rausgefallen.“ Den Eindruck, dass sich irgendwer ernsthaft für ihr Problem interessieren würde, hatte B. dabei nie. Im Gegenteil.
Einmal bekam sie von der Telekom bezüglich ihrer Schadensmeldung eine SMS, die mit den Worten begann: „Hallo Daniela Rankl, wir arbeiten weiter an der Behebung Ihrer Anschlussstörung.“ Das Problem: B. kennt überhaupt keine „Daniela Rankl“, „ich weiß gar nicht, wer das sein soll“!
Auch der Vorschlag der Telekom, der Mutter während der Dauer des Ausfalls ein Mobiltelefon zur Verfügung zu stellen, ist in den Augen der Tochter sinnlos. „Meine Mutter kann das doch gar nicht bedienen!“ Immerhin habe die 89-Jährige Ende Dezember ein Seniorenhandy bekommen. Damit kann sie Anrufe wenigstens annehmen. Aus ihrem Haus heraustelefonieren, so Tochter B., schaffe ihre Mama dagegen nicht mehr. „Sie kriegt das mit der Vorwahl nicht mehr hin!“ Aus diesem Grund geht es Renate B. auch am allerwenigsten um Geld oder eine Kostenrückerstattung von der Telekom. „Ich habe Angst um sie“, sagt sie. Denn: „Wenn was passiert, dann kann sie im Moment keine Hilfe rufen!“
Das Argument eines der vielen Hotline-Mitarbeiter, mit denen sie im Lauf der letzten Wochen Kontakt hatte und der meinte, die Telekom müsse sich eben vordringlich um die Probleme kümmern, die 1000 Haushalte betreffen und nicht nur einen, kann die 57-Jährige zwar nachvollziehen. Was sie aber nicht nachvollziehen kann, ist die Art und Weise der Kommunikation. „Es gibt niemanden, der zuständig ist, jeder sagt was anderes, zum Teil lügen sie einen einfach an.“
Beispiel: So habe ein Telekommitarbeiter angekündigt, dass am 23. Dezember um 20 Uhr ein Techniker zu der alten Dame nach Oberbachern kommen würde. „Wirklich, am 23. Dezember abends kommt noch jemand“, soll B. verwundert nachgefragt haben. „Ja, ja“, so der Hotline-Mann. So stehe es im System! Tatsächlich aber kam am 23. Dezember – niemand.
Auf eine Nachfrage der Heimatzeitung hin aber scheint bei der Telekom die Dringlichkeit des Problems nun angekommen zu sein. Ein Sprecher versprach gestern, dass „noch in dieser Woche“ die „Schadstelle“ des Kabels freigegraben werde. Nach entsprechender Sichtung würde dann die Reparatur beginnen. Dass es so lange gedauert hat, bis die Fehlerstelle „lokalisiert“ werden konnte, habe schlicht am Wetter gelegen: Wegen „Hochwasser, Dauerregen, Frost und Schnee“ seien die Schadensorte „zum Teil nicht begehbar“ gewesen.